Kapitel 9: Das wird sie dir nie verzeihen

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Eine einzelne Träne rannte über Buckys Wange, als er y/ns schrecklichen Schrei hörte. Sie weinte bitterlich. Steves Worte hatten sie tief getroffen und es gab absolut nichts, was Bucky tun konnte, um sie zu trösten.

Er stand noch eine ganze Weile vor ihrer Tür bevor er seine Gedanken gesammelt und sortiert hatte.

Nie zuvor hatte er jemanden so sehr zur Rede stellen wollen, wie er Steve in diesem Moment zur Rede stellen musste.


„Was zur Hölle sollte das denn?", schrie Bucky ihm entgegen, sobald er Steve im Wohnzimmer gefunden hatte.

Steve hatte bereits begonnen, sich seine Schuld, seine Wut und seine Scham mit ein paar Drinks hinunter zu spülen. Weil er Bucky nicht antwortete, schubste Bucky ihn wütend zur Seite, was dazu führte, dass Rhodey und Tony in den Streit eingriffen.

„Was soll das, Barnes?!", Tony schubste Bucky von Steve weg.

„Glaub mir, du würdest genau so ausrasten, hättest du gehört, was ich gerade gehört habe!"

Noch immer antwortete Steve nicht. Stattdessen kippte er gleich den nächsten Drink in sein Glas. Augenblicklich drängte Bucky sich an Rhodey und Tony vorbei, um das Glas aus Steves Hand zu greifen und es wütend gegen die Wand zu schmettern.

„Was willst du denn hören, Bucky!? Ich weiß, dass ich es versaut habe! Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist! Ich war einfach so wütend!"

„Und da fällt dir nichts besseres ein, als sie so fertig zu machen?"

Bucky schäumte vor Wut. Hatte es jemals eine Chance gegeben, dass y/n ihm jemals verzeihen würde, hatte Steve sie gerade zerstört. Noch immer konnte er ihren qualvollen Schrei hören. Er wusste genau, dass es ihm nicht im entferntesten zustand, sich so beschützend aufzuspielen. Aber was gerade passiert war, hatte sie nicht verdient. Überhaupt nicht.


„Du hast ihr eine weiße Rose gegeben?"

Ohne ein weiteres Wort gesagt zu haben, hatten Steve und Bucky sich wütend angestarrt. Erst Wandas Worte störten die unangenehme Stille.

Sie stand da, Tränen in ihren Augen, als sie ihre Gedanken las.

„Habe ich", gab Bucky zu.

„Aber die Rosen sind für ihre Schwester...", sagte Wanda als die erste Träne über ihre Wange lief.


„Und woher soll ich das wissen, wenn niemand jemals über sie spricht?! Ihr macht um das alles so ein riesiges Geheimnis und anstatt mit der Sprache rauszurücken, schaut ihr einfach dabei zu, wie ich sie wieder und wieder verletze!"
Bucky versuchte seine Gedanken zu sortieren.

„Aber das spielt jetzt eh keine Rolle mehr, oder, Steve?!"


Als sie zu Steve blickte, begann Wanda bitterlich zu weinen . Sie wusste, was gerade passiert war. Sie war schockiert und von seinen Worten angewidert. Tony und Rhodey, die immer noch nicht wussten, was den ganzen Streit ausgelöst hatte, sahen zu Wanda und realisierten erst jetzt, dass es nicht Bucky war, der Mist gebaut hatte.

„Was ist passiert, Steve?", fragte Rhodey vorsichtig.

„Du solltest dich schämen!", schrie Wanda.

„Das tue ich!", schrie er zurück.

„WAS IST PASSIERT?", wiederholte Rhodey seine Frage.

„Das wird sie dir nie verzeihen", flüsterte sie entrüstet.
Nachdem sie beiden, Bucky und Steve, einen letzten verächtlichen Blick zuwarf, verließ sie den Raum fluchtartig.


„Ich habe gesagt, dass...", begann Steve.

Aber noch bevor er zugeben konnte, was er tatsächlich gesagt hatte, unterbrach Bucky seinen Freund: „Es ist unschön geworden. Alles andere müssen die beiden unter sich klären."

Es waren auch so schon zu viele Leute in die ganze Sache involviert. Aber Tony gab nicht eher Ruhe als dass Steve aufgab und ihm die ganze, unschöne Wahrheit offenbarte. Enttäuscht schüttelte Rhodey seinen Kopf. Wütend über die ganze Situation gerieten Steve und Tony in einen großen Streit.

Bucky wusste, dass es Zeit war, zu gehen, als Tony auf ihn deutend sagte:
„Von ihm habe ich nichts anderes erwartet, aber du, Steve..."


Aufgewühlt von allem, was er gehört und gesehen hatte an diesem Tag, verließ Bucky das Hauptquartier, um eine Weile in den Wäldern, die das Gelände umgaben, umher zu wandern. Als er zurück kam, war er äußerst leise und vorsichtig, damit niemand ihn bemerkte. Eigentlich wollte er so schnell wie möglich in sein Zimmer verschwinden. Doch plötzlich fand er sich vor y/ns Zimmertür. Nachdem er einen Augenblick zögerte, öffnete er dann doch vorsichtig die Tür und sah hinein.


Y/n lag auf dem Fußboden an genau der Stelle, wo sie gestanden hatte, als Steve sie zusammen gebrüllt hatte. Während sie sich ihren Schmerz von der Seele geschrien hatte, war sie vermutlich zusammen gebrochen und hatte so lange geweint, bis sie irgendwann erschöpft eingeschlafen war. Sie tat ihm so leid.

Langsam ging er auf sie zu und versuchte sie aufzuwecken. Vergebens.

So zärtlich er konnte, legte er seine Arme um sie, hob sie vorsichtig an, trug sie zu ihrem Bett und legte sie darauf ab. Behutsam deckte er sie zu. Dann nahm er die halbleere Wasserflasche, die noch auf ihrem Schreibtisch stand und stellte sie auf ihren Nachtschrank direkt neben ihr Handy.


Als letztes, bevor er ihr Zimmer wieder verlassen wollte, wollte er noch ihr Fenster öffnen, doch als er zum Fenster ging, entdeckte er die kleine Gedenkstätte, die y/n für ihre Schwester auf ihrer Fensterbank errichtet hatte. Ein Foto, eine kleine Figur davor, eine verwelkte weiße Rose in einer schwarzen Vase. Vorsichtig hob Bucky den Bilderrahmen und schaute in ihre Gesichter. Mit leerem Blick betrachtete er eine Weile das Bild dieser beiden schönen und glücklichen Frauen.
Y/n sah wunderschön aus auf dem Bild. Ihr Lächeln war atemberaubend.

Und er hatte es ihr genommen.

Er hatte ihr ihr Lächeln genommen.


Er stellte das Bild zurück an seinen Platz und verließ das Zimmer schnell, bevor irgendjemand merken konnte, dass er jemals darin gewesen war.

i forgive you (Buckys POV) [Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt