Nach unserer kleinen Auseinandersetzung liefen wir zu den anderen. Meine Freundinnen warfen mir einen fragenden Blick zu und in Jaspers Grinsen erkannte ich, dass er wusste, wieso wir zu spät waren. Mein Blick schweifte weiter zu Elyas, der ziemlich grimmig dreinschaute.
"Gut, dann alle mir nach.", befahl Mr. Miller und wir trotteten ihm hinterher. Zu meinem Erstaunen liefen wir aber nicht zu dem großen Lieferwagen, sondern strikt daran vorbei.
"Wohin gehen wir?", raunte ich Amanda zu, welche neben mir lief.
"Zum Helikopter.", meinte sie nur und war nicht im mindesten überrascht.
"Helikopter?!", rief ich und meine Stimme schnellte gleich eine Oktave höher.
"Was ist? Hast du Flugangst, kleine Kate?", stichelte Jasper von hinten. Ich ignorierte ihn. Ich wollte stehen bleiben, wollte zurück in mein Bett flüchten, doch stattdessen lief ich mutig neben Amanda her, auch wenn mein Herzschlag mit jedem Schritt schneller wurde.
"Keine Angst, Kate. Es ist ziemlich harmlos.", beruhigte Jessy mich und nahm meine Hand. Aufmunternd lächelte sie mir zu.
Als wir uns vom Schloss entfernt hatten, entdeckten wir vor uns einen Landeplatz, auf dem jetzt ein großer Hubschrauber stand, der schon lief. Er war wirklich groß. So groß, dass eine ganze Klasse problemlos darin Platz fand.
"Das war mal ein alter Army Helikopter. Die Schule hat ihn der Army abgekauft und umgebaut.", erklärte Christal mir leise, als ich stehen geblieben war, um das Ding mit Rotorflügeln zu inspizieren.
"Okay.", machte ich nur und schluckte hörbar. "So schlimm wird es schon nicht werden."
Es war schlimm. Im Helikopter forderte uns Mr. Miller auf, die Augen zu verbinden. Dazu reichte er uns allen schwarze bis dunkelblaue Binden, Krawatten und anderes Zeug, das man zur Augenbinde umfunktionieren konnte.
Jason verband mir die Augen mit einer blauen Krawatte und er zurrte den Knoten absichtlich zu fest. Wahrscheinlich war er immer noch sauer. Dann erhob sich der Helikopter und durch das fehlende Augenlicht fühlte ich mich orientierungslos und völlig ausgeliefert.
Als Mr. Miller, der das Ding flog, sich in die Lüfte erhob und in eine Richtung davonflog, krallte ich mich in den nächstbesten Arm, den ich fand. Keine Ahnung, wem er gehörte.
Wir flogen lange, und als wir landeten, kam Mr. Miller zu uns.
"Wie lange sind wir geflogen?", fragte er barsch und mir rutschte das Herz in die Hose. Ich hatte keine Ahnung.
"Kate?", fragte er und ich zuckte unwillkürlich zusammen.
"Eine Stunde?", riet ich und trat mir danach mental selbst in den Arsch. Ich hatte die wichtigste Tarnungsregel vergessen! Wenn du etwas nicht weißt, dann tu so als ob. Bluffe!
"Falsch.", schoss Mr. Miller sofort zurück und wandte sich dann an Alex.
"93 Minuten und 45 Sekunden.", sagte er und die Antwort war richtig.Dann durften wir unsere Augenbinden lösen und ich blinzelte ins helle Licht.
Als wir ausstiegen, hielt Mr. Miller mich fest.
"Kate", sagte er. "So etwas ist wichtig. Im Falle einer Entführung kannst du so abschätzen, wie weit entfernt du dich vom Ausgangsort befindest. Denk nach, Mädchen!"
Ich nickte nur stumm und schob mich an ihm vorbei zu Chrissy und den anderen. Wir liefen weiter und vor uns baute sich eine riesige Shoppingmall auf. Sie war wirklich gigantisch. Schließlich erklärte uns Mr. Miller die Aufgabe.
"Finden Sie den Rubin. Und bringen Sie mir die Botschaft.", sagte Mr. Miller rätselhaft. "Bilden Sie Teams und verständigen Sie sich über Headsets. Um 17 Uhr fliegen wir wieder los. Ich erwarte Sie auf dem Dach." Dann stieg er zurück in seinen Hubschrauber und ließ uns im aufgewirbelten Wind stehen.
DU LIEST GERADE
How to be an Agent ✔️
AçãoIch wusste nicht, warum ich zusagte. Ich wusste nicht, warum ich nicht mal mit der Antwort zögerte. Wahrscheinlich weil ich immer das Mädchen war, das nie bemerkt wurde, das jeder übersehen hat. Mein Gesicht hatte wahrscheinlich etwas an sich, was a...