Kapitel 32

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•Toby•

Mein Blick war auf schwarze Ohren gerichtet, während der Blick von Rugby aufmerksam auf meinen Freund gerichtet war, der nachdenklich neben einem Steilsprung stand.
„Was überlegst du?"
Er sah mich an und deutete auf das Hindernis.
„Drei Loch hoch oder runter?"
Ich verzog das Gesicht.
„Hoch, alles klar"
Stumm beobachtete ich ihn dabei, wie er die Stange höher zog.

„Weißt du, bei den Worten warm springen hatte ich keine L Sprünge im Sinn"
„Tja. Pech. Jetzt sitzt du schon drauf"
Entspannt kam er zu mir geschlendert und tätschelte seinem neuem Zugang ungerührt den Hals.
„Mach's einfach so wie bei den anderen Sprüngen"
„Hm"
Rugby setzte sich auf meine Hilfe hin in Bewegung.
„Komm den ganzen Parcours und spring den weißen zum Abschluss"
Er deutete auf einen Steil, welcher Nähe der Ecke seinen Platz gefunden hatte und ganz sicher nicht für meine Springkünste geeignet war.

„Ich tue mal so, als hätte ich den letzten Teil nicht gehört"
„Ach komm schon Toby"
„Nein"
Rugby galoppierte an und ich startete mit den ersten Sprüngen.
Der Rappe war fast so schlimm wie meine Stute, lies sich jedoch gut bremsen und zurückholen.
Bis wir zu dem höherem Sprung kamen und das Pferd unter mir fast explodierte vor Euphorie.
„Ich glaub's nicht"
meine leisen gemurmelten Laute gingen unter den gerufenen Anweisungen meines Freundes unter.

Mit viel Mühen bekam ich das Pferd zurück an meine Hilfen, doch um den Galopp gesitteter einzustellen war es bereits zu spät, weshalb wir auf eine weite Distanz über den Sprung hinweg sprangen, als wäre es nichts weiter als ein dämliches kleines E.
„Nimm den Fluss nach vorne mit und komm den weißen"
„Ich habe grade Mühe, dass er mir zu den Sprüngen die höher als A sind nicht wegrennt und jetzt soll ich was bitte tun?"
Das war eine rein rhetorische Frage.
Die Antwort kannte ich leider schon.

„Probier's einfach"
„Nein, ich hänge an meinem Leben"
Während wir diskutierten, galoppierte ich auf dem Zirkel.
„Komm schon, so hoch ist das nicht"
„Nicht hoch?! Das ist verflucht nochmal das letzte Loch eines 1,50m Sprungständers.
Bist du noch zu retten?!"

Ich gestikulierte in die Richtung des von mir nicht allzu heißbegehrten Hindernisses.
„Du musst es anders sehen, dein Pferd ist 1,80m groß"
Schön. Das wäre ja alles wunderbar, aber der ist ein bisschen übermütig und ich ein wenig inkompetent"
„Mach schon und wenn's nicht klappt lasse ich dich in Ruhe"
„Wenn's nicht klappt, liege ich wahrscheinlich wieder auf der Notaufnahme"
„Tust du nicht. Er ist kein Arsch. Außerdem macht ihr das richtig gut"

Ich seufzte geschlagen und Caleb grinste siegreich.
Ich kreiste mit dem Finger.
„Du kochst mir heute Abend mein Lieblingsessen"
„Ist gebongt"
Kopfschüttelnd über den Gedanken, dass ich immer nur Heckmeck veranstalte, wenn ich bei Caleb ritt, nahm ich das Tempo etwas auf und wählte den langen Weg.

Rugby spitzte die Ohren und versuchte hektischer zu werden, doch ich reagierte diesmal schneller.
Ich sah die Distanz schon von weitem und ritt ihm dementsprechend hin.
Er machte mit und sprang mit einer solchen Kraft, dass es mich fast aus dem Sattel gehoben hätte.
Die Flugphase hielt nur kurz an, die Landung folgte schnell und kurz darauf galoppierte der Rappe entspannt weiter.

„Ich hab's dir doch gesagt!"
„Mag sein"
Ich klopfte den schwarzen Hals und parierte vor meinem Freund durch in den Stand.
„Und jetzt?"
Er lächelte.
„Jetzt baue ich dir alles nochmal hoch und danach ist Feierabend"
Ich grinste und glitt aus den Bügeln.
„Nö, ich wollte dir heute auch noch beim reiten zusehen"
Ich stieg ab und unterschätze dabei etwas den Abstand zum Boden, weshalb Caleb mich lachend vor einem Sturz über meine eigenen Füße bewahren musste.

Seine Arme schlingen sich um meine Mitte und er drückte meinen Rücken an seine breite Brust.
Rugby drehte den Kopf in unsere Richtung, wie ich feststellen musste, als eine Nase meine Taschen absuchte.
„Nein, Stop"
Ich wedelte mit der Hand vor dem Übeltäter herum, woraufhin dieser seine Nase empört wegzog.
Finger griffen nach dem Verschluss von meinem Helm und öffneten diesen.
Dann zog Caleb ihn mir ab.

Augen geschlossen lehnte ich mich an ihn, den Kopf in den Nacken gelegt.
„Man bin ich fertig"
„Dann entlasse ich dich für heute"
Ich öffnete die Augen und drehte in seinen Armen um.
„Sehr gnädig"
Er schmunzelte.
„Ich weiß"
Er lies mich los und stellte die Steigbügel sechs Loch länger.

Ich wollte mich währenddessen auf den Weg machen um die Sprünge hochzustellen, jedoch fiel mein Blick auf das Hallentor und ich hielt kurz inne.
Caleb's Vater stand dort und beobachtete uns, was gleichermaßen unangemessen, wie verdammt gruselig war.

„Dein Vater steht da"
gab ich leise bekannt und griff nach Rugbys Zügeln.
Mein Freund drehte sich in Richtung Eingang um und seufzte genervt.
„Was willst du?"
Seine Stimme hallte klar und deutlich durch die Halle und sein Vater zuckte ertappt zusammen.
„Mit dir sprechen"
Kurz herrschte Stille, dann drehte Caleb sich zu mir.

„Kannst du den grünen Steilsprung auf A Höhe lassen? Den Rest kannst du ruhig hochziehen"
Ich nickte langsam, griff jedoch seinen Arm als er gehen wollte.
„Hör dir nichts an, was schlecht für dich ist.
Geh wenn es Zuviel wird, oder nur scheiße kommt.
Okay? Das ist wichtig"
Er nickte, doch ich zog ihn erneut zu mir zurück, als er sich abwendete, ohne es mir zu bestätigen.
„Caleb, ich meine es ernst"
Er zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, gab mir einen Kuss auf die Stirn und brachte diese dann an mein Ohr.

„Versprochen"

Ich lies ihn los und beobachtete ihn dabei, wie er zu seinem Vater ging, das Hallentor aufdrückte nur um sich hindurch zu quetschen und es wieder zurückfallen zu lassen.

Ein letzter Blick fiel auf mich, bevor sie die Halle verließen und ich alleine mit dem Rappen in der riesigen Halle stand.
„Wir bilden ein Team und machen ihn fertig, wenn das jetzt schief geht. Deal?"
Zu meiner Belustigung schnaubte Rugby, als ob er mich verstanden hätte und ich lachte leise.

About the Perfect Ending (Boy x Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt