Kapitel 2: Ich hasse dich!

91 2 0
                                    

Später am selben Abend hatte Bucky sich bereits auf sein Zimmer zurück gezogen. Er hatte den Fernseher gerade eingeschaltet. Heute war einer dieser Tage, an denen er die absolute Stille nicht ausstehen konnte. Dann hörte er plötzlich, wie die Zimmertür gegenüber seiner geöffnet und wieder geschlossen wurde. Er stand auf und ging zu seiner Tür, um zu lauschen, wie sie langsam den Flur hinunter ging, vermutlich auf dem Weg zu den Gemeinschaftsräumen.

Er wollte nicht aufdringlich sein, aber seine Neugier gewann die Oberhand. Leise schlich er sich aus seinem Zimmer und folgte ihr. Vorsichtig wanderte er durch die Gemeinschaftsräume und fand sie dann in der Küche.


Da war sie.

Die Frau, die heute alle in Atem hielt.


Einen Augenblick blieb Bucky versteckt im Flur, um zu beobachten wie sie eine selbstgemachte heiße Schokolade in eine Tasse goss. Ein leichtes Lächeln erhellte sein Gesicht.

Er erinnerte sich daran, wie Peter und Sam ihm, als er dem Team beigetreten war, immer wieder klar gemacht hatten, diese eine bestimmte Tasse niemals zu benutzen. Sie hatten ihm erzählt, dass sie ausflippen würde, würde sie zurückkommen und jemand hätte ihre Tasse benutzt oder vielleicht sogar kaputt gemacht.

Nach einer Weile war die Tasse im Schrank immer weiter nach hinten gewandert. Dass das erste, was sie nach ihrer Rückkehr tat, war ihre Tasse wieder hervor zu kramen, ließ ihn schmunzeln.

Sie setzte sich an die Kücheninsel, nahm einen genüsslichen Schluck und verlor sich in ihren Gedanken. Auf ihren Lippen ein leichtes Lächeln.


Sie sah aus als hätte sie keine leichte Zeit hinter sich.

Ihre Hände und Lippen waren spröde und rissig, ihre Haut matt und blass, tiefe Ringe unter ihren geröteten Augen. Sie trug nur Schwarz. Trotz alle dem – oder gerade deswegen – war sie in seinen Augen außergewöhnlich schön. Sie sah gespenstisch und doch wunderschön gebrochen aus. Für einen Moment konnte er seinen Blick nicht von ihr lösen.


Endlich fasste er seinen Mut zusammen und betrat die Küche.

Er räusperte sich und setzte das freundlichste Lächeln auf, das er konnte:
„Du musst y/n sein. Dein Auftauchen scheint ja alle ganz schön zu beschäftigen."

Vermutlich weil er sie aus ihren Gedanken riss, spannte sich ihr ganzer Körper plötzlich an. Sie knirschte mit ihren Zähnen.

„Ich bin Bucky", stellte er sich vor. Er lehnte dabei lässig an den Türrahmen.

„Ich weiß", sagte sie ohne zu ihm aufzuschauen. Sie machte keine Anstalten sich selbst vorzustellen.

„Okay -", sagte er in einem letzten Versuch.
„Schön dich kennenzulernen, denke ich..."

Erst jetzt sah zu sie ihm auf und warf ihm einen giftigen Blick zu,

„Hör zu", schrie sie plötzlich.

Überrascht wich er einen Schritt zurück.

„Ich werde jetzt komplett ehrlich zu dir sein, Barnes. Ich hasse dich. Ich hasse dich so verdammt krass! Also wenn du wirklich meinst, du musst hier deine Everybody-New-Darling Shitshow abziehen, dann tu mir den Gefallen und geh mir verdammt noch mal aus dem Weg!"


Was zur Hölle war das denn?


Während sie ihn anfuhr, war sie aufgestanden und auf ihn zugegangen. Er stand aufrecht. Ihr aggressives Verhalten ließ ihm keine andere Wahl als sich selbst zu verteidigen. 

Sein Gesicht verdunkelte sich und er erhob seine Stimme:

„Was ist dein Problem?"

„Du."

Sie schubste ihn zur Seite. Ihre Berührung war kalt.

Dann ging sie an ihm vorbei und verließ die Gemeinschaftsräume. Er blieb verdutzt stehen, Mit offenem Mund sah er einfach nur zu, wie sie ging. Ungläubig schüttelte er den Kopf.


Einen Augenblick fragte er sich, ob er sie vielleicht schon einmal zuvor getroffen hatte. Vielleicht ein One Night Stand, das er anschließend geghostet hatte? Jemand, dem er mal einen Korb verpasst hatte? Nein. Unmöglich. Jemanden, der so faszinierend und wunderschön war, hätte er niemals eine Abfuhr verpassen können.
Bevor er diesen Gedanken allerdings zu Ende führen konnte, schüttelte er den Kopf. Nach der Aktion gerade konnte er unmöglich noch darüber nachdenken, wie schön sie war.
Abgesehen davon ergab dieser Gedanke keinen Sinn. Immerhin hatte sie das Land schon vor sieben Monaten verlassen, wie er mittlerweile mitbekommen hatte.

Er nahm sich ein Glas und schenkte sich einen Drink ein, den er sofort herunter kippte.

Beruhige dich, dachte er zu sich selbst.

Er nahm noch einen zweiten Drink, den er eben so schnell austrank und atmete dann tief durch. Wenn er weiterhin einfach nur in der Küche stand, würde es die Situation nicht lösen. Er sollte noch einmal das Gespräch zu ihr suchen. 

i forgive you (Buckys POV) [Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt