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I kinda like this chap

Es gab diese Augenblicke im Leben, an denen die Zeit keine Grenzen kannte und nur so vorbeiflog.
Es brachte nur ein Blinzeln und die Sonne ging unter.
Es brauchte einen Herzschlag, der nur eine Sekunde dauerte, sich aber insgeheim wie ein ganzes Leben anfühlte.

Das waren diese Augenblicke im Leben, in denen es keine Zeit gab. Weil sie zu schnell verfiel. Oder zu langsam. Oder genau richtig.
Solche Momente habe ich in den letzten paar Tagen gehabt.

Es war Donnerstagabend und bereits morgen stand die Abreise wieder an. Doch ich schätzte die Zeit sehr, die ich hier verbringen durfte. Mit meinen Klassenkameraden, Chan, aber vor allem.
Vor allem mit Minho.

Vor meinen Augen erschienen all die Dinge, die in den letzten Tagen auf dem Programm gestanden haben. Sei es, ob ich sie mit ihm oder ohne ihn gemacht habe. Die Erkundung der Insel, welche mit einem gebrochenem Schlüsselbein bei einer der Zwölftklässler entdeckte.

Das ganze Drama, als die Lehrer dachten, er wäre tot und würde nicht aufwachen, obwohl er nur so tat. Der Rettungshubschrauber, der dann ankam, und der Ärger, auf den der Schüler mit einem lauten Lachen antwortete.

Das war der Dienstag gewesen und drei Tage standen noch vor. Es war lustig gewesen zu sehen, wie die Lehrer ihre Lebensentscheidungen hinterfragten. Rutschige Laubblätter waren im Herbst nun mal nicht zu unterschätzen. Ebenso wie steile Abhänge.

Museumsbesuche lagen unserer Stufe anscheinend auch nicht, denn am Mittwoch verwechselten die Mädchen die ausgestorbenen und ausgestopften Fake-Kaninchen im Museum mit echten, was letzten Endes zu viel Herumschreien und der Drohung, man würde die Polizei rufen, führte.

Die Jungs hatten wilden Spaß damit, die Steine zu begutachten, die vor Jahrtausenden auf dieser Insel bearbeitet wurden. Und sich wilde Geschichten dazu auszudenken. Wer es wohl wie auf dem Stein getrieben hätte und welcher Vogel wohl wie oft auf den Stein gekackt hätte.

Minho hatte mich indessen in eine ruhige Ecke gezogen und so konnten wir uns auf unser eigenes Gespräch fokussieren.Chan wurde anstelle von Minho in eine Menschengruppe gezogen, doch anders als ich es tun würde, stieß er keinen panischen Blick von sich, sondern lächelte gleich auf und stürzte in die Gespräche.

Mir fiel auf, dass es Chan besser ging. Viel besser. Anstelle von der vorher vorherrschenden Bedrückung hatte jetzt eine gewisse Leichtigkeit Platz eingenommen.

Es war leicht auszumachen, was die Ursache gewesen ist. Bemerkenswert, wie sehr Seungmin den Ältesten in unserer Freundesgruppe bezaubern konnte. Aber so, wie Chan ihn angesehen hatte, war es eher weniger verwunderlich.

Innerlich freute es mich zutiefst, dass die beiden ein Stück weiter zu sich gefunden hatten. Auch wenn sie nun für einige Tage nicht beieinander sein konnten, aufgrund der Jejureise, so schrieben sie sich unaufhörlich hin und her.

Und das Strahlen, welches auf Chans Gesicht trat, war wirklich Gold wert. Schade, dass Minnie jetzt nicht die Möglichkeit hatte, es vom Nahen zu bewundern.

Eine kalte Hand umschloss mein Kinn und drehte meinen Kopf von Chan weg. Meine Augen trafen die von Minho und er legte seinen Kopf schief.
,,Was guckst du dir da so an, Jisungie? Ich bin doch hier~"

Mein Herz machte einen Aussetzer, der sich nochmals in die Länge zog, als man mir unheimlich sanft einen Kuss auf die Lippen hauchte.

Der neckende Ton und die dunklen Augen meines Gegenübers brachten meinen Kopf zum Drehen und das kribbelnde Gefühl auf meinen Lippen machte es nicht besser.

Umso ernüchternder war es, als mir keine passende Antwort einfiel und ich so sprachlos und wie bestellt und nicht abgeholt dastand. Es war bewundernswert, wie sehr sich der eigene Körper in solchen Momenten voller Glücksgefühl gegen einen stellen konnte.

Run to Limbo // MinSungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt