Kapitel 45

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"Sie haben Chrissy.", flüsterte Amanda mit rauer Stimme und Tränen liefen ihr erneut über die Wangen. "Sie haben sie mitgenommen."

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Bestürzt schlug ich mir eine Hand vor den Mund und starrte meine Freundin mit weit aufgerissenen Augen an. Ich musste nicht fragen, wer sie waren. Ich wusste es besser, als jeder andere, aber dennoch brauchte ich einen Moment, um es zu realisieren.

"Komm steh auf, Am. Wir müssen erst einmal in den Speisesaal.", sagte ich monoton und stand auf. Plötzlich wurde ich mir meiner eigenen Worte bewusst.

"Die Lehrer wissen noch nichts davon.", sagte ich und starrte auf einen Punkt vor mir. "Sie zählen doch gerade erst jetzt die Schüler." Dann sah ich zu Amanda, die weinend und schluchzend zu mir aufsah. "Was ist passiert?!"

"Als das Abhören aufflog, hatte ich Alex am Hals.", begann meine Freundinn und ich setzte mich wieder zu ihr. Mir war egal, dass die anderen uns am Ende der Zählung vermissen würden, wenn sie jeden Schüler einmal aufriefen. Amanda fuhr fort.

"Aber ich konnte ihn schnell abhängen. Und dann kam mir bald darauf Chrissy entgegen. Sie war völlig außer Atem und erzählte mir alles. Von Jasper, von dir, von Jason. Ich beruhigte sie und dann liefen wir hinunter, um wieder nach draußen zu gelangen, als es passierte. Sie stürmten die Eingänge und .. Gott, es waren so viele Kate. Ich hab Christal genommen und wir sind weggerannt, aber einige sind uns gefolgt. Wir haben es bis zum Gemeinschaftsraum geschafft und ich wollte die Tür verriegeln, aber sie waren zu stark. Sie traten die Tür förmlich ein und dann kämpften wir. Es waren vier Männer und ich wusste von Anfang an, wir hatten keine Chance, doch trotzdem kämpften wir. Ich weiß noch, wie überrascht ich war, als Christal zu schlug. Doch dann überrumpelten sie mich und das letzte was ich sah, war, wie sie Chrissy wegschleiften. Sie schrie und weinte. Dann wurde ich bewusstlos. Ich hab versagt, Kate. Ich hab sie im Stich gelassen." Ihre Tränen flossen wieder. Sie weinte leise vor sich hin und obwohl auch ich kurz davor war, in Tränen auszubrechen, verbot ich es mir. Amanda brauchte mich jetzt. Also stand ich auf und wollte ihr gerade sagen, dasselbe zu tun, als wir unterbrochen wurden.

"Kate! Amanda! Wieso seid ihr nicht unten im Speisesaal?", blaffte da Mr. Miller, der mit Coach Crown auf uns zu lief. Langsam drehte ich mich zu ihnen um.

"Wo ist Christal? Ist sie nicht bei euch?", fragte Mr. Miller und suchte den Gang hinter uns mit seinen Augen ab. Ich hörte, wie Amanda wieder ihren Kopf vergrub und anfing zu schluchzen. Doch ich blickte nur auf meinen Direktor. Man sah ihm seine Verwirrtheit an und ich wappnete mich, ihm die schlechte Nachricht zu vermitteln.

"Sie haben sie mitgenommen. Der Zirkel hat Chrissy mitgenommen.", sagte ich tonlos und ich erkannte, dass selbst in den stahlharten Augen meines Direktors etwas wie Bestürztheit und Sorge auftauchte.

"Was sagst du da?", fragte er und blickte zwischen Amanda und mir hin und her.

"Amanda war dabei. Sie haben sie überwältigt und Chrissy mitgeschleppt. Sie ist nicht mehr hier.", erklärte ich und Mr. Miller nickte. Dann kehrte der neutrale Blick zurück auf sein Gesicht un er begann Befehle auszuteilen.

"Kate, nimm Amanda und geh mit Coach Crown in den Speisesaal. Dort sollen sie euch abhaken." Dann wandte er sich an seinen Kollegen. "Sag ihnen, dass Christal fehlt, aber erst nachdem du Schüler auf ihre Zimmer geschickt hast. Das sollten wir geheim halten, ehe Panik ausbricht."

Wir alle nickten und ich half Amanda auf die Beine. Dann liefen wir zusammen mit unserem Trainer zum Speisesaal. Er öffnete die Türen und wir folgten ihm. Im Saal herrschte reges Treiben, da alle Schüler redeten und die Lehrer umher rannten. Ich suchte mit meinen Augen Jason und die anderen und fand sie bald darauf. Jason blickte schon zu uns. Offenbar hatte er uns sofort bemerkt.

"Sie wissen es alle nicht.", murmelte da Amanda.

"Was wissen sie nicht?", flüsterte ich zurück.

"Das mit Chrissy. Die Lehrer müssen eine stille Zählung gemacht haben und von Tisch zu Tisch gegangen sein." Bei den anderen angekommen setzten wir uns und ich platzte sofort mit der schlechten Neuigkeit heraus.

"Der Zirkel hat Chrissy.", sagte ich und alle guckten erschrocken. Wir wurden unterbrochen, als Coach Crown alle dazu aufrief, sofort auf ihre Zimmer zu gehen und dort zu bleiben, bis die Lehrer mehr wüssten. Nach und nach standen alle auf, doch wir blieben sitzen.

"Was machen wir jetzt?", fragte Jessy in die Runde. "Sie sind noch nicht all zu lang weg." Keiner antwortete ihr und ich wandte mich an Jason.

"Rede mit deinem Onkel. Ich will wissen, was er jetzt zu tun gedenkt.", forderte ich und mir war es egal, wie schnippisch ich klang.

Statt zu widersprechen, wie ich es im ersten Moment erwartet hatte, nickte Jason und stand auf. Wir anderen folgten seinem Beispiel und so marschierten wir zum Büro des Direktors. Jason klopfte an und trat schließlich ein. Wir anderen warteten in dem offenen Raum davor, als Jason endlich wieder heraus kam. Ich erhob mich vom Boden, auf dem ich mich niedergelassen hatte und blickte zu ihm.

"Und?", fragte ich ungehalten. Jason guckte nicht erfreut.

"Einige der Lehrer sitzen darin. Sie beraten gerade und haben mich wieder heraus geschickt. Mein Onkel sagte nur, dass sie jetzt so schnell nicht irgendeine Mission starten."

"Was?!", rief da Jessy und starrte ihn entsetzt an. "Ist das ihr Ernst?!" Auch ich war ziemlich wütend und blickte finster zur Tür. Mit einem gezielten Tritt..

"Denk gar nicht dran, Kate!", zischte Jason, der meinen Blick bemerkt hatte. Ich sah zu ihm und schaute ihn böse an.

"Ich dachte, ich soll dir aus den Augen gehen?", fragte ich zickig, ehe ich mich an ihm vorbei drängte und die Tür aufstieß.  Die Erwachsenen starrten mich überrascht an, doch ich ließ mich nicht beirren. Ich ging zu Mr. Miller, der wie gewohnt hinter seinem Schreibtisch saß und stützte meine Hände schwungvoll auf den Tisch.

"Wann, bitteschön, bewegen Sie sich und unternehmen etwas?", fragte ich scharf und starrte Mr. Miller an. Er sah mich gelassen an und ignorierte meinen Blick.

"Solltest du nicht auf deinem Zimmer sein? Ihr alle?", fragte er und blickte hinter mich.

"Und das leere Bett anstarren mit dem Wissen, dass Christal gerade weiß Gott was passiert?", entgegnete ich, noch immer wütend.

"Kate.", schalt sich da Mrs. Fray ein und ich blickte zu ihr herüber. "Wir beraten gerade darüber, wie wir vorgehen."

"Sie beraten. Aber handeln sie auch?"

"Wir brauchen mehr Informationen. Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir nur, dass sie verschleppt wurde. Wir haben schon jegliche Geheimdienste informiert, aber wir müssen abwarten, Kate.", erklärte der Direktor mit ruhiger Stimme. Plötzlich unterbrach uns Jason.

"Cal? Hier ist jemand für dich. Es ist wichtig.", sagte er und Colin trat vor. Er trug ein kleines computerartiges Objekt mit sich.

"Hi. Ich hab mitbekommen, dass ein Mädchen vermisst wird und ich wollte nur sagen, dass ich Peilsender unter die Autos geklemmt habe. Ich dachte, für alle Fälle." Mr. Miller winkte ihn heran und Colin übergab ihm den Minilaptop. Darauf sah man kleine blinkende rote Punkte.

Als Mr. Miller das sah, nahm er sein Telefon, wählte eine Nummer und telefonierte kurz darauf mit irgendeinem Geheimdienst. Er fragte nach der Abhörung des Handys der Angreifer und zwischendurch wurde er ziemlich laut. Plötzlich packte mich Jason an der Schulter un bedeutete mir, wieder heraus zu kommen. Widerstrebend folgte ich ihm und aucn Colin kam mit. Draußen schloss er die Tür und verschwand schließlich

"Und was machen wir jetzt?", fragte ich.

"Warten, kleine Kate, warten.", sagte Jasper und setzte sich auf die Treppe. "Das ist das schlimmste."

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