Kapitel 13

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•Toby•

Es war Punkt 18:00 Uhr als ein schwarzer Range Rover auf den Hof fuhr.
Rugby stand ruhig neben Caleb vor dem Stall und mein Freund wirkte so kühl, dass ich mich nicht traute zur Ermutigung seine Hand zu nehmen.
Stattdessen strich ich ihm kurz über die Schulter, bevor uns bereits die Gäste entgegen kamen.

Es waren insgesamt drei, doch eine davon sah am ehesten nach reiten aus.
Sie war groß, schlank und ihre schwarzen Haare waren zu einem tiefen Zopf zusammengebunden.
Passend zu ihrer silberne Gürtelschnalle trug sie Stecker für die Ohren und ein Helix glitzerte uns entgegen.
Hinter ihr kam ein ebenso großer Mann zum Vorschein, jedoch um einiges älter.
Ich tippte auf ihren Vater.
Der letzte war vermutlich ihr Freund, aber um ehrlich zu sein, war mir das egal.
Das einzige was wichtig war, war dass sie nach Geld stanken.

„Guten Tag Herr Davies"
die junge Frau schüttelte Caleb die Hand und er begrüßte sie ebenfalls.
„Mein Name ist Lauren. Ich war wirklich begeistert als ich dieses Pferd gesehen habe"
Ihre Augen glitten zu den Rappen.
„Ja, er sticht einem wirklich ins Auge"
gab er ihr Recht und sie schwiegen kurz.
„Nun ich nehme an, sie wissen schon alle wichtigen Infos? Haben sie noch Fragen?"
Kurz überlegte sie, bevor sie verneinte.
„Ich würde ihn gerne erst einmal ausprobieren. Wahrscheinlich tuen sich dann noch Fragen auf"

Ohne groß auf Höflichkeit zu achten, wurde Caleb das Pferd bereits abgenommen und Richtung Halle geführt.
Wir tauschten einen Blick, bevor wir Lauren folgten.
———
Nachdem Caleb's Vater zu uns gestoßen war, ging es richtig los.
Lauren fragte Rugby alle möglichen Lektionen ab und lies die Latte beim Probespringen immer höher ziehen.
Sie machte es gut, dass stand außer Frage, jedoch wusste ich mit jedem Loch was höher gezogen wurde auch, dass die Wahrscheinlichkeit des Kaufes stieg.

Als sie glaubte das er genug hatte, trabte sie ab und kam zu uns.
„Er ist genauso toll zu reiten, wie ich es mir erhofft hatte, auch wenn etwas übermütig"
Alle Blicke landeten auf meinem Freund, welcher das Mädchen auf dem Pferd ansah.
„Das ist um Längen besser geworden seit ich mit ihm arbeite. Ich bin zuversichtlich, dass ich es noch vollständig in den Griff bekomme"
er war bissig. Das war kein gutes Zeichen.

„Das wird nicht nötig sein"
Mein Herz blieb stehen, als Lauren das sagte.
„Ich werde ihn nämlich kaufen, insofern das für sie in Ordnung ist"
Ihr Blick wanderte bewusst zu Caleb's Vater welcher siegreich lächelte.
„Wenn sie nicht noch eine Nacht drüber schlafen wollen, können wir die Papiere direkt fertig machen"
„Nein möchte ich nicht. So ein Pferd lässt man nicht warten"
Sie schwang sich aus dem Sattel und drückte mir den Zügel in die Hand.
„Wenn ihr so freundlich wärt"

Mit diesen Worten verzog sich die Gruppe und ließen Caleb und mich geschockt und schweigend zurück.
„Sehe ich etwa aus wie ein Stallbursche?"
Blaue Augen sahen mich an als würde grade die Welt zusammenbrechen und ich merkte zu spät das der Kommentar unangebracht war.
„Tut mir leid"
„Nein alles gut"
Er atmete tief durch, nahm mir die Zügel aus der Hand und lief los.
„Das war einfach nur unhöflich"
mehr sagte er dazu nicht, während wir noch ein paar Runden in der Halle drehten, damit Rugby sich abreagieren konnte.

„Sie wird ihn nur für den Sport missbrauchen"
„Das weißt du nicht"
„Doch. Solche Leute habe ich oft genug gesehen und ich spüre es einfach. Hast du mal ihre beschissene Uhr gesehen? Die kostet fast mehr als mein Auto"
Ich schwieg.
Er war zu sauer um ihm jetzt gut zureden zu können.
„Jetzt sagst du nichts mehr?"
„Was soll ich sagen Caleb?"
„Was du denkst?"
„Was ich denke? Ich denke das ich ihn hätte kaufen sollen, bevor Frau Bonzen Kind um die Ecke kam"

Rugby schnaubte, als wäre es eine Zustimmung.
„Weißt du wie viel mein Vater für den will?"
„Nein"
„fünfundzwanzig Tausend"
Ich machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Spaziergang"
Er lächelte müde.
„Schön wärs"
Ich blieb stehen und bremste ihn ebenfalls mit einer Umarmung aus.
Er haderte nicht lang und schlang seine Arme um meinen Körper, machte sich kleiner um den Kopf an meinem Hals vergraben zu können und tief durchzuatmen.

„Ich weiß nicht was ich sagen soll"
„Sag nichts"
flüsterte ich leise und strich durch seine Strähnen, mein Blick aufmerksam auf das Pferd neben uns gerichtet, welches mit gespitzten Ohren unsere Umarmung beobachtete.
Bevor Caleb meine Anweisung übergehen konnte, sprach ich weiter.
„Ich kann das verstehen. Es ist unwichtig ob es dein Pferd ist oder nicht. Wenn man es gern hat, hat man es gern und dann muss man mit dem was kommt leben. Du hast aus ihm das gemacht, was er jetzt allen zeigt. Wow ich hätte niemals gedacht, dass er so ruhig neben uns stehen und warten kann"
Ein halbes Lachen und nach Luft schnappen entkam ihm und er drückte mich fester an sich.
Ich fuhr leise fort.
„Diese Dumpfbacke wird im nächsten Sprung landen, wenn sie ihn auf Turnier zu sehr unter Druck setzt und wer weiß? Vielleicht bringt sie ihn ja zurück"
Er schüttelte den Kopf und ich sprach eilig weiter.
„Unter anderem; ist dir mal aufgefallen wie arschig sich dein Vater dir gegenüber verhält? Ist das eigentlich schlimmer geworden?"
Jetzt richtete sich mein Freund auf und überragte mich wieder um fast einen Kopf.

„Schleichender Prozess und es wird von Tag zu Tag schlimmer. Ja."
Augenverdrehend nahm ich ihn bei der Hand und zog ihn mit.
Rugby lief direkt motiviert neben uns her.
„Darf ich was gemeines sagen?"
„Nur zu"
„Dein Vater ist so ein Arschloch, dass ich mich frage wie du so sein kannst, wie du nunmal bist"
Da war es. Ein kleines Lächeln.
„Er lebt mir halt ständig vor wie ich nicht sein will"
„Ah"
Ich dachte kurz darüber nach.
„Ja das macht Sinn"

Einander anlächelnd verließen wir die Halle.
———
Ich striegelte grade das schwarze Fell, während Caleb den Sattel wegbrachte, als sein Vater zu den Putzplätzen kam.
„Wo ist er?"
Seine Stimme war so kalt, dass ich mir kurz einbildete in meiner dicken Winterjacke das frösteln anzufangen.

Ich sah in seine stechend blauen Augen, die Caleb wie aus dem Gesicht geschnitten wirkten.
Er ist den Sattel wegbringen"
Den frechen Unterton konnte ich mir nicht verkneifen.
Zwar wusste ich, dass es überhaupt nichts brachte, aber mit mir reden zu lassen als würde ich kein angemessenes Mitglied dieses Stalls sein, musste ich auch nicht.

Sein Blick wurde abwertend und er war kurz davor etwas zu erwidern, als meine Rettung vor einem Rauswurf um die Ecke kam.
„Was gibts?"
noch im Gehen, griff er nach einer grünen Decke und warf sie Rugby über den Rücken, als er neben mir zum stehen kam.
„Lauren holt ihn Mittwoch ab"
„Okay"
„Abgesehen davon"
Er warf mir einen Blick zu, der nur dafür sprach das ich gehen sollte.
„Hör auf ihn so anzusehen, er hat nichts getan"
grätschte Caleb dazwischen.
„Vielleicht sollten wir das unter vier Augen bereden"
gab der ältere Mann zu bedenken.
„Alles was du mir sagst, kann er ruhig hören"
Sie lieferten sich ein kurzes Blick Duell, bis sein Vater nachgab.

„Ich dulde dein momentanes Verhalten nicht länger. Es reicht das du dich mir gegenüber wie ein kleines Kind verhältst, aber auch vor den Interessenten? Wie alt bist du? Zwölf?"
Was? Er verhielt sich doch ihm gegenüber wie ein Idiot?
„Sie war zu mir ebenfalls nicht freundlich, aber kann sein dass es dir nicht aufgefallen ist. Du verhältst dich mir gegenüber ja nicht anders"
Kurz herrschte Stille und ich begriff das Caleb zuvor nie auf diese Art aufmüpfig geworden war.

„Wie bitte?"
„Du hast mich schon verstanden"
Mein Freund stand aufrecht und funkelte sein Gegenüber böse an, welcher tief durchatmete bevor er sagte; „Ich will dich heute nicht mehr sehen. Du verlässt umgehend den Stall"
Mir fiel alles aus dem Gesicht und ich sah zu, wie über das von Caleb kurz ein Schatten huschte, bevor er sich raffte.
„Fein"
Mit diesen Worten schloss er die Decke des Pferdes, band ihn ab und brachte Rugby zur Box.
„Und du-"
Der ältere Herr deutete auf mich.
„zügelst am besten dein freches Mundwerk"

Ich konnte mir ein Grinsen leider nicht verkneifen.
„Sagten sie und sprachen selbst nicht anders"
Mit diesen Worten lies ich ihn stehen und folgte Caleb, der grade auf dem Weg Richtung Parkplatz war.

About the Perfect Ending (Boy x Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt