11 - Unterstützende Worte...?

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Schneller als erhofft verging das Wochenende und in wenigen Minuten bin ich wieder in der Schule. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass heute Montag ist, stellte ich eben auch noch fest, dass wir Frau Hartmann heute 4 Stunden am Stück haben werden, da unser Politiklehrer krank ist. Ich frage mich, wie ich das aushalten soll. Mama und Papa hatten mir gestern Abend geraten, das Gespräch mit Liz zu suchen, damit sie mein Verhalten in den letzten Wochen nachvollziehen kann. Außerdem könnte sie mich in der Schule und auch außerhalb unterstützen.

Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob Liz das alles verstehen kann.. Vielleicht ist sie nach meiner Offenbarung total verstört und hält Abstand von mir. Doch das würde eine richtige Freundin niemals tun.

Ich sitze im Bus, auf dem Weg zur Schule und öffne auf meinem Handy den Chat mit Liz, um ihr zu schreiben:

"Hey Liz,

können wir gleich mal miteinander reden?

Es wäre gut, wenn wir das noch vor der ersten Stunde hinkriegen.

Ich bin in ca. 10 Minuten am Haupteingang."

Nach dem Absenden der Textnachricht schaue ich aus dem Fenster und genieße den Anblick des Sonnenaufgangs, der wundervolle Farben mit sich bringt. Ich liebe es, in die Natur zu schauen und zu spüren, dass es noch soviel Schönes auf der Welt gibt, das wir meist mit unseren Problemen und Sorgen verdecken..

Als ich nach wenigen Augenblicken wieder auf mein Handy schaue, sehe ich schon blaue Häkchen an meiner Nachricht. So langsam werde ich nervös und überlege, welche Wortwahl ich treffen sollte, um Liz nicht zu verwirren...

Nach einem unangenehmen Ruckler aufgrund der unsanften Bremse des Busfahrers steige ich aus dem Bus aus und gehe die wenigen Stufen hinauf, entdecke Liz schon am Rand des Weges stehen und unterdrücke mein Herzrasen. Liz kommt auf mich zu und schenkt mir eine Umarmung, die mich aber keinesfalls beruhigt. Eher im Gegenteil: Ich fange an zu zittern, weil ich weiß, dass Liz unbedingt wissen möchte, worum es geht.

"Also.. Was ist los, Süße?", lächelt sie mich an.

Ich runzle die Stirn und frage sie bittend, ob wir nicht woanders hingehen können, : "Es wäre gut, wenn das keiner mitbekommt.."

Nickend geht sie voraus in die Richtung zur Turnhalle. Die befindet sich 2 Minuten vom Hauptgebäude und wird eher recht wenig von Mitschülern besucht, um die Pausen rum zu kriegen.

Liz lehnt sich an die helle Backsteinmauer und schaut mich aufmerksam an. Ich stelle meinen Rucksack ab und spiele mit meinen Händen.

"Puhh..", seufze ich, ".. ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll.. Vielleicht hast du in den letzten Wochen bemerkt, dass ich oft abwesend und unkonzentriert bin."

"Na klar habe ich das mitbekommen. Erfahre ich endlich, was es damit auf sich hat?", sorgt sich Liz um mich.

"Es hängt mit einem einzigen Problem zusammen, das mich seit einigen Monaten begleitet. Es ist so... Ich habe mich verliebt."

Liz sagt trocken, dass sie sich freut, dass ich mich nach meiner schmerzhaften Trennung wieder verlieben konnte.

"Naja.. So glücklich bin ich darüber nicht." Nun ist es Liz, die ihre Stirn runzelt und mich genau mustert.

"Ich habe mich in eine Frau verliebt, in die man sich in dieser Situation nicht verlieben sollte."

"Aber du stehst nicht auf... auf meine Mom, oder??", sofort geht sie nervös mehrere Schritte nach links und rechts, immer im Wechsel, bis ich sie beruhigen kann. "Nein, oh Gott, nein, keine Sorge. Ich bin nicht in Susan verliebt.", schmunzle ich vor mich hin. "Okay, dann ist ja gut.. aber wer ist es dann?"

"Es fällt mir nicht leicht, es auszusprechen und ich kann mich irgendwie auch noch nicht ganz damit abfinden, dass ich so etwas für solch eine Frau empfinde, aber.. es... ist.. eine unserer Lehrerinnen."

Liz' Augen weiten sich und sie schaut nachdenklich auf den Boden: "Okay... Ich schätze mal, dass es Frau Hartmann ist?" Ohne meiner Freundin in die Augen zu schauen, nicke ich betrübt und blicke auf den Boden. Es vergehen Minuten, in denen weder ich noch Liz etwas sagen. Ich kann gerade aber auch nichts sagen, ich bin wie erstarrt und habe auch keine Ahnung, wie ich mich jetzt verhalten soll. Ist das nicht ihr Part? Sollte sie jetzt nicht etwas dazu sagen?? Doch es kommt nichts. Sie räuspert sich kurz und schaut mich komisch an. Als wäre sie enttäuscht von mir, dass ich mich in unsere Lehrerin verliebt habe. "Sophie, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.. Es tut mir leid, aber.. Dir ist doch hoffentlich bewusst, dass daraus nichts entstehen kann, oder?" Liz zuckt mit ihren Schultern: "Jedenfalls ist es strafbar für sie und auch du könntest Ärger bekommen. Meinte sie nicht mal, dass sie einen Termin mit ihrem Mann hatte? Dann ist sie ja auch verheiratet, also..."

"Ja. Ja, Liz, ich weiß.", sage ich bestürzt. Ich hatte mir aus diesem Gespräch mehr erhofft, als dass sie mir sagt, dass daraus eh nichts werden kann. Wo sind die aufbauenden Worte, die ich jetzt von ihr brauche?

"Und jetzt..? Ist das alles? Umarmst du mich nicht mal? Weißt du, wie schlecht es mir deswegen geht....?", frage ich sie enttäuscht. Ich muss mich zusammen reißen, nicht die ein oder andere Träne fließen zu lassen.

Liz zögert kurz, etwas zu sagen, doch dann beginnt sie endlich zu sprechen: "Sophie.. Ich.. Ich weiß auch nicht. Aber.. ich muss jetzt auch los, ich wollte noch ein bisschen Zeit mit Patrick verbringen, der wartet sicher schon in der Pausenhalle..", sagt sie und setzt sofort den ersten Schritt nach vorn, um mich vor der Turnhalle stehen zu lassen. Ich schaue ihr hinterher und fange an, ein wenig zu weinen. Wie kann sie mir gegenüber so eiskalt sein? Sicher ist das verwirrend und komisch, aber gerade deswegen sollte sie mich doch unterstützen.. Ich wische schnell meine Tränen weg, denn ich höre Schritte, die immer näher kommen.

Als ich nach links schaue, entdecke ich Frau Hartmann, die mit einem Stapel Bücher an mir vorbei geht, und mich emotionslos anschaut. Das ist dieser Moment, in dem ich meinen Rucksack schnappe und mich auf den Weg mache. Wohin? Weg, einfach nur weg. Jetzt gerade will ich einfach nur weg von hier. Also gehe ich wieder zurück zur Schule und schaue mich um: Liz steht tatsächlich mit Patrick vor dem Haupteingang und unterhält sich mit ihm. Anscheinend haben sie viel Spaß zusammen, denn Liz lacht dauerhaft. Doch als sie mich sieht, verwandelt sich ihr Lachen in ein schockiertes, emotionales Gesicht. Vielleicht tut es ihr leid, mich eben so stehen lassen zu haben. Aber das spielt jetzt keine Rolle für mich. Neben den beiden versucht Frau Hartmann gerade, die Tür des Schulgebäudes zu öffnen, doch schafft es aufgrund der vielen Bücher auf ihrem Arm nicht. Patrick hilft ihr und hält ihr die Tür auf. Aus der Ferne kann ich noch erkennen, dass Frau Hartmann ihm zuzwinkert, bevor sie im Gebäude verschwindet. Ohne zu zögern und mit voller Ignoranz gegenüber Liz' anhaltenden, traurigen Blickes gehe ich den Weg entlang, der in den Park führt. Auf Liz' Rufe, wohin ich denn gehe, weil der Unterricht ja gleich anfinge, reagiere ich erst gar nicht. Mit starrem Blick nach vorn setze ich einen Fuß vor den anderen und besichtige nach wenigen 100 Metern die großen Bäume mit ihren goldbraunen und lilalen Blättern, die teilweise schon den Weg schmücken.....

That's not the love I had in mind. (TxS) (GxG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt