15 - Unter Beobachtung?

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Als ich wieder zu Hause angekommen bin, lege ich mich erstmal auf mein Bett und schreibe Liz an. Ich erzähle ihr von dem komischen Moment eben mit Frau Hartmann und beichte ihr auch, dass ich bei Frau Schmidt gewesen bin. Recht schnell fragt sie, ob ich Frau Schmidt den Namen unserer Lehrerin gesagt hätte. Da ich das getan habe, beichte ich es ihr. Wenige Sekunden später sehe ich auf meinem Handy, dass sie mich anruft. Etwas verwundert nehme ich ab und frage, was denn los sei.
"Wieso hast du Frau Schmidt denn gesagt um welche Lehrerin es sich handelt?" Ich überlege kurz und frage mich, wieso das wichtig ist. "Naja, ich dachte mir halt, dass es von Vorteil ist, wenn Frau Schmidt sie kennt. Dann kann sie ja besser einschätzen, was die ganzen komischen Zeichen und Worte von Frau Hartmann bedeuten." Ein paar Sekunden lang ist es still. Doch dann ergreift Liz doch noch das Wort: "Also ich sag's mal so, natürlich hat Frau Schmidt eigentlich Schweigepflicht. Aber wenn es um so ein sensibles Thema geht, und da dann auch noch Lehrkräfte betroffen sind, könnte ich mir vorstellen, dass viel mehr getratscht wird, als eigentlich erlaubt ist.."
Je länger ich darüber nachdenke und hinterfrage, ob sie damit Recht haben könnte, desto bewusster wird mir, dass das tatsächlich etwas naiv von mir war. Frau Schmidt hat mir zwar nicht den Eindruck gemacht, dass sie gleich morgen im Lehrerzimmer darüber sprechen wird. Aber ich weiß natürlich auch nicht, wie gut sie Frau Hartmann vielleicht kennt und wie gut sich die beiden auch privat verstehen. Im schlechtesten Fall würden sich beide sehr gut verstehen, vielleicht sogar privat treffen und dann könnte es natürlich schnell passieren, dass Frau Schmidt sich etwas verplappert. Allerdings hat sie mir mehrmals gesagt, dass ich ihr vertrauen kann und das niemals jemand erfahren wird, wenn ich das nicht möchte. Doch jetzt, nachdem ich mir darüber Gedanken mache, werde ich doch etwas unsicher. Jedoch kann ich jetzt eh nichts mehr rückgängig machen und nehme mir vor, beim nächsten Gespräch mit Frau Schmidt noch mal zu betonen, dass dies unter uns bleiben soll.
Und dann kommen ich und Liz auch schon wieder darauf zurück, dass die Situation nach dem Gespräch eigentlich wieder so merkwürdig war. Frau Hartmann, die auf mich zukam und total aufgelöst zu sein schien, mir dann auch noch sehr nah kam, ohne dann etwas zu tun... Liz ist mittlerweile der Meinung, dass dies keine Zufälle mehr sind. Sie sagt zwar nicht hundertprozentig, dass da romantische Gefühle im Spiel sind. Doch sie ist sich sehr sicher, dass da irgendwas in Frau Hartmann brodelt, das sie einfach nicht raus lässt. Als es dann an meiner Zimmertür klopft, sage ich Liz, dass ich mich später melden werde. Als dann mein Papa reinkommt und fragt, ob alles in Ordnung sei, verneine ich seine Frage mit einem wortlosen Kopfschütteln. Gott sei Dank hatte ich meinen Eltern bereits von der Situation erzählt, zumindest genug, damit er weiß, wovon ich jetzt spreche. Denn ich erzähle ihm, was die letzten vielen Wochen alles so passiert ist und vor allem, dass mich das von vorhin total aus der Bahn wirft. Und jetzt wird mir wieder bewusst, wie glücklich ich darüber sein kann, dass meine Eltern so für mich da sind. Denn ich glaube, dass auch viele gute Eltern bei so einem Thema schnell überfordert sind und sich natürlich auch bewusst sind, dass das alles riskant ist. Und trotzdem versucht mein Papa, mir zuzuhören und er scheint mich zu verstehen. Er betont, dass auch er das alles sehr merkwürdig findet und ist ziemlich geschockt darüber ist, dass meine Lehrerin sich anscheinend so wenig unter Kontrolle hat. Nach einigen Sekunden kommt er aber zu dem Entschluss, dass auch Frau Hartmann nur ein normaler Mensch ist. Natürlich hat sie als Lehrerin einen besonderen Auftrag, eine gewisse Distanz zu ihren Schülern einzuhalten. Er ist aber auch der Meinung, dass Gefühle - welcher Art auch immer - einfach auch zum Leben einer Lehrerin dazu gehören. Natürlich macht mir das die Situation nicht leichter, denn irgendwie bestätigen mir immer mehr Leute, dass da irgendwie etwas sein muss. Doch die Person, die mir eigentlich die Antwort geben und die Wahrheit sagen müsste, gibt mir immer nur mehr Raum, um zu philosophieren und zu spekulieren...

Am nächsten Tag bin ich sehr übermüdet, denn ich habe die Nacht kein Auge zugemacht. In meinem Kopf waren die Gedanken so laut, dass es keine Möglichkeit gab, zu entspannen oder auch nur eine halbe Stunde zu schlafen. Ich musste ständig daran denken, dass mein Papa mir gesagt hat, dass ich Frau Schmidt bestimmt vertrauen kann. Auf der anderen Seite muss ich aber auch immer daran denken, was Liz mir geraten hat. Und ich weiß nicht genau, was eintreffen wird. Ob Frau Schmidt sich daran halten wird, was sie mir versprochen hat, oder ob Frau Hartmann früher oder später von dem Ganzen etwas mitbekommt. Es war eh schon total riskant, dass sie mich abends in der Schule noch gesehen hat..

That's not the love I had in mind. (TxS) (GxG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt