Kapitel 8

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Stumm starrten Jason und ich uns an. Einen kurzen Moment sah ich die Überraschung in seinem Gesicht, die sich wahrscheinlich auch auf meinem wiederspiegelte. Einen kurzen Moment, dann glichen seine Gesichtszüge wieder einer Maske der Gleichgültigkeit.

"Komm rein, Jason. Wir drei müssen reden.", sagte Mr. Miller und winkte ihn herein.

"Was ist los?", fragte Jason und stellte sich neben mich, die Arme vor der Brust verschränkt.

"Die Sache ist folgende: Ihr zwei werdet einander helfen. Du, Jason, wirst Kate in den Schulischen Dingen helfen, aber speziell in den Kampfübungen.", sagte er und wandte sich dann an mich. "Während er dir die Grundlagen zeigt und mit dir trainiert, möchte ich, dass du ihm beibringst strategisch zu denken. Er denkt zu einseitig und in brenzligen Situationen kann das gefährlich werden. Genauso wie zu wenig Training dir schaden kann, Kate." Dann lehnte er sich zurück. "Lernt voneinander und ihr werdet besser."

"Aber Cal. Sie kann nichts. Weder Nahkampf noch Waffennutzung.", protestierte Jason. "Und vor allem ist sie nicht in der Lage mir beizubringen in einem Kampf besser zu werden."

Aha. Daher wehte also der Wind. Gekränkter männlicher Stolz. Kopfschüttelnd verdrehte ich die Augen. Dennoch stimmte ich ihm zu.

"Mr. Miller. Ich halte das auch nicht für eine gute Idee.", sagte ich und sah dem Direktor in die Augen.

"Weil ihr nicht einen potentiellen Lehrer in einander seht, sondern lediglich einen anderen Teenager, den ihr nicht leiden könnt.", sagte er. Ich widersprach ihm schon gar nicht. Er besaß eine gute Menschenkenntnis.

"Ich will nichts weiter hören. Die Stadtübung, die wir demnächst machen, macht ihr zusammen. Und jetzt raus.", sagte er und widmete sich schon wieder seinen Unterlagen. Als Jason sich resigniert umdrehte, um zu gehen, sah ich ein, dass es keine Alternative gab.

Ich schloss die Tür hinter mir und schaute mich nach Jason um. Der stapfte schon wütend den Gang entlang und ich verdrehte abermals die Augen und rannte ihm hinterher.

"Hör mal, ich bin auch nicht grade begeistert, okay?", rief ich und lief schräg hinter ihm. Abrupt blieb er stehen und fuhr herum. Ich konnte gerade noch anhalten, um zu verhindern, in ihn rein zu rennen.

"Hör du mir mal zu, du kleine Möchtegern-Tussi! Ich kann mir Schöneres vorstellen, als mit dir zu trainieren, aber Mr. Miller hat das jetzt so beschlossen und daran lässt sich nichts mehr rütteln. Ich werde dich weder schonen, noch dir irgendetwas leichter machen. Nur weil du ein kleines Mädchen bist, was ziemlich zurückhängt, heißt das nicht, dass ich Mitleid mit dir habe.", sagte er und baute sich bedrohlich vor mir auf. Ich musste mich beherrschen, nicht zurück zu weichen.Und tat stattdessen das, was ich immer tat, wenn mich jemand so vollging. Ich wurde zickig.

"Ich habe auch nicht behauptet das gleiche mit dir zu machen.", fauchte ich und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.Plötzlich hellte sich Jasons Gesicht auf und er begann lauthals zu lachen.

"Als ob du mir was anhaben könntest!", lachte er und hielt sich sogar den Bauch. "Du laufender Meter bist so schwach. Ich könnte dich zerknicken wie ein Streichholz."

"Wohl wahr, aber Stärke hat nicht immer was mit Muskelkraft zu tun.", schrie ich und war nahe dran ihn zu schlagen.

"Doch natürlich. Oder willst du mich zu Tode denken?", erwiderte er und hob spöttisch eine Augenbraue.Statt etwas Beleidigendes zu erwidern, lächelte ich ihn zuckersüß an. Im nächsten Moment bogen grölend seine Freunde um die Ecke. Als sie uns sahen, stoppten sie kurz und liefen dann etwas langsamer auf uns zu. Jason wandte sich zu seinen Freunden um, und als er sich gerade wieder umdrehte, stellte ich mich auf Zehenspitzen und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

"Ich mag zwar nicht sonderlich viele Muskeln haben, aber dafür weiß ich, wie ich dafür sorgen kann, dass du drei Nächte hintereinander auf dem Klo verbringst.", sagte ich mit zuckersüßer Stimme und war ziemlich stolz auf mich, als ich zurück auf die Fersen wippte und sein verdutztes und verwirrtes Gesicht sah. Seine Freunde waren inzwischen fast da und ich lächelte noch einmal triumphierend, ehe ich mich umdrehte und davonging.

"Du hast was?!", schrie Jessy und starrte mich ungläubig an. "Sag mir, dass das nicht wahr ist, Kate!"

"Ich musste es einfach tun.", sagte ich und sah in die fassungslosen Gesichter meiner Freundinnen.

Als ich um die Ecke gebogen bin, habe ich angefangen zu rennen. Ich hatte es ihm erzählt. Indirekt zumindest, aber ich vertraute darauf, dass es keine Stunde dauerte, bis er wusste, wer hinter seinem angeblichen Magen-Darm-Infekt steckte. Und dass er auf Rache sinnte.

"Wie konntest du das tun?", meinte auch Amanda und Christal saß auf dem Bett und schüttelte nur den Kopf.

"Ich weiß, ich weiß. Ich hätte es nicht tun dürfen, aber er hat mich so wütend gemacht und ich hatte es satt, dass diese Idioten denken, wir sind schwach nur weil wir Mädchen sind! Ich wollte ihm zeigen, dass wir weitaus gefährlicher sind aus wir aussehen. Dass wir deshalb gerade gefährlich sind!", verteidigte ich mich.

"Nein, dich hat wütend gemacht, dass er dich für schwach hielt und deshalb hast du es ihm verraten. Und jetzt wissen es die Jungs und wir sind erst richtig am Arsch. Weil du deinen Stolz nicht runterschlucken konntest!", schrie Jessy und funkelte mich wütend an.

Ich schloss meinen Mund wieder, den ich aufgrund einer Antwort geöffntet hatte.

"Es tut mir leid.", sagte ich schließlich und blickte auf den Boden.

"Ja, aber das macht es auch nicht ungeschehen.", fauchte Jessy und wandte sich theatralisch ab und lies sich auf ihr Bett fallen.

"Stimmt. Aber vielleicht ist es auch besser so.", murmelte ich.

"Das meinst du doch nicht ernst?!", sagte Jessy und starrte mich mit großen Augen an.

"Warum nicht? Wir haben ihnen Abführmittel untergejubelt. Das hat wahrscheinlich noch keiner gemacht. Also warum sagen wir dann nicht auch der Menge, dass wir es waren? Dass wir es gewagt haben, diese Idioten mal eins auszuwischen. Warum sollen wir uns verstecken?", konterte ich und sah sie alle gespannt und erwartungsvoll an.

"Ich hätte zu gern sein Gesicht gesehen.", lachte Amanda plötzlich. "Das war bestimmt genial."

"War es.", sagte ich und musste unwillkürlich grinsen.

"Nichts desto trotz sind sie jetzt ziemlich sauer auf uns.", sagte Christal. "Sie werden sich rächen. Und das Warten auf die Rache wird das Schlimmste sein."

"Na dann strengen wir eben noch ein Mal unsere Köpfe an.", sagte ich und ging im Zimmer auf und ab.

"Hat ihr Zimmer eine günstige oder besondere Lage?", fragte ich in den Raum hinein.

"Es ist das letzte Zimmer und liegt unter den Dienstbotenzimmern.", sagte Christal und schob ihre Brille wieder auf ihre Nase.

"Woher weißt du das?"

"Chrissy hat ein Fotographisches Gedächtnis.", erklärte Amanda. Ich nickte bewundernd.

"Wow...dann besorgen wir dir eine Karte des Grundrisses. Kommt man irgendwie in diese Dienstbotenkammern?", fragte ich.

"Weiß nicht so recht. Warum?"

"Ganz einfach. Wenn es uns gelingt ein paar Wanzen in deren Zimmer zu schmuggeln, sind wir ihnen immer einen Schritt voraus. Niemand muss warten und wir müssen auch nicht Opfer ihrer Rache werden."

"Aber das ist doch Eingriff in ihre Privatsphäre.", protestierte Amanda.

"Na und? Sie haben genug Scheiße abgezogen. Jetzt sind wir dran. Und überhaupt. Wie sollen die das bitteschön rausfinden, Am? Und überhaupt horchen wir nur kurz rein, um zu schauen, ob sie was planen.", sagte Jessy und sah mich dann an.

"Die Idee ist großartig. Lasst uns raussuchen, was wir alles brauchen und dann gehts es los.", meinte sie und ich sah auch in den Gesichtern der anderen, dass diese Sache jetzt beschlossen war.

"Zeigen wir ihnen, dass wir keineswegs schwach sind. Sondern dass wir stärker sind als sie. Cleverer sind als sie. Zeigen wir ihnen, dass wir nicht die kleinen süßen Mädchen sind, die sie zu sehen glauben."

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