Kapitel 13

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Leise schließe ich Siennas Haustür hinter mir und atme tief durch. Ich musste die Flucht ergreifen. Drinnen wuseln alle durcheinander Sienna, Julien und seine Familie, die Malfoys, Damien und Sky. Alle begaffen sie Elyas und Alessia und kennen kein anderes Gesprächsthema als Babys, Babys, Babys... Wahrscheinlich ist ihnen noch nicht einmal aufgefallen, dass ich verschwunden bin.

Ich lasse mich auf die Stufen der Veranda sinken. Natürlich freue ich mich für Sienna und Julien, keine Frage. Doch das Ganze lässt mich immer wieder an das Baby in meinem Bauch denken. Das Baby, dessen Mutter ich nicht sein will. Ich lege eine zitternde Hand auf meinen Bauch. Ertaste die kleine Rundung. Angeblich soll das ja Glücksgefühle auslösen, doch ich spüre nur... Abscheu. Nicht Abscheu vor dem Baby, sondern vor mir. Ich habe es nicht verdient. Seufzend vergrabe ich das Gesicht in meinen Händen. Ich mir langsam Tränen in die Augen steigen. Wütend wische ich sie weg. Ich bin nicht schwach.

Ein Knacken lässt mich hochschrecken. Was war das? Es ist nichts, versuche ich mir einzureden, bestimmt nur ein Vogel. Seufzend stehe ich wieder auf. Ich sollte nicht solange hier draußen bleiben. Ich will Sienna nicht kränken. Ich gönne ihr ihr Glück auch. Aber warum muss ich mir das immer wieder selbst sagen? Ich drehe mich um und beginne die Veranda wieder hochzulaufen.

„Na Blutsverräter-Schlampe hast du mich schon vermisst?"

Oh Gott! Ich will mich umdrehen, aber dann wird alles schwarz.

Langsam komme ich zu mir. Ich liege auf etwas Hartem. Seit wann ist mein Bett so hart? Verwirrt versuche ich das Schwindelgefühl loszuwerden und öffne die Augen. Das ist nicht mein Bett. Ich liege auf einem staubigen Holzboden, bin an Händen und Füßen gefesselt. Die Erinnerungen kehren zurück. Man hat mich mit Stupor geschockt, direkt vor Siennas Haustür. Er hat mich Blutsverräterin genannt.

Langsam richte ich mich auf. Der Raum in dem ich mich befinde ist relativ klein, sowohl der Fußboden als auch die Wände bestehen aus Holz. Keine Möbel, nur eine Tür an der gegenüberliegenden Wand. Durch ein kleines Fenster links von mir fällt etwas Licht herein, doch die Scheiben sind so schmierig, dass ich nichts dadurch erkennen kann.

Ich zerre an den Fesseln, doch sie lassen sich nicht lösen. Also krieche ich wie ein Wurm auf die Tür zu und schiebe mich dort rückwärts an der Wand hoch, sodass ich mit den gefesselten Händen ungelenk die Türklinke herunterdrücken kann. Abgeschlossen. Natürlich.

Entmutigt lasse ich mich wieder auf den Boden rutschen. Das Fenster ist viel zu klein, als dass ich dadurch entkommen könnte. Panik droht mich zu überwältigen.

,Ich bin nicht schwach!', versuche ich mir einzureden. Doch es ist hoffnungslos. Mir bleibt nichts anderes übrig, als auf meinen Entführer zu warten. Vorausgesetzt er lässt mich nicht einfach hier vermodern. Wie in Askaban. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag. Doch diesmal sitze ich hier, weil ich eben nicht mehr die Taten begehe, für die ich in Askaban gelandet bin. Mein Entführer denkt ich wäre eine Verräterin. ER denkt ich bin eine Verräterin. Und er hat recht.

Ich habe es verdient.

Ich habe es verdient.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist.

Ich habe es verdient.

Vielleicht Stunden.

Ich habe es verdient.

Vielleicht auch nur Minuten.

Ich habe es verdient.

Mit einem leisen Knarren öffnet sich die Tür. Ich sehe auf.

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