Kapitel 16: Ohne ihn wäre sie heute nicht so gebrochen

65 2 0
                                    

Er verbrachte die nächsten Stunden still an ihrer Seite. Sie hatte kein einziges Wort gesprochen, aber ihre Augen hatten ihn darum gebeten, sie nicht zu verlassen. Sie nicht mit sich selbst alleine zu lassen. Sie stand völlig neben sich und brauchte Hilfe.

„Soll ich dir ein Bad einlassen?", bot er an, als ihm auffiel, dass ihre Blicke die Blutspuren an ihrem Körper verfolgten.

Sie nickte und ließ ihn endlich los, damit er aufstehen konnte. Er ließ die Tür zum Badezimmer offen stehen, damit sie immer sehen konnte, was er tat. Sie hatten seit Stunden auf dem Fußboden gesessen und beide still geweint. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb hatte er noch immer Angst, sie wieder an ihre dunklen Gedanken zu verlieren.

Während sie das Bad nahm, sammelte er alle Scherben vom Fußboden auf, legte sie Beiseite und putzte die Blutflecken vom Boden. Danach setzte er sich an ihren Schreibtisch und wartete bis sie aus der Wanne stieg.


Der warme Duft wilder Beeren erschlich sich sofort seine Aufmerksamkeit, als sich die Tür zum Badezimmer öffnete und sie vorsichtig durch die Tür trat. Ihre Augen waren noch immer rot unterlaufen. Fast schon schüchtern sah sie zu Bucky. Sie schien erleichtert, dass er noch da war.

Ehrfürchtig blickte er zu ihr. Auch nach allem, was zwischen den beiden vorgefallen war, war er noch immer fasziniert von ihrer Schönheit. Normalerweise versuchte sie immer die Starke zu sein und schaffte es ständig, ihn in irgendeinen Streit zu verwickeln. Aber wann immer sie die Mauern, die sie schützend um sich errichtet hatte, niederließ und ihm einen kurzen Blick auf ihr wahres Ich zu erhaschen erlaubte, machte sie das in seinen Augen nur noch schöner. Auch, wenn sie es wahrscheinlich selbst als Schwäche ansah, wenn sie ihn um Hilfe bitten musste, machte sie das für ihn so viel stärker.

In ihren Händen hielt sie Desinfektionsmittel und Verbandszeug. Sie sah darauf hinab.

„Würdest du...", sie brachte ihre Worte kaum hervor, beendete ihre Frage nicht.

„Natürlich", beruhigte er sie.

Sie ging zu ihm, stellte Desinfektionsmittel und Verbandszeug auf dem Schreibtisch vor ihm ab. Er drehte sich mit dem Stuhl zu ihr und schaute sie an. Sie traute sich nicht, herunter zu schauen, ihm in die Augen zu schauen.

Vorsichtig schob er ihren Pullover hoch, streifte dabei zärtlich ihre Haut.

„Hältst du das kurz hoch?", fragte er, während er ihre linke Hand nahm und sie sorgsam zu dem Stoff führte, den er eben hoch geschoben hatte. Zärtlich reinigte er die Wunden an ihrem Bauch und in ihrer rechten Hand und verband alles. Nachdem er fertig war, ließ er ihren Pullover aus ihrer Hand zurück über ihren Bauch gleiten. Sie nahm ihm das Desinfektionsmittel aus der Hand und begann sich fürsorglich um die Schnittwunde auf seiner Wange zu kümmern.


Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.


Ihr so nahe so sein, zerriss ihn innerlich.

Denn ganz gleich, wie hübsch sie auch wie oder wie sehr er selbst ihre zickige Art bewunderte, konnte er doch niemals vor der Tatsache davon laufen, dass er es war, der all diesen Schmerz überhaupt erst über sie gebracht hatte. Ohne ihn wäre sie heute nicht so gebrochen.

„Ich sollte mich schlafen legen", brach sie die Stille zwischen den beiden.

Er nickte und stand von seinem Stuhl auf. Sie stand noch immer vor ihm, was zwischen ihnen nur wenig Raum ließ. Einen Moment verlor er sich in ihrem einnehmenden Blick.

„Falls du irgendwas brauchst...", er unterbrach sich selbst in der Mitte des Satzes, als er sich dabei erwischte, wie er seine Hand gehoben hatte, um sie um ihre Wange zu legen. Er hielt inne bevor er irgendetwas Dummes tun konnte und legte seine Hand stattdessen auf ihrer Schulter ab und strich ihr aufmunternd darüber.

Fast schon schüchtern ging er zu ihrer Zimmertür. Er sah noch einmal zurück, um ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Einen kurzen Augenblick schweifte sein Blick zur Fensterbank.

Ihre Schwester wachte wie immer über sie. 

i forgive you (Buckys POV) [Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt