Anonyme App Teil 1

🔥 Neugierde 🔥

Cessy

Mein Wochenende beginnt mit Langeweile, ich sitze vor meinem MacBook am Küchentisch und komme überhaupt nicht weiter. 

Kein einziger Satz möchte mir in den Sinn kommen, meine Fantasie schleift irgendwo unterhalb der Erde, aber nicht da wo er sein sollte. 

Wütend tippe ich mit meinen spitzen Nägel auf der Tischplatte, es hat so gut angefangen und nun geht da nichts weiter, das macht mich richtig sauer. 

Seit dem Abend, wo Markus mich praktisch aus den Schlafzimmern geschmissen hat, hängt die Geschichte. 

Das gefällt mir nicht, meine Fantasie hat sonst immer funktioniert. 

Vollkommen frustriert greife ich zu meinem Handy, es ist total bescheuert, aber André und seine kurze Schwärmerei für die App gehen mir nicht aus dem Kopf. 

Ich Versuche mir ein zu reden das es kein fremd gehen ist, es passiert ja überhaupt nichts, ich melde mich bei einer Plattform an wo man anonyme Chatten kann was soll das schon passieren oder? 

Ich bin zu nichts gezwungen, also brauche ich ja wohl kein schlechtes Gewissen haben, oder? 

Oder? 

Nein eigentlich nicht, ob ich nun mit André einen Kaffee trinken gehe oder mit Lauren shoppen, oder aber einen Chat benutze, um neue Leute kennenzulernen. Ist doch vollkommen egal. 

Fest entschlossen, kein schlechtes Gewissen oder dergleichen zu bekommen, lade ich die App herunter. 

Die Anmeldung geht schnell, außer die Interessen, die ich angeben soll, und mein Alter brauche ich so gut wie nichts. 

Und schon öffnet sich mir die App, aber einen Überblick bekomme ich erst überhaupt nicht, die ersten Nachrichten anfragen trudeln rein, die ich skeptisch betrachte. 

Da es hier kein Bild gibt, öffnet sich eine kurze Info-Tafel, wo ein Smiley das Bild ersetzen soll, Alter und deren Interessen. 

Aber bei einem Smiley, der wohl das beste Stück eines Mannes darstellen soll, klicke ich direkt auf das rote Kreuz, keiner kann mir hier erzählen, dass er dieses Gemüse eben so mag. 

Augen verdrehen sehe ich weiter nach. 

Ein Smiley, das Wassertropfen spritzt, wow sehr subtil, als ob man nicht wüsste, was derjenige damit bezwecken will. 

Mir ist durchaus bewusst, dass auf so einer App die komischsten Menschen rumlaufen, beziehungsweise schreiben, aber das ist ja echt armselig. 

Aber um nicht ganz so voreingenommen zu sein, nehme ich ein paar Anfragen an, und weil es mich so abgelenkt lehne ich mich in Stuhl zurück und beantworte die zahllosen Fragen, wie es mir geht, was ich mache, und Schlussendlich wie ich heiße. 

Unterbewusst habe ich scheinbar besser reagiert als bewusst, anstatt Cessy anzugeben, habe ich einen anderen Namen verwendet. Und als die Fragen kommen was ich mache, habe ich geantwortet, dass ich arbeite.

Und so ziehen sich die ersten Lügen, so richtig wohl fühle ich mich dabei nicht, lügen habe ich immer verabscheut. 

Aber mir ist das Lügen im Endeffekt lieber, als dass hier jemand meinen richtigen Namen kennt. 

Schnell stellt sich heraus was die meisten hier suchen, Sex Chats, Penisbilder oder Nacktbilder, und davon reichlich. 

"Meine Güte, so viele Schwänze innerhalb einer Stunde habe ich auch noch nie gesehen." vor Schreck bei meiner eigenen Stimme klatsche ich mir meine Hand auf den Mund. 

Blinzelnd sehe ich mich um, ob Markus Zuhause ist, aber soweit ich sehe und höre, bin ich alleine. 

Leise lachend über mich selber setze ich mich gemütlich auf das Sofa, und um die Stille zu tilgen, schalte ich den Fernseher an. 

Tatsächlich ist es witzig, diese in meinen Augen armseligen Gestalten kennenzulernen. 

Ich bin durchaus fähig Charme oder Sarkasmus zu nutzen und dieses blüht bei mir so richtig auf. 

Bei einigen denke ich mir meinen Teil, bei anderen haue ich witzige Sprüche raus, und das bewirkt Wunder. 

So ungerne ich das zugeben möchte, aber es macht Spaß. 

Und das nicht mal sexuell, sondern der Humor, der dabei entsteht. 

Es sind viele die trotzdem Sex suchen, aber sie verpacken es witzig. Andere wiederum suchen nur eine nette Unterhaltung, wo ich gerne mitmache.

Nach Stunden an meinem Hand und unzähligen Lachkicks wird mir bewusst, dass ich mal etwas essen sollte. 

Selbst dabei schreibe ich mit einigen, nur um weiter lachen zu können. 

Viel zu lange bin ich traurig gewesen, aber das macht jetzt Spaß. Und wie André sagt, es gibt sehr viele Charaktere und alle haben eine Eigenart, die mich fasziniert.