Es ist Morgen. Und das erste, was ich von Damien zu hören bekomme, ist ein „Alles okay?". Natürlich ist nicht alles okay, aber ich will nicht, dass er sich sorgt.
„Klar.", antworte ich also, „Ich habe ja meinen Zauberstab wieder."
Ich bin mir nicht sicher, ob Damien mir glaubt, aber er lässt es auf sich beruhen.
Und so verschwinden die Tage ins Nichts. Ich wache auf. Damien fragt, wie es mir geht. Er macht Frühstück. Wir essen zusammen. Meistens nehme ich mir dann ein Buch, um nicht mit Damien reden zu müssen. Ich weiß, dass er meine Taktik durchschaut, aber ich will mich nicht mir selbst stellen. Manchmal kommt Sienna auch vorbei oder wir besuchen sie und Julien. In der Öffentlichkeit war ich nicht mehr, nachdem wir meinen Zauberstab abgeholt haben. Zuweilen bemerke ich eine Wut in mir, die ich versuche zu unterdrücken. Ich bin wütend auf mich selbst, teilweise auch auf Damien, Sienna und Julien, obwohl das ungerecht ist.
Ich erkenne auch keine merkliche Verbesserung in meinem Erscheinungsbild. Meine Haare sind nicht mehr so struppig und ich habe etwas Gewicht zugenommen, aber meine Wangen sind immer noch eingefallen und meine Augen strahlen kaum Leben aus. Wahrscheinlich liegt das aber auch am Schlafentzug, denn meine Albträume werden nicht besser.
Vorgestern war ich mit Sienna bei den Malfoys. Narzissa war mir schluchzend entgegengelaufen gekommen und hatte mich an sich gedrückt. Ich wollte sie nicht enttäuschen und umarmte sie, doch ich war froh, als ich wieder bei Damien zuhause war. Lucius spielte sich jetzt nachdem der Dunkle Lord schon länger tot war, wieder als Patriarch auf, was mich anwiderte. Ich zeigte ihm meine Verachtung auch offen, was eine jegliche positive Atmosphäre zu Nichte machte. So war dann wohl auch er froh, als ich ging.
Die Tage strichen weiter vorbei, bis schließlich Damiens Urlaub zu Ende war. Ich wusste, dass er sich nicht sicher war, ob er mich den ganzen Tag alleine lassen konnte, deshalb versuchte ich mich die Tage vor seinem ersten Arbeitstag so kommunikativ und aufgeschlossen wie möglich zu geben.
Und so verließ er am Montag um 7:00 die Wohnung und ich blieb alleine zurück.
Ich versuche mich zu beschäftigen.
Ich lese.
Ich laufe auf und ab.
Ich räume sogar auf.
Ich versuche mich auf jede erdenkliche Weise davon abzulenken, dass Damian nicht da ist. Doch nachdem ich fast zwei Wochen lang immer mit ihm zusammen war, ist die Leere der Wohnung erdrückend.
Ich komme mir albern vor. Ich war sieben Jahre lang jeden vermaledeiten Tag alleine. Ich habe Damian auf Abstand gehalten, als er da war. Und dennoch kann ich nicht ohne ihn. Ich komme mir schwach vor.
Irgendwann beschließe ich zu kochen. Ich habe noch nie gekocht. Wozu auch, wenn man einen Hauselfen hat?
Ich atme tief durch. Vor mir liegen ein aufgeschlagenes Kochbuch und allerlei Zutaten. Eine Herausforderung. Ich krempele mir die Ärmel hoch und die Schlacht beginnt.
Eine dreiviertel Stunde später stehe ich kurz vor der Kapitulation. Ich habe zahlreiche Wunden (in Form von Flecken verschiedenster Art an gefühlt allen Stellen meines Körpers) davongetragen und der Feind ist überall, ich kann ihn nicht bezwingen. Doch ich kann auch nicht aufgeben. Ich bin nicht schwach. Also stürze ich mich wieder ins Gefecht.
Kurz darauf appariert Damian in seine Küche und landet genau in einer Pfütze Tomatensoße (die die Bezeichnung „Tomatensoße" eigentlich nicht verdient hat), was dazu führt, das die Küche noch mehr rote Sprenkel bekommt. Verdattert starrt Damian mich an. Ich muss wohl einen ziemlich eigenartigen Anblick abgeben, wie ich mit einem Kochlöffel in der einen Hand, einer halben Packung Butter in der anderen Hand und der bunten Ansammlung von Flecken auf mir im Chaos der Schlacht vor ihm stehe, denn nach ein paar Schrecksekunden beginnt er zu lachen.
„Das ist nicht lustig!", fauche ich, doch er beachtet mich gar nicht.
Also werfe ich ihm die Butter an den Kopf.
Erst guckt er mich wieder verdattert an, doch dann beginnt er diabolisch zu grinsen.
„Das hättest du nicht tun sollen!"
Bevor ich reagieren kann trifft mich eine Tomate am Bauch. Ich greife hinter mich, finde die Mehlpackung und schleudere sie in Richtung Damian. Als sich der Mehlstaub verzieht sieht Damian aus wie der Yeti höchstpersönlich. Jetzt ist es an mir, zu lachen. Dann springt der Damian-Yeti lachend auf mich zu und zerschlägt ein Ei über meinem Kopf. Ich kreische auf als der Eiglibber meine Haare herunterläuft und will nach der nächsten Waffe (Olivenöl) greifen, doch Damian kommt noch näher und stützt sich mit beiden Händen an der Kücheninsel hinter mir ab, sodass ich eingeklemmt bin. Trotzig starre ich zu ihm hoch. Bei seinem Anblick muss ich wieder lachen. Sein mehlbepudertes Gesicht verzieht sich ebenfalls zu einem Lachen, seine blauen Augen blitzen amüsiert. Bei dem Anblick spüre ich ein Kribbeln in meinem Bauch und bevor mein gestörtes Hirn irgendetwas dagegen tun kann, schlinge ich die Arme um seinen Hals und küsse ihn. Der Kuss schmeckt nach Mehl, doch das ist mir egal. Damian braucht eine Sekunde um zu reagieren, dann erwidert er meinen Kuss und zieht mich in seine mehligen Arme.
Diese Nacht erlaube ich Damian das erste Mal wieder bei mir im Bett zu schlafen. Er hält mich vorsichtig in seinen Armen, als hätte er Angst ich könnte es mir jeden Moment anders überlegen. Doch das tue ich nicht. Diese Nacht habe ich zum ersten Mal keinen Albtraum.
A/N
Die Urlaubspause ist vorbei! Und es gibt ein neues Kapitel!!
Über Votes und Kommentare freuen wir uns!
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A Path to Light
Hayran KurguScarlett Malfoy hat den Krieg überlebt, doch nun sitzt sie in Askaban. Wird sie dort wieder heraus kommen und wie wird ihr Leben Danach aussehen? Dies ist der zweite Teil von "A path to darkness" ( früher "Scarlett & Sienna (SEINE Töchter)"). Bitte...