Cutscene - Mal-Slash

14 0 0
                                    

Kleiner Weihnachtsbonus zu Weihnachten ;)

________

>Gold-gelb sind die besten<


Dienstag…
Habe ich schon erwähnt, dass ich Dienstage hasse? Während die meisten den ersten Tag der Woche verfluchen, bin ich noch weit davon entfernt, ihn überhaupt wahrzunehmen. Dafür bin ich viel zu verkatert (oder zu wund, wie man's nimmt), um irgendwas zu raffen. Auf Arbeit wandle ich wie ein Zombie, mit dem Fahrrad schaffe ich es gerade so, mich nicht von einem Auto überfahren zu lassen und mein Hirn schaltet erstmalig von Schlummermodus auf Standby. Das geht auch solange gut, bis mein Boss meinen Geisteszustand bemerkt. Es folgt die wöchentliche Prozedur aus Geschrei und  Geschimpfe. Ich kann nicht einmal zählen, wie oft mein Boss vor sich hinflucht, ohne dabei ein Vokabular aus Dialekt und Seemannssprache zu benutzen. Das meiste davon habe ich noch nie in meinem Leben gehört. Dafür bin ich wach - sowas von wach! - und die Realität knallt mir wie ein Peitschenschlag auf die Schulterblätter. Und dann haben wir auch schon den Dienstag…

Grummelnd stecke ich meinen Gehaltszettel in die Jackentasche, damit er nicht von der nächsten Sturmböe zerrissen wird oder einer dieser Riesenflatscher namens Tropfen daraus ein unleserliches Stück Papier zaubert. Ich muss meine Kohle im Auge behalten. Nachdem die Gelegenheitsjobs im Night Club nicht mehr ausreichen, musste ich mir einen Zweitjob in einer Autowerkstatt besorgen. Ein mies gelaunterer Chef und ein noch mieseres Gehalt, doch für Miete und Nebenkosten reicht es.

"Scheiße", fluche ich in den Kragen meiner Jeansjacke, die von hell- auf dunkelblau geswitcht hat. Einzelne Strähnen meines Ponys hängen mir bereits bis zu den Wangen. Ich hasse Dienstage! Stampfend bewege ich mich über den Kiesboden, der unter meinen Sohlen weicher und weicher wird. Mit jedem Schritt quietschen die Sneakers ein wenig mehr, bis sie nur noch ein Schmatzen von sich geben. Was für ein Hundewetter. Perfekt für ein Treffen mit Seto Kaiba. Nicht, dass es nicht schon genug Anspielungen gegeben hätte, musste dieser Tag natürlich noch einen drauf legen. Was ist das nur, dass alles, was dem Braunhaarigen in die Karten spielt, mich wie den letzten Vollhorst dastehen lässt? Kopfschüttelnd ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche. Vergewissere mich zum hundersten Mal, dass ich mich auch nicht verlesen habe. Als während der Mittagspause die Nachricht aufploppte, habe ich das Telefon wie einen Außerirdischen angestarrt. Der erste Gedanke, der mir in den Sinn kam: >du hast dich verlesen, Alter, ganz klar. Kaiba lädt mich nie - ich betone [style]nie[/style]! - zum Essen ein. Dann auch noch auf Pommes und Currywurst. Ich dachte echt, der Typ will mich verarschen. Als ich mir klar machte, dass Kaiba nicht der Typ Mann ist, der in seiner Arbeitszeit Witze per Rundmail verschickt, musste ich mich wohl oder übel der Tatsache stellen, dass er mich tatsächlich am Imbisswagen an der Ecke zur Zweiundsechzigsten treffen will. Ein dämliches Grinsen konnte ich mir dann doch nicht verkneifen. Immerhin war das unsere erste gemeinsame Verabredung in der Öffentlichkeit (mal abgesehen von dem Abend, an dem ich Kaibas Schoßhund spielen musste).

Vier Stunden später und der restliche Funken an guter Laune ist dahin. Das Gewitter macht es nicht besser. Der Regen lässt mich wie einen Straßenköter aussehen, der einmal beherzt in den nächsten großen Teich gesprungen ist. Ich könnte mir jetzt die Mähne schütteln, mir tausende Tropfen aus den Haaren klatschen und die Frisur zu einer Föhnwelle alà Yami Marik verwandeln. Ich könnte…

Noch schnell die Uhrzeit gecheckt, stopfe ich das Smartphone zurück in die Gesäßtasche und sprinte los. Zu spät kommen will ich auf gar keinen Fall. Da kann ich mir auch gleich eine Hundeleine anlegen und eine Runde Gassi mit mir selber laufen.
Kaiba hasst Unpünktlichkeit. Fast genauso sehr wie zu verlieren. Einmal bin ich zu spät zum Essen erschienen - dieses eine verdammte Mal! Eine Standpauke, wie sie mir mein Alter immer vorgetragen hat, hätte mich nicht gejuckt. Nur bestehen Kaibas Methoden, nicht aus Moralpredigten im üblichen Sinne. Seine Methoden sind etwas…veranschaulicher. Ich schlucke schwer, denke nicht weiter darüber nach, wie qualvoll es sein kann, spät zu kommen,  und erreiche auch schon die Kreuzung, die mich nur wenige hundert Meter von meinem Ziel trennt. Allmählich beruhigt sich der Regen, kleine feine Tropfen landen auf meiner Schulter, aber sonst klart sich der Himmel auf. Ich drossle das Tempo und gehe den Rest des Weges. Mein Puls entschleunigt nur mäßig, und ich kenne den Grund, auch wenn ich mir ständig einrede, dass das zwischen uns nichts Ernstes ist. Meinem Körper kann ich nichts vormachen. Kaiba schon. Solange unser Beziehungsstatus irgendwas zwischen >kompliziert< und >meins< ist, werde ich mich hüten, mein Maul aufzureißen und damit dieses >Etwas< aufs Spiel zu setzen. Dass er mich auf offener Straße sehen will, ist schon mehr Zugeständnis als ich von diesem Eisklotz erwarten kann.

Inu no GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt