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Middle long Chapter

⋆⋅☆Han Jisung☆⋅⋆

Es war nicht auf einen Schlag geschehen. Ich hatte nicht eines Morgens kerzengerade im Bett gesessen und gedacht: „Das war‘s“

Eher hatten sich die kleinen Dinge eingeschlichen. Immer und immer wieder. Tag für Tag. Und auf diese Weise änderten sich die Dinge. Rückblickend erschien sowas stets unheimlich offensichtlich, doch in solch einer Situation fielen sie einem nur auf, wenn sie zu weit vorangeschritten waren.

Sie schlichen sich ein, langsam aber sicher.
Es erinnerte mich an die Art und Weise, wie ich mich verliebt hatte. Nur, dass es jetzt das Gegenteil zu sein schien.

„Scheiße, scheiße, scheiße, scheiße!“
Überfordert ging ich in dem Raum auf und ab, tiegerte wie eine unruhige Katze hin und her. Langsam beunruhigte ich auf diese Weise auch den Älteren im Raum.

Ich war ratlos, während Chan weiterhin fokussiert an der Musik arbeitete. Ich war planlos, während eigentlich alles im Griff zu sein schien. Ich war frustriert, weil ich es nicht schaffte, angemessene Lyrics auf das Papier zu bringen.

„Jisung-ah, mach dich nicht so verrückt. Magst du vielleicht frische Luft schnappen, oder für heute aufhören? Du kannst ja auch schonmal das Internet nach Weihnachtsgeschenken durchsuchen, vielleicht kommst du so ja auf andere Gedanken.“

Doch seine beschwichtigenden Worte hatten bei mir keine Wirkung. Mit einem enttäuschten Aufschrei ließ ich mich auf die Couch fallen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Warum, warum war es mir nicht möglich, die Lyrics zu schreiben?

Meine Güte, ich hatte doch eigentlich genug Dinge, die ich nehmen könnte. Ich war verliebt, in einer guten Beziehung, hatte tolle Freunde und keine weiteren Sorgen. Nicht nur das, ich hätte auch das Leid der Welt nehmen können und es in Worte zum Singen fassen müssen.

Alles, was man zum Schreiben von Lyrics brauchte, hatte ich. Wieso dann, wieso kamen diese Wörter nicht aus mir heraus. Wieso blieb das Blatt weiterhin leer? Was hinderte mich daran, es zu vollbringen?

Die in mir vorherrschende Frustration wurde größer, schien zu wachsen und so dann meine innere Kapazität für Gefühle zu übersteigen. Immer weiter stieg der Schwall an Emotionen an, eine ekelhafte Mischung aus Zweifel, Frustration und Enttäuschung. Und mit ihnen ein weiteres noch abscheulicheres Gefühl: Angst

Konnte ich überhaupt irgendetwas? Wozu war ich gut? Immerhin schaffte ich ja nicht einmal Musik zu schreiben, geschweige denn zu produzieren.

Und während in dem 3racha-Raum weiterhin das von Chan-Hyung erzeugte Tastengeräusch zu hören war, so hörte ich in meinem Kopf stets die gleichen Wörter. Du bist nichts. Du kannst nichts. Erbärmlich, nicht wahr?

Wie in einer Zeitlupe hallten sie in meinem Kopf wieder. Diese neun Wörter waren das Einzige in meinem Gedanken vorherrschende, denn es gab sonst nichts. Ich verspürte keine weiteren Emotionen oder dachte an andere Gedanken.

Das reine Gefühl von Erbärmlichkeit plagte mich. Ehe es dann von dem Gefühl der Panik übernommen wurde. Welche mir Steine auf die Brust legte und den Raum schrumpfen ließ. Mich von der Realität abgrenzte und in eine Wahrnehmung steckte, die sich so anfühlte, als ob die Zeit nicht richtig laufen würde.

Zu langsam,
Viel zu langsam.
Scheiße. Verdammte scheiße, eine Panikattacke war das Letzte, was mir aus dieser vorherrschenden Situation ziehen würde. Was sollte ich-

„Jisung-ah?“
Eine Stimme trat in meine Wahrnehmung und erinnerte mich an die Existenz von anderen Menschen. Das war ja Chan, oder? Moment, wo war ich?

Run to Limbo // MinSungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt