Anonyme App Teil 1

🔥 pure Freude 🔥

Cessy

Mit einem dicken Mantel, einem kuschelig warmen Schal, betrete ich zitternd vor Kälte eine moderne Bar. 

Die bunten neonRöhren betonen den Namen, die Tische sind besetzt und an der Theke wird schon wild gefeiert. 

Und das auf einem Mittwoch Abend, ich bin kein Party Mensch und weiß gerade nicht was ich davon halten soll. 

“Komm schon, Lauren ist auch hier”, neugierig wo meine beste Freundin ist, folge ich André. 

Meinen Mantel öffne ich schon, während ich noch durch die Menge schlängel. 

Mein Bleistiftrock und meine Seidenbluse sind hier genauso fehl am Platz wie die Jugendlichen in der hintersten Ecke. 

Aber was tut man nicht alles für seine Freunde, 

Vor einen kleinen Tisch, wo schon mehrere gefüllte Gläser stehen, bleiben André und ich stehen. 

Nils, Laurens Langzeitaffäre sitzt wie ein liebeskranker Welpe neben ihr. 

Schmunzelnd umarme ich Lauren “na geklärt?”.

Meine Neugierde ist groß, aber auch die Freude für meine Freundin.

“Ja, darf ich vorstellen, mein Freund”, grinsend reiche ich Nils die Hand, "ich tue jetzt so, als würde ich dich nicht kennen, schön dich kennenzulernen”.

Auch er lacht, schüttelt aber meine Hand, “gleichfalls, alles wieder gut?”. 

Mein erster Anflug von Ratlosigkeit verfliegt bei der Erinnerung, wie Nils mich beim letzten Treffen auf das Sofa abgelegt hat. 

Die scharfe Röte in meinem Gesicht ist schon nicht mehr feierlich.

“Ja danke nochmal, war kein schöner Tag", Nils nickt zum Glück nur knapp. 

Mit meinem Mantel über den Stuhlrücken setze ich mich Lauren gegenüber. André setzt sich neben mich. 

“So meine Süße, wir haben was zu feiern”, interessiert, sehe ich meine langjährige Freundin genauer an. 

Sie sieht ein wenig aus wie diese kleinen hüpfenden Bären aus einer 90ger Kinder Serie. 

Hüpfen hier und dort und überall… 

“So und was haben wir zu feiern?”, Frage ich neugierig muss aber mein Lachen gewaltsam unterdrücken. 

Mein Ohrwurm schallt in meinem Kopf, rauf und runter, rauf und runter. 

Lauren und André grinsen sich teuflisch an, doch Nils hält plötzlich ein Buch in die Höhe. 

Bis ich verstehe was ich dort sehe, vergehen locker mehrere Sekunden. 

“Ahh, gibt her, Gib her..”, meine Hand geht auf und zu, direkt vor meinem Buch. Doch Nils hält es höher, so dass ich nicht dran komme.

“Gibt schon, oh sieh dir an, wie schön es ist", Lauren, lacht mich aus, aber darauf gebe ich nichts. 

Dort ist es, mein Buch, meine Geschichte. 

In einem wunderschönen Cover. 

Wie ein bettelndes Kind schmolle ich Nils an, bis er genügend Mitleid hat und es mir endlich reicht. 

Das Gewicht des Buches in meiner Hand lässt mich träumerisch seufzen. 

Ich drehe und wende es, lese den Klappentext und gebe entzückende Geräusche von mir. 

Jedes Mal, wenn André oder Lauren lachen, strecke ich ihnen die Zunge raus, kann es aber nicht lassen, mit meinen Fingern über die Erhebungen ins Cover zu fahren. 

“Es ist so wunderschön, habt ihr das Lager überfallen?”, neugierig sehe ich zu André, denn nur er kommt in Frage, Lauren müsste schon irgendwo einbrechen um an das Buch zu kommen. 

"Frisch aus dem Druck, willst du auch noch eine Geruchsprobe nehmen?”, erst war ich am überlegen, ob ich meine Nase in dem Buch drücke. 

Überlege es mir aber im letzten Moment, ich denke ich habe mich genug zum Affen gemacht. 

“Herzlichen Glückwunsch Cessy, es ist wunderschön geworden", ich strahle Lauren an. 

Nach vielen beglückwünschungen, und einigen cocktails, mache ich ein Bild von meinem Buch auf meinem Schoß 

Sofort schicke ich es Johan. 

Cessy: Sieh dir dieses Baby an. 

Den restlichen Abend über trinken wir,  reden über alles mögliche. Selbst über die App und deren Bewohner. 

Irgendwann, mit einem ordentlichen Schwips im Blutkreislauf, laufe ich nach Hause. 

Mit Johan am Ohr, ist er extra wach geblieben, um mich wenigstens telefonisch zu begleiten, auch wenn ich mehrmals gesagt habe, dass er ruhig schlafen gehen kann. 

Erst als ich im Bett lag, hat er die Steuerung nochmal übernommen.