3 - Schicksal? Zufall!

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Auch nach einigen Tagen kann ich nicht aufhören, daran zu denken, dass Frau Hartmann jetzt meine neue Lehrerin ist. Es fühlt sich wie ein unglücklicher Zufall an, dass ich sie den einen Abend am Sportplatz angetroffen habe und sie sich dann vor einigen Tagen als neue Lehrerin für mich und meine Mitschüler vorstellte. Viele Leute reden ja immer von Schicksal, aber ich glaube nicht richtig daran. Jedoch muss ich zugeben, dass mich dieser Zufall (ja, ich betone Zufall extra) ganz schön aus der Bahn wirft und mich zunehmend von Tag zu Tag verwirrt. Allerdings ist mir auch bewusst, dass ich meine Gedanken nicht daran verschwenden sollte, darüber nachzudenken, wieso, weshalb, warum und wie das passieren konnte. Im Grunde genommen ist ja auch gar nichts passiert. Eigentlich habe ich an einem Freitag Nachmittag nur eine fremde Frau getroffen, die mir meinen Fußball zugeworfen hat, den ich zuvor leider verschossen hatte. Dass diese Frau nun für dieses Schuljahr meine Lehrerin ist, ist halt so. Eigentlich müsste man meinen, dass dies keine Probleme darstellt und an sich auch nichts schlimmes an sich hat, doch an dem Abend, an dem ich sie gesehen habe, hat sie mich einfach schon gefesselt. Auch jetzt kann ich noch nicht richtig ausdrücken, was in mir vorging, als sie im Lichtschein der Laternen für mich sichtbar wurde.

Jedenfalls vergingen einige Tage nach der ersten Schulstunde mit meiner neuen Lehrerin Frau Hartmann. In den Stunden haben wir eigentlich nicht viel gemacht, es musste noch viel Organisatorisches geregelt werden und zwischendurch sind wir schon mal den Lehrplan durchgegangen. Es hat sich sogar herausgestellt, dass der bisher immer frech gewesene Martin Respekt vor unserer neuen Lehrerin hat. Aber nach der Ansage, die ihm gemacht wurde, ist dies auch kein Wunder.

In den wenigen Stunden hatte ich also viel Zeit, darüber nachzudenken, was diese Frau in mir auslöst. Viele Gedanken schossen mir in den Kopf, ich entwickelte viele Ideen und philosophierte über die verschiedenen Gefühle, die sich in meinem Körper äußerten. Jedoch hatte ich keine Erklärung für all diese Gedanken und Gefühle, die mich glücklich machte. Deshalb habe ich mir vorgenommen, es einfach so hinzunehmen und mir nichts daraus zu machen. Denn, wie gesagt, ist ja auch eigentlich überhaupt nichts passiert.

Heute ist Freitag. Es ist also wieder fast eine (Schul-)Woche her, dass die Schule begonnen hat. In den fünf Tagen habe ich mal wieder gemerkt, dass Liz kein Verständnis für den Werdegang meiner "Gefühle" hätte - doch eigentlich weiß ich gar nicht, ob man dazu "Werdegang meiner Gefühle" sagen könnte, denn ich kenne diese Frau erst seit 5 Tagen und eigentlich kenne ich sie ja nicht mal wirklich. Jedenfalls hatte Liz, wie sonst auch, natürlich wieder nur Gedanken für ihre Kerle. Sie hatte sich zwar zwischendurch im Unterricht mit Frau Hartmann mal gewundert, warum ich so still und nachdenklich, manchmal vielleicht auch ein bisschen überfordert wirkte, jedoch schien ist nie so schlimm zu sein, dass sie sich Sorgen um mich machte oder wirklich nachhakte, was denn mit mir los sei.

Um zu verdeutlichen, was Liz von sich gibt und wie viel sie eigentlich über ihre eigenen Probleme und Gedanken redet, kann ich euch sagen, dass ich all diese Gedanken, die ich jetzt nieder geschrieben habe, jetzt gerade in meinem Kopf habe - und auch jetzt gerade erzählt sie mir alles von ihren ach so tollen Ereignissen mit ihrem Schwarm. Das heißt, sie interessiert sich eher weniger für mich und meine Gedanken und merkt es nicht mal, wenn ich meine Aufmerksamkeit für sie verliere. Doch Gott sei Dank läutet die Glocke und ich freue mich, dass dies auch Liz aus den Gedanken reißt. Es dauert nur zwei, vielleicht auch drei Minuten, bis Frau Hartmann in den Klassenraum kommt, nach vorne zum Schreibtisch geht und uns freundlich, aber wie immer, selbstbewusst begrüßt. Als sie fertig damit ist, die Anwesenheitsliste durchzugehen, gibt sie uns den ersten, richtigen Arbeitsauftrag für diese Stunde. Oder - besser gesagt für diesen Block, denn wir haben heute zwei Stunden mit ihr.

"Ich habe heute etwas Bestimmtes vorbereitet, denn ich möchte mal herausfinden, bevor wir mit dem richtigen Unterricht nächste Woche anfangen, wie kreativ ihr im Unterricht arbeiten könnt. Da ich kein Fan von langweiligem, strukturiertem Unterricht bin, würde ich nämlich gerne ab Montag mit euch anfangen, einen etwas Besondereren und lehrreichen Deutschunterricht mit euch zu machen. Ich habe aber schon mal eine kleine Übung für heute vorbereitet, die ihr in diesen zwei Stunden bitte beendet habt.."

That's not the love I had in mind. (TxS) (GxG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt