🔥 Kinderkramm 🔥

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Cessy

Ich genieße meinen Abend gemütlich auf dem Sofa, mit einem Tee und einer neuen Staffel meiner Lieblings Ärzte Serie kann ich abschalten. Das Gespräch mit André ist bereits mehrere Tage her, aber es ist so wohltuend gewesen das ich nicht mehr ganz das Gefühl habe verrückt zu werden. 

Zwar ist die Einsamkeit und Traurigkeit noch da, aber auch Gedanken, die mich Dinge überdenken lassen. 

Wie das Thema fremd gehen, jeder Mensch ist unterschiedlich, jeder empfindet es anders oder hat andere Grenzen. Meine Grenze kenne ich nicht, da ich nie betrogen wurde, aber ich weiß ich könnte es niemals verzeihen. 

Wobei ich mir eingestehen muss, dass mir mein Mann nicht nur körperlich fehlt, seine Nähe und seine Zeit für mich fehlen mir mehr.

Mit ihm reden zu können, seine Hand zu halten, ihn zu sehen. 

Ein liebevoller Blick oder ein Kuss auf die Stirn, solche Dinge die fehlen mir, Sex ist etwas anderes, auch der fehlt mir aber eben nicht so sehr wie Zweisamkeit. 

Zeit füreinander, und nicht gegeneinander. 

Den genau das tun wir gerade, ich weiß nicht wie es ihm geht und ich weiß auch nicht wie seine Gedanken sind, ich kann sie ja nicht mal erfragen weil wir nicht miteinander reden. 

An guten Tagen fühlt sich das Zusammenleben wie eine zwecks WG an, oder wie Freunde, die sich gut kennen, aber eben nicht über alles reden müssen. 

Aber genau das möchte ich, ich möchte meinem Mann erzählen, wie mein Tag war, was ich schönes erlebt habe oder auch weniger schöne Dinge. 

All das geht nicht, und daran habe ich zu knabbern, und das nicht zu wenig. 

Als die Haustür aufgeht, sehe ich überrascht in den Flur, Markus kommt um die Ecke und lächelt mich kurz an. Aber kein Hallo, oder irgendein Wort. 

Als er in die Küche geht sehe ich wieder zum Fernseher, ich werde ihn nicht hinterher laufen und fragen wie sein Tag war, zwar flüstert eine kleine stimme in mir das ich es machen sollte um ihn die Chance zu geben mich das selbe zu fragen, aber das habe ich bereits monatelang gemacht. 

Jetzt bin ich es müde, ich kämpfe alleine auf einen Posten, den ich retten will, aber dieser Posten kostet mich Kraft und die habe ich gerade nicht mehr. 

Ich verfolge mit meinen Augen die Handlung, mein Kopf schaltet automatisch zurück zu meinem neuen Manuskript, ich habe eine neue Liebesgeschichte angefangen, kam aber vorhin nicht weiter. Nun aber sprudeln neue Ideen in meinen Kopf. Grinsend greife ich zu meinem MacBook und fahre die Datei hoch. 

Der Fernseher bleibt zwar an, aber meine Augen bleiben nun bei den Zeilen, die ich geschrieben habe. 

Ich merke, dass Maike sich ebenfalls aufs Sofa setzt, sehe aber nicht hoch, ich bekomme auch mit, dass er Netflix wegschaltet und sich ein Fußballspiel anschaut, aber ich sehe nicht hoch. 

Da ich die Geräusche von diesem Spiel nicht gebrauchen kann, nehme ich mir meine Tasse und mein MacBook und stehe auf. 

"Wo gehst du hin?" Kurz vor dem Flur sehe ich rüber zu Markus der mich verwirrt ansieht "ich gehe ins Schlafzimmer, dann hast du deine Ruhe und ich meine" sein Blick wird härter "ich habe kein Ton darüber verloren dass du störst, du warst beschäftigt Cessy".

Ich nicke kurz und drehe mich zu ihm um "Brauchst du auch nicht, wofür soll ich da sitzen und dem Spiel zuhören?" Meine Frage scheint ihn überhaupt nicht zu erreichen, er zeigt auf den Fernseher als müsse ich verstehen was er meint "setz dich du störst nicht" ich trinke einen Schluck Tee um mein bitteres Lachen zu vermeiden. 

Er redet nur, dass ich ihn nicht störe, aber dass es mich stören könnte, darauf kommt er nicht.

"Das ist schön, dass ich dich nicht störe Maike" ich betone seinen Namen weil die Gehässigkeit in mir gesiegt hat "aber das Spiel stört mich, ich will arbeiten". 

Ohne auf Antwort zu hoffen, drehe ich mich in den Flur, um ins Schlafzimmer zu gehen. 

Er lässt mich ja auch ständig stehen oder gehen, dann kann ich das jetzt auch mal. 

Tief in die Kissen gegraben, mache ich es mir gemütlich um wieder in meine Geschichte einzufinden, ich schreibe, ohne auf die Zeit zu achten, das passiert öfter mal, vor allem wenn ich so tief in der Geschichte bin. 

Daher bin ich verwundert als Maike mich an arm fasst, ich zucke regelrecht zusammen, uns beide scheint das zu überraschen denn seine Augen sind genauso aufgerissen wie meine. 

"Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken" ich nicke nur den, sonst hätte ich ihm gesagt, dass so etwas passiert, wenn man immer alleine ist. 

"Ich wollte jetzt schlafen gehen, möchtest du noch weiter schreiben?" Sein Blick geht verachtend auf mein MacBook, also soll diese Frage eigentlich bedeuten, dass ich ihn hier störe. 

Schnaufend nehme ich mein Handy und stehe auf, mit den MacBook auf den Arm sehe ich Markus an "du hättest auch auf dem Sofa schlafen können anstatt mich aus den Schlafzimmern zu schmeißen" jetzt schnauft er wütend und zieht sich die Bettdecke über die Brust "das ist ein Schlafzimmer und kein Büro" jetzt kann ich mein trockenes lachen nicht mehr aufhalten. 

Voller Frust bringe ich meine Sachen ins Wohnzimmer, nur um wieder ins Schlafzimmer zu gehen. Dort nehme ich mir mein morgiges Outfit von Kleiderhaken und meine Bettwäsche, mir reicht's. Ich will nicht neben einem Mann schlafen, der mich ständig rausschmeißt und mich belächelt. 

"Was wird das denn jetzt wieder?" Ungläubig sehe ich meinen Mann an "was wohl, ich nehme mir meine Sachen und gehe" als wäre er dumm schüttel ich den Kopf. 

Was für dumme Fragen er stellen kann, wenn man die Bettwäsche nimmt und das Zimmer verlassen will, was wird das wohl? 

"Du benimmst dich so kindisch Cessy, mach diesen Kinderkram aus und leg dich ins Bett, wofür haben wir uns den dieses teure Teil gekauft". 

Ich spüre, wie die bekannte Wut in mir hochkriecht diesmal jedoch lache ich laut über seine verletzenden Sätze.

Der sogenannte Kinderkram hat mir einen Deal verschafft, mit dem ich zukünftig ein dickes Polster ansparen kann. 

Dieses lächerliche Verhalten, was er belächelt, verletzt mich so sehr, dass ich mich von ihm abwende, wenn ich es nämlich nicht tue, dann verliere ich meine Selbstachtung. Und das will ich um jeden Preis vermeiden. 

"Ich wünsche eine angenehme Nacht", wütend verlasse ich diesen Raum. 

Mit meinen Sachen im Wohnzimmer sehe ich mich suchend um, ich weiß nicht was ich suche, ich weiß nur die heiße Wut in meinen Magen lässt mich nicht still stehen.

Er hat absolut keine Ahnung mehr von mir und meinem Leben. 

Anonyme App Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt