Hoch erhobenen Hauptes schreite ich durch den dunkeln Gang zum Gerichtssaal. Ich versuche ruhig zu wirken. Doch in Wahrheit bin ich voller Angst. Angst, dass ich wieder nach Askaban muss. Angst, dass ich Damien nie wiedersehen werde. Angst um unser Kind. Angst, dass ich all das wirklich verdient habe. Ich kann nicht wieder nach Askaban. Ich kann es einfach nicht. Die Kälte, die Hoffnungslosigkeit, ich kann mich noch zu gut daran erinnern. Wenn das Kind nicht wäre... Doch im Gegensatz zu meiner letzten Verhandlung habe ich jetzt etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Ich möchte mein Kind aufwachsen sehen. Seine ersten Worte und seine ersten Schritte miterleben. Ich will seine Mutter sein, dessen bin ich mir jetzt sicher.
Ich betrete den Gerichtssaal und ein schreckliches Déjà-vu Gefühl überkommt mich. In Gedanken höre ich schon Kingsley Shacklebolts dunkle Stimme: „Scarlett Victoria Malfoy. Sie sind verurteilt zu 7 Jahren in Askaban, wegen Mitgliedschaft in einer schwarzmagischen Vereinigung, mehrfacher Folterung und Mord."
Doch als ich ihn ansehe, wie er auf dem Podest sitzt und mit unergründlicher Miene auf mich herab blickt, schweigt er nur. Langsam setze ich mich auf den Stuhl in der Mitte des Raumes und sofort schließen sich eiserne Ketten um meine Handgelenke. Ich unterdrücke ein Schaudern.
Abgesehen von dem Zaubereiminister und den zwei Zauberern neben ihm auf dem Podest, ist der Raum in Dunkelheit gehüllt. Damien ist hier, versuche ich mir zu sagen, doch ich schaffe es nicht, mich zu beruhigen.
Ich höre nicht zu als Shacklebolt beginnt, reagiere erst als er sich an mich wendet: „Sie sind Scarlett Victoria Malfoy?"
„Ja." Unnötige Frage.
„Sie haben vor drei Tagen einen Zauberer namens Craig Baxter mit dem Todesfluch getötet?"
„Ja. Aus Notwehr."
Ich erwarte, dass er mir das Wort abschneidet, mir nicht die Chance gibt, mich zu verteidigen. Doch er nickt mir zu und sagt: „Bitte berichten Sie uns Ihre Version der Ereignisse."
Der Zauberer neben ihm wirft Shacklebolt einen finsteren Blick zu. Wahrscheinlich würde er mich am liebsten sofort zu einem lebenslangen Aufenthalt in Askaban verurteilen. Ebenso wohl die meisten anderen im Raum, ich höre aufgeregtes Tuscheln aus der Dunkelheit.
„Ruhe!", donnert Shacklebolt, dann sieht er mich erwartungsvoll an.
Also erzähle ich ihm alles.
Nachdem ich meinen Bericht abgeschlossen habe, schwillt das Getuschel wieder an. Einige Hexen und Zauberer werden sogar laut und fordern meine sofortige Auslieferung an die Dementoren. Es ist, als ob sie mir gar nicht zugehört hätten oder einfach direkt davon ausgehen, dass ich lügen würde. Ich kann mich nur schwer beherrschen, doch ich zwinge mich dazu ruhig zu bleiben, denn alles andere würde ihre Vorurteile gegen mich nur bestätigen. Verzweifelt blicke ich zum Podest. Shacklebolt diskutiert angeregt mit seinen Beratern. Plädiert irgendjemand von ihnen für meine Unschuld? Oder diskutieren sie nur über die richtige Strafe?
Schließlich ruft Shacklebolt wieder: „Ruhe!" und der Saal verstummt. Seine Berater gucken recht mürrisch drein, anscheinend hat sich der Zaubereiminister gegen sie durchgesetzt.
„Miss Malfoy. Anstatt unsere Zeit weiter mit Diskussionen und dem Befragen von Zeugen zu verschwenden, biete ich ihnen an, uns ihre Geschichte noch einmal unter dem Einfluss von Veritaserum zu erzählen."
Überrascht sehe ich ihn an. Damien hatte mir zwar mal erzählt, dass das Zaubergamot in den letzten Jahren dazu übergegangen war in kontroversen Fällen Veritaserum anzuwenden, doch mit einer fairen Behandlung hatte ich nicht wirklich gerechnet.
Erleichterung durchströmt mich. Gegen die Wahrheit würden sie nichts ausrichten können.
Ein älterer Zauberer, der mir irgendwie bekannt vorkommt, kommt auf mich zu und hilft mir das Veritaserum zu mir zu nehmen, da ich ja immer noch mit den Armen am Stuhl gefesselt bin. Es ist Gary Mitchell, der Ministeriumsbeamte, der mich aus Askaban geholt hat.
„Und nun erzählen Sie uns nochmal ihre Sicht der Dinge.", tönt Shaklebolts Stimme wieder vom Podium herunter. Und genau das tue ich. Ich wiederhole meine Erklärung und im Ministeriumssaal wird es immer lauter. Die Leute können es nicht glauben, dass ich die Wahrheit gesagt habe.
Nachdem ich geendet habe, ist es aber plötzlich so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Auch Shacklebolt hält einen Moment inne, bevor er seinen Holzhammer auf das Podest fallen lässt.
„Scarlett Victoria Malfoy. Ich sprechen Sie in allen Anklagepunkten frei."
Die Ketten um meine Handgelenke lösen sich. Bevor ich richtig aufstehen kann sind Damien und Sienna schon bei mir und ziehen mich nacheinander in ihre Arme.
A/N
Das ist ja zum Glück noch mal gut für die Beiden ausgegangen!
Über Kommentare und Votes würden wir uns wie immer freuen!

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A Path to Light
FanfictionScarlett Malfoy hat den Krieg überlebt, doch nun sitzt sie in Askaban. Wird sie dort wieder heraus kommen und wie wird ihr Leben Danach aussehen? Dies ist der zweite Teil von "A path to darkness" ( früher "Scarlett & Sienna (SEINE Töchter)"). Bitte...