Kapitel 53

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Wir liefen lange, bis wir den Pferdeschwanztyp wiederfanden. Und mit lange meinte ich auch wirklich lange! Irgendwann trafen wir ihn, wie er vor einem Schaufenster stand. Jason war der erste, der in die Gasse einbog und als er ihn sah, schubste er uns ohne Rücksicht auf Verluste zurück. Das führte dazu, dass wir allesamt umfielen und auf unseren Hintermann fielen. Außer Alex, der knallte unbarmherziger Weise auf die kalten Pflastersteine.

Wir alle schrien kurz auf und lachten danach, doch Jason unterbrach uns mit einem schneidenden "Still!", ehe er wieder in die Straße spähte.

"Okay.", sagte er dann. "Wir teilen uns wieder auf und kreisen ihn ein. Die Gruppen bleiben die gleichen. Wir haben unsere Headsets noch nicht, das bedeutet, wir müssen einen auf alte Schule machen."

"Warte.", stoppte ich ihn. "Diesmal gehe ich mit dir." Ich fragte nicht und ich bat ihn auch nicht. Ich bestimmte es. Und während ich Jaspers beleidigendes Protestieren ignorierte, starrte ich Jason in die Augen und hoffte, dass er es sah. Dass er sah, wie sehr ich ihn brauchte. Ich kannte seine Denkweise, wusste, wie er reagieren würde, einfach weil ich die Veränderung seiner Rückenmuskeln kannte, wenn wir Rücken an Rücken kämpften. Er war der perfekte Partner. Und das wusste er.

"Gut.", willigte er ein. Somit duldete er keine Widerrede und wir teilten uns auf. Jason packte mich und wir nahmen einen anderen Weg.

"Wir werden ihn von hinten überraschen.", grinste er und blickte auf mich hinab, während wir rannten. Ich lachte. Jetzt war dieses verdammte Arschloch dran.

Schließlich waren wir gefühlt einmal durch ganz Penzance gehetzt, als wir ihn wiedertrafen. Und während er so nichtsahnend durch die Gassen schlenderte, brannte eine Sicherung bei mir durch.

Ohne Vorwarnung riss ich mich von Jason los und sprintete einige Straßen weiter, wohlwissend, dass Jason jetzt nicht laut meinen Namen schreien konnte. Ich hastete ein paar Meter, bog wieder ab. Wir befanden uns in einem Labyrinth aus Gassen und Gängen und ich wusste, jetzt konnte ich den Pferdeschwanztyp überraschen.

Als ich ihn vor mir um eine Ecke biegen sah, bog ich abermals scharf ab, sprintete weiter, um Jason nicht die Chance zu geben, mich einzuholen und meinen aus Instinkt geborenen Plan zu vereiteln. Und dann befand ich mich in der Straße, in der der Zirkel-Agent jetzt einbog. Ich beschleunigte meine Schritte, traf mit ihm in der Kreuzung zusammen und mit 55 Kilogramm geballter Wut fegte ich ihn um. Buchstäblich.

Ich landete auf ihm und verschwendete keine Zeit, um ihn mit meinen Knien festzunageln. Zumindest hatte ich das vor. Doch er wäre kein Superspion gewesen, würde er mich nicht abschütteln, aufspringen und mir gleich einen ordnetlichen Tritt verpassen. Ich ächzte, zwang mich aber auf die Knie und versuchte zu kämpfen.

Doch zum Glück war Jason schon zur Stelle und so hatten wir ihn schnell überwältigt. Jason hielt ihn im Polizeigriff, während ich nach etwas zum Fesseln suchte. Da ich aber nichts fand, zuckte ich nur etwas überfordert die Schultern, als Jason unseren nun Gefangenen gegen die harte Steinmauer stieß.

"So, nun lass uns mal etwas plaudern.", zischte im Jason ins Ohr und seine Stimme wurde dabei so eisig, dass ich unwillkürlich schauderte.

"Wo habt ihr sie?", fragte er und drückte den Mann noch etwas mehr gegen die Wand.

"Vergiss es. Der kleine Rotschopf bleibt bei uns.", lachte er und grinste. Augenblicklich ballte ich meine Fäuste.

"Jason!", knurrte ich und vielleicht lag es an dem fordernen Ton in meiner Stimme, aber Jason sah zu mir, sah wie ich vor Wut bebte und riss den Mann von der Mauer weg. Stattdessen hielt er ihn mir hin und ohne zu zögern, rammte ich diesem widerlichen Idioten meine Faust ins Gesicht. Und Gott bewahre, es knackte.

"Und jetzt rede!", fauchte ich und starrte ihm ins Gesicht. Und an diesem Punkt fühlte ich mich nicht klein und verletzlich. Ich fühlte mich stark und unbesiegbar und verdammt noch mal, ich fühlte mich dazu in der Lage Chrissy zu retten.

"Du hast sie gehört.", fügte Jason hinzu und wir beide ignorierten das Blut, das auf seine Klamotten aus seiner Nase tropfte.

"Der Zirkel wird nicht verraten.", stieß er hervor und seine Zähne waren ebenfalls schon rot vom Blut. Jason presste ihn zurück gegen die Mauer und der Zirkeltyp brüllte auf, als seine gebrochene Nase die harte Wand berührte. Er wimmerte und ich biss mir auf die Lippen. Bloß nicht weich werden! Hier geht es um Chrissy!

Plötzlich kamen die anderen um die Ecke und stoppten angesichts unseren Anblicks. Doch als sie erkannten, wen wir da in Händen hielten, kamen sie fest entschlossen auf uns zu.

"Jeder Mensch hat einen wunden Punkt.", flüsterte Jason, seine Stimme nun wieder eiskalt. "Sollen wir es dir beweisen?"

"Der Zirkel..", stammelte der Pferdeschwanztyp und Jasper sprang seinem Freund nun zu Hilfe. Er schlug abermals auf seine gebrochene Nase ein und ich war sicher, dieser Junge hatte einen härteren Schlag als ich.

"Rede!", spuckte er und hob schon wieder drohend die Faust. Und das brach den Zirkelisten.

"Sie sind gen Osten gefahren. Sie wollen nach London.", brachte er hervor.

"Aber sie sind noch nicht dort.", hörte ich mich sagen und der Befragte sah mich an. Ich wusste, ich hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.

"Sie wollten Halt in Bristol und Andover machen."

"Und wo sind sie jetzt?", fragte Jessy schneidend von hinten. Der Agent sah uns in die Augen und blickte schließlich niedergeschlagen auf den Boden.

"Bristol.", kam es als klägliche Antwort.

"Quod erat demonstrandum.*", sagte da leise Jason und ließ den Agentn los. Der fiel auf die Knie und sah zu ihm auf.

"Fas est et ab hoste doceri.*", antwortete er nur und wischte sich das Blut von dem Gesicht. Dann stand er auf und blickte uns alle nach einander an.

"Glaubt ja nicht schon gewonnen zu haben. Ehre, wem Ehre gebührt.*", gelobte er feierlich. Dabei hielt er sich seine flache Hand auf die Brust. Dann knackte es in seinem Mund und man sah ihn schlucken.

"Nein!", rief Jason und packte den Zirkelisten, doch dieser sank bereits zu boden. Er war tot.

"Wie..?", stellte ich die wohl dümmste Frage, aber ich musste es tun.

"Giftpille.", hörte ich Am von hinten und ich blickte plötzlich mit einem ganz anderen Wissen auf den Spionen. Der Zirkel war gefährlicher als wir alle dachten.


Danach trugen die Jungs den Leichnam weg. Der Wald war nicht mehr weit. Sie besaßen sogar den Anstand ihn zu begraben, während wir auf sie warteten. Keiner sprach ein Wort, bis wir plötzlich vor einem Hotel landeten.

"Lasst uns eine Nacht schlafen und den heutigen Tag verarbeiten. Morgen brechen wir nach Bristol auf. Ich werde meinen Onkel nach Informationen fragen." Dann ging er und besorgte die Schlüssel. Ich schauderte schon wieder. Ich wollte plötzlich einfach nur weg aus Penzance, aus Angst noch weitere Agenten könnten uns auflauern.

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Hallo:)

Naja, also, zu den Erklärungen. Ich weiß nicht, wie viele bei euch des Lateinischen mächtig sind, deswegen:

* Quod erat demonstrandum = Was zu zeigen/beweisen war.

* Fas est et ab hoste doceri = Auch vom Feind lernen ist Recht. - Ovid

* Ehre, wem Ehre gebührt ist eine lateinische Übersetzung. (Latein:Cui honorem, honorem - Paulus)

Im nächsten Kapitel (keine Ahnung wann das kommt:D ) erfahrt ihr dann auch, warum gerade Latein.

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