Kapitel 1

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Tag 2556

Ich bin immer noch in Askaban.

Heute sind die sieben Jahre vorbei.

Ich warte.

Ich sollte mir keine falschen Hoffnungen machen.

Trotzdem muss ich immer wieder an Damien denken. Daran, wie es sein könnte. Daran, ihn wieder zu sehen.

Ich sollte mir keine falschen Hoffnungen machen. Wahrscheinlich hat Damien mich längst aufgegeben. Das wäre auch besser für ihn.

Aber ich bin selbstsüchtig. Das habe ich von meinem Vater geerbt. Der Gedanke widert mich an. Ich habe mich vielleicht doch verändert. Vor sieben Jahren wäre ich stolz auf diesen Gedanken gewesen.

Der Tag ist schon fast vorbei.

Ich werde hier nie wieder rauskommen.

Ich habe es verdient.

Es wird kälter. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Ein Dementor nähert sich. Meine Zellentür gleitet auf. Die Tür sieht aus, als müsste sie quietschen und knarren, aber sie tut es nicht. Der Dementor schwebt auf mich zu. Er streckt eine knochige Hand nach mir aus. Ich weiche zurück und spüre die harte Zellenwand in meinem Rücken.

Ich verfalle in Panik.

Aber ich kann nicht fliehen.

Ich hatte Gary wohl nicht überzeugt.

Ich werde meine Seele verlieren.

Ich werde Damien nie wieder sehen.

Ich schließe die Augen und warte auf den Kuss des Dementors. Doch auf einmal spüre ich eine kalte Hand auf meinem Arm und der Dementor zieht mich mit sich. Ich kann mich kaum auf den Beinen halten. Wohin bringt er mich?

Er schleift mich durch dunkle Gänge. Eine Tür geht auf und ich werde von Licht geblendet. Der Dementor schubst mich über die Türschwelle und ich falle auf die Knie. Die Tür schlägt hinter mir zu. Ich bin draußen. Ich bin tatsächlich draußen. Ich ringe nach Luft. Ich kann es nicht glauben. Vielleicht ist es ein Traum?

Ein Schatten fällt auf mich. Ich erstarre. Es kann nur einer sein. Er ist hier um mich zu bestrafen. Ich senke den Kopf noch weiter und flüstere: „Es tut mir Leid Vater, ich habe versagt. Bestrafe mich, ich habe es verdient."

Er hockt sich vor mich hin.

„Scarlett, ich bin es, Damien. Es ist alles gut, dein Vater ist tot."

Abrupt hebe ich den Kopf. Es ist Damien. Aber es ist nicht der Damien von damals. Er ist älter. Sein Gesicht ist kantiger geworden und soweit ich es erkennen kann, ist er gewachsen. Er sieht gut aus. Besser.

Er ist wirklich da.

„Damien?", krächze ich, „Du hast wirklich auf mich gewartet?"

Sein ernster Gesichtsausdruck verzieht sich zu seinem typischen Lächeln. Das Lächeln, das ich inzwischen liebe. Das Lächeln, von dem ich so oft geträumt habe.

„Ich halte meine Versprechen."

Mir kommen die Tränen. Das habe ich nicht verdient.

Damien nimmt mein Gesicht in seine Hände. „Weine nicht." Aber auch ihm läuft eine Träne das Gesicht herunter.

Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und er zieht mich in eine feste Umarmung.

„Ich habe dich auch vermisst.", flüstert er mir ins Ohr.

Und das erste Mal seit sieben Jahren ist mir nicht kalt.

Ich weiß nicht, wie lange wir aneinander geklammert da saßen. Irgendwann hob er mich hoch und wir apparierten auf das Festland.

Staunend blicke ich mich um. Ich sehe andere Farben als immer nur grau. Damien stellt mich behutsam auf meine eigenen Füße. Ich lehne mich an ihn und schaue zu ihm hoch. Er ist bestimmt zehn Zentimeter gewachsen.

„Scarlett.", sagte er, „Deine Familie ist hier."

Ich wende meinen Blick von Damien ab und erblicke sie. Sienna. Julien. Draco. Narzissa. Lucius. Ich habe das Gefühl, da müsste noch jemand stehen. Dunkle Erinnerungen strömen auf mich ein. Mein erster Mord. Folterungen. Hass. Angst. Macht. Dunkelheit. Lord Voldemort. Mein Vater.

Ich merke, dass ich schreiend zusammenbreche. Ich höre, wie verschiedene Stimmen meinen Namen rufen. Aber ich kann ihnen nicht antworten. Ich bin gefangen in der Dunkelheit meiner Erinnerungen.

Ich spüre warme Arme um mich herum. Eine Stimme flüstert Worte in mein Ohr. Worte, die ich nicht verstehe. Aber die Stimme ist angenehm. Sie ist das Licht. Sie zieht mich aus dem Sumpf meiner Erinnerungen. Ich öffne die Augen und sehe Damiens Gesicht.

„Alles ist gut, Scarlett. Ich bin bei dir. Du bist in Sicherheit."

„Scarlett?", erklingt eine unsichere Stimme neben uns. Ich erkenne sie. Es ist meine Schwester. Ein Teil unseres Vaters.

Ich vergrabe das Gesicht an Damiens Schulter. „Bring mich hier weg. Ich will sie nicht sehen."


A/N

So jetzt geht es richtig los. Scarlett hat Damien wieder und kann mit ihm ein neues Leben anfangen. Eigentlich. Was haltet ihr von dem Kapitel? Lasst es uns wissen und vergesst nicht uns ein Vote zu geben! ;)

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