Kapitel 5

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Sie ist weg. SIE IST WEG! Verzweifelt werfe ich ein Glas an die Wand, das hunderttausend kleine Scherben zerbricht. Scarlett ist weg und es ist meine Schuld. Ich war zu voreilig. Ich habe sie überfordert. Sie ist noch nicht soweit.

Ich habe sie stundenlang gesucht. Sie ist unauffindbar. Ich kenne sie nicht gut genug, weiß nicht, an welche Orte sie sich in dieser Situation zurückziehen würde.

Mir fällt nur eine Person ein, die Scarlett so gut kennt. Sie ist meine letzte Hoffnung.

Sie wird mir die Hölle heiß machen.

Ich atme tief durch und disappariere.

Mit einem leisen Plopp erscheine ich in Siennas und Juliens Küche, wo Sienna gerade dabei ist ihre kleine Tochter Sky mit Brei zu füttern. Bei meinem Anblick lässt sie erschrocken den Löffel fallen.

„Was ist los? Ist was mit Scarlett?", ruft sie.

Ich sacke auf einem Stuhl zusammen.

„Sie ist weg.", flüstere ich.

„Sie ist WAS?!", zischt Sienna.

„Sie ist weg.", wiederholte ich niedergeschlagen.

Dann siehe ich Sienna in die Augen. „Bitte. Du musst sie finden."

„Dafür musst du mir erstmal erzählen, was passiert ist.", erwidert Sienna nun sanfter.

„Ich... Es ist meine Schuld. Ich war zu voreilig...."

„Damien. Was hast du gemacht?", fragt Sienna.

„Ich... Ich habe ihr gesagt, dass ich sie liebe... und dann... dann habe ich sie geküsst... Sie hat es kurz zugelassen, aber... dann hat sie mich weggestoßen und ist disappariert. Ich hätte das nicht tun sollen. Sie ist noch nicht soweit. Aber... es kam so über mich."

Sienna seufzt. „Ich glaube, ich weiß wo sie ist. Ich werde mit ihr reden. Pass du auf Sky auf."

Sie erhebt sich und setzt Sky auf meinen Schoß, die ich etwas ungelenk in Empfang nehme.

„Meinst du, das ist eine gute Idee? Du weißt doch, wie Scarlett das letzte Mal bei deinem Anblick reagiert hat.", spreche ich meine Zweifel aus.

Ein schmerzlicher Ausdruck huscht über Siennas Gesicht. „Da kam sie frisch aus Askaban. Jetzt hatte sie schon ein paar Tage, um sich zu erholen. Und ich denke, das ist erstmal besser, als wenn du jetzt zu ihr gehst."

Ich verziehe das Gesicht. „Wahrscheinlich hast du Recht. Aber... Sei vorsichtig mit ihr."

„Natürlich." Sienna nimmt ihren Zauberstab von der Kücheninsel. Bevor sie disappariert, wendet sie sich noch einmal an mich.

„Mach dir keine Vorwürfe. Aber schraub nächstes Mal dein Testosteron ein wenig runter und lass sie den ersten Schritt machen."

Mit einem leisen Plopp verschwindet sie.

Ich weiß, wo ich Scarlett zu suchen habe. Unser Vater hat uns mal gezeigt, wo unsere Mutter gestorben war. Ich stehe direkt vor dem Haus, das eigentlich ganz friedlich wirkt, in mir aber ein bedrückendes Gefühl auslöst.

Ich nehme noch einen tiefen Atemzug und mache dann die quietschende Pforte zum Vorgarten auf. Mir läuft ein Schauer über den Rücken.

Der Kies, der mittlerweile schon fast vollkommen mit Unkraut überwuchert ist, knirscht leicht unter meinen Schritten. Als ich vor der Haustür stehenbleibe, wirkt die Stille beklemmend.

Ich höre ein Geräusch im Haus und wieß, dass es nur von Scarlett kommen kann. Ich stoße also die Tür auf und betrete einen in Trümmern liegenden offenen Raum, in dessen Mitte eine zusammengesunkene Gestalt hockt.

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