🔥 oh mein Gott.. 🔥

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Cessy

Oh mein Gott, wie viele notgeile Männer gibt es bitte? 

Zwar konnte ich anfangs echt noch drüber lachen, aber jetzt reicht's auch mal, so gut wie jeder will mir Penis Bilder schicken und die sehen auch noch furchtbar aus. Da ist doch nichts Erotisches dran, wenn man ein Bild geschickt bekommt, wo es mehr nach einem Unfall aussieht als nach… OK, scheinbar bin ich gefrustet. 

Ich war schon lange nicht mehr auf dem Single-Markt unterwegs, daher kenne ich diese Art von Flirts nicht. Aber ich habe auch nicht damit gerechnet, dass auf dieser App ausschließlich nach Vergnügen gesucht wird, wobei ich mir das hätte denken können, immerhin ist diese App ja anonyme. 

Frustriert schreibe ich kaltschnäuzig zurück, sehr viele von ihnen antworten nicht mal mehr. 

Andere wiederum fragen, wieso ich so kalt drauf bin, und irgendwie entstehen dadurch Gespräche, und die handeln nicht von Penisbilder. 

Als ich zufällig mitbekommt, wie viel Uhr wir es haben, schrecke ich hoch. 

23 Uhr Das heißt, ich sitze bereits seit.. oh Gott, seit heute Mittag an meinem Handy, ein paar Kerle lasse ich wissen, dass ich nun ins Bett gehe. Ich bin mir sicher, von ihnen nie wieder etwas zu lesen, aber das stört mich nicht mal, wobei der 24 jährige Schweizer sehr witzig ist. 

Aber 24 ist wirklich jung, zumindest empfinde ich es so, immerhin bin ich ja schon älter. 

Als ich jetzt im Bett liege, denke ich darüber nach, wie vielseitig Menschen sind, so viele wie dort in der App sind, kann mir doch keiner erzählen, dass diese Menschen nicht draußen rumlaufen. Das bedeutet wiederum, dass diese Menschen eine ganz normale Tätigkeit haben, nur mit ziemlich dreckigen Geheimnissen. 

Oh man André hatte Recht, das ist das Schreib- Potenzial, und was das für einer ist. 

Grinsend schlafe ich ein, nur um ein paar Stunden später mit einem starken Drang zu schreiben, aufzustehen. 

In der Küche habe ich schnell einen Kaffee zur Hand, genauso wie mein Handy. Erst als ich ein paar zurückschreibe, die mir gestern Abend noch eine schöne Nacht gewünscht habe, wird mir bewusst, was ich hier gerade tue. 

Nie hatte ich morgens mein Handy in der Hand und jemanden zurück zu schreiben, aber genau das tue ich jetzt. 

Nachdenklich schreibe ich die ersten Sätze eines neuen Buches, gleichzeitig schreibe ich einige zurück, und das unterbewusst, denn es macht Spaß. 

Ich weiß nicht, ob er wirklich Jens heißt, aber dieser Kerl besteht aus Sarkasmus, wir hauen uns die Sätze um die Ohren, mein lautes Lachen erschreckt mich immer wieder, aber es sein lassen kann ich auch nicht. 

Bis der 24 jährige Schweizer einen wunden Punkt bei mir trifft, habe ich aus Versehen die Wahrheit gesagt, und zwar, dass ich verheiratet bin. 

Ich weiß das dieser Kerl auch nur Spaß sucht, aber ich dachte die ganze Zeit, dass er mit mir normal schreiben würde, ja für ihn ist das normal, aber seine Wünsche, die er äußert, die lassen mich Wärme spüren, etwas, das ich schon lange nicht mehr empfunden habe. 

Und genau das bringt mich zum Weinen, das ist nicht gut, ein fremder Kerl, der einfach nur liebevolle Dinge schreibt, um an sein Ziel zu kommen ist die eine Sache, aber eine andere, wenn es mich weinen lässt, weil ich diese Zärtlichkeit vermisse. 

"Scheiße" verträumt sehe ich zu meiner Kaffeetasse, ich weiß das ich so empfinde weil ich keine Zärtlichkeit bekomme. 

Nur weiß ich gerade nicht, wie ich damit umgehen soll, immerhin fühle ich mich so gut wie schon lange nicht mehr. Dabei weiß der Kerl nicht mal, wie ich aussehe. Mit meinem Kopf in den Nacken stöhne ich frustriert aus. 

Aber auf der anderen Seite sollte ich diese Empfindungen annehmen, oder ich verschließe mich und sehe die Wahrheit nicht weiter ein. 

"Was ist los?" Ich schrecke hoch bei Markus Stimme. Meine Hand schießt zu meinem Handy, das den Chat mit den Schweizer noch zeigt. 

"Nackenschmerzen", vorsichtig schiebe ich mein Handy in meinen Schoß, mein MacBook blinkt wieder auf und meine Finger fliegen über die Tastatur. 

Verdammt ich habe nicht mal die Haustür gehört, geschweige denn auf die Uhr gesehen. 

"Buch dir doch ein Massage-Termin" grimmig sehe ich kurz zu Markus, früher hat er mich massiert oder mir einen Kuss in den Nacken gegeben. Und heute soll ich einen Termin buchen, na danke auch. 

"Mache ich später, muss ich gleich sowieso meine Tasche packen." Ich weiß zwar, dass Markus nichts liest von dem was ich schreibe, aber ich schließe mein MacBook und verstaue alles in meine Tasche. 

Ich muss für morgen meine Reisetasche packen, eine Klientin steht die nächsten Tage auf einer Buchmesse, und wir als Firma unterstützen sie. 

Mit anderen Worten, ich muss hin, um sie mental zu unterstützen. 

Und das mache ich sogar sehr gerne, sie ist eine sehr liebe Person, und ihre Bücher sind spannend. Wir unterhalten uns gerne mal über Belangloses. Oder über ihre Protagonisten. 

 "Schön, schön. Dann viel Spaß, ich bin im Bett." verwirrt sehe ich Markus hinterher, hat er mir überhaupt zugehört? 

Ich sagte doch gerade, ich muss gleich meine Tasche packen. 

Und sie ist im Schlafzimmer. 

Genervt nehme ich wieder mein Handy in die Hand, muss aber sofort lachen, als ich die neuen Nachrichten lese. 

Anonyme App Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt