Es war Wochenende und ich quälte mich aus dem Bett raus, um zum Training mit Jason zu gehen. Mit Sportsachen bekleidet lief ich zu den Trainingsplätzen für die Oberstufe. Schon von Weitem sah ich ihn. Ihn und Mr. Miller. Sie standen dort zusammen und sprachen über etwas. Zu streiten schienen sie nicht, zumindest gestikulierten sie nicht sonderlich. Ich kam näher und sie bemerkten mich.
"Ahh, Kate.", sagte Mr. Miller und wandte sich zu mir. "Wie geht es dir?"
"Gut.", erwiderte ich knapp und sah zwischen den beiden hin und her.
"Wie kommt ihr mit dem Training voran?", fragte Mr. Miller und drehte sich zu Jason um.
"Kate ist immer noch schlecht.", sagte Jason. Empört schnappte ich nach Luft.
"Und was ist mit dir?", fragte Callum Miller.
"Ich bin brilliant.", grinste er und sein Onkel verdrehte nur die Augen, bevor er ging.
Als die Tür hinter ihm ins schloss fiel, sah ich Jason an. "Ich bin nicht schlecht!", rief ich, "zumindest nicht mehr so schlecht wie am Anfang!" Er lachte nur und wir gingen zu den Kampfmatten. Dort erwärmten wir uns, indem wir einige Manöver übten. Schließlich begaben wir uns in Kampfstellung.Ich sah Jason an und plötzlich lies er seinen Arm vorschnellen. Ich wehrte ihn ab und schlug zurück. Aber er wehrte ebenfalls ab.
"Du siehst müde aus.", stellte Jason schließlich fest. Ich nickte.
"Ja, war gestern noch 'ne lange Nacht. Haben viel geredet.", log ich. Eigentlich saßen wir über dem Zimmer der Jungen und hörten sie ab. Jetzt nickte Jason.
Dann wurde der Kampf etwas härter und ich hatte immer mehr Mühe, seine Schläge abzuwehren. Er schaffte es, einen Schlag zu landen und ich stolperte rückwärts, wo ich auf meinen Allerwertesten fiel. Grimmig rappelte ich mich wieder auf und rieb mir über meinen Steiß.
"Deine Beinarbeit ist immer noch miserabel.", sagte er und grinste mich herablassend an. Sein dummes, arrogantes Grinsen ... das brachte das Fass zum überlaufen. Ich ging ein, zwei Schritte auf ihn zu, bis ich vor ihm stand und funkelte ihn wütend an. Dann riss ich mein Knie hoch und rammte es ihm in die Weichteile. Sofort stöhnte er auf und sackte zusammen. Ich wich zurück, damit er nicht auf mich fiel.
"Also ich finde, meine Beinarbeit ist ganz hervorragend, oder etwa nicht?", sagte ich beugte mich zu ihm hinab. Zuckersüß lächelte ich ihn an, während er mich wütend anstarrte.
"Das wirst du bereuen, Kate.", zischte er.
"Ja, das sagst du immer. Hat dir dein Daddy nicht beigebracht, dass man nicht lügen soll?", provozierte ich ihn. Plötzlich blitzte etwas in seinen Augen auf und schlagartig verdunkelten sie sich. Oh Fuck. Das war ein Anzeichen für abnormale Wut.
Langsam richtete Jason sich auf und kam auf mich zu. Ich konnte nicht anders und wich zurück. Wir waren parallel neben der Sporthallenwand und ich hätte mich noch einige Meter zurück bewegen können, ohne auf ein Hindernis zu stoßen, doch mit einem Satz - schnell wie eine Kobra - packte er mich an den Oberarmen, wirbelte mich herum und stieß mich gegen die Wand. Ich keuchte wegen des harten Aufpralls auf und starrte entsetzt zu ihm hinauf.
"Du weißt rein gar nichts über mich, meinen Vater oder sont über meine Familie, also halt die Klappe. Und wenn du es noch einmal wagst in meine Privatsphäre einzudringen, dann bring ich dich um.", zischte er und lies von mir ab. Dann drehte er sich um und lief aus der Turnhalle.
Ich blieb wo ich war. Der Schreck saß mir noch in den Knochen und mit aufgerissenen Augen starrte ich ihm hinterher. Und da wusste ich, dass ich nicht - wie Jessy es vorgeschlagen hatte - so tun konnte, als hätte ich keine Angst vor ihm. Er war groß, bedrohlich und absolut gefährlich. Und plötzlich machte es Klick und ich blinzelte ein paar Mal verwirrt.
"Er lässt mich gewinnen.", hauchte ich und drückte mir meine Hände gegen die Brust. Ich stand leicht vornüber gebeugt da, während ich geschockt auf den Boden starrte.
"Er lässt mich gewinnen.", wiederholte ich. Er war Jason Penhallow. Er hätte mich in jeden unserer Kämpfe problemlos verprügeln können, aber er tat es nicht. Er lies Schläge durch. Er lies mich ihn umschmeisen. Dass ich ihm einen Tritt in die Eier verpassen konnte, galt als ein Wunder.
Ich sah wieder auf und zur Tür. Sie war noch immer geschlossen und ich richtete mich wieder komplett auf. Warum war er so nett zu mir? Warum gab er nicht das arrogante Arschloch und scherte sich einen Scheißdreck darum, was Mr. Miller sagte und ob er mir helfen konnte?
Schließlich nahm ich meine Jacke und verlies die Turnhalle. Ich ging zur Bibliothek und fragte die Bibliothekarin, ob sie Briefbögen da hätte. Freundlich lächelnd reichte sie mir einen und ich setzte mich an einen Tisch im entlegerenen Teil der Bibliothek. Ich faltete den Bogen auf, nahm einen Stift, den die Frau mir geliehen hatte und begann zu schreiben:
Luke,
Wie geht es dir? Ich hoffe soweit gut.
Ich brauche deine Hilfe. Ich muss mit jemandem reden. Mit jemandem dem ich alles erzählen kann.
Bitte, komm nach Penzance. Ich muss dich sehen. Schreib mir wann und wo und ich werde da sein und auf dich warten.
Kate.
Dann faltete ich das Papier zusammen und steckte es in einen Briefumschlag. Ich schrieb seine Adresse drauf und ging wieder vor zu der Frau. Sie gab mir eine Briefmarke.
"Wo muss ich das hintun?", fragte ich sie.
"Im Eingangsbereich gibt es einen Briefkasten. Dort können Sie es reinwerfen. Er wird heute Abend geleert." Ich bedankte mich und ging.
Im Eingangsbereich lies ich den Brief schnell in den Kasten fallen und seufzte. Was Luke jetzt wohl macht? Ich sah runter auf mein Armband und lächelte.
Während ich den Gang entlang lief, um zu unserem Zimmer zu kommen, träumte ich vor mich hin. Deshalb bemerkte ich auch nicht Jason, der mit einer großen Blondine im Gang stand und rumknutschte. Ich schnallte das erst, als ich schon fast direkt in ihnen stand.
"Oh.", machte ich und bekam große Augen. Sofort ging ich ein paar Schritte zurück und murmelte schnell eine Entschuldigung.
"Du störst.", zischte Jason. Ich starrte ihn nur mit zusammengekniffenen Augen an.
"Lass das kleine Dummchen, Jason. Ich muss eh los. Wir sehen uns, Honey?", schnurrte sie und lächelte ihn an. Dann warf sie mir einen abschätzigen Blick zu und rauschte den Gang entlang. Jason drehte sich zu mir und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Du hast da noch etwas Lippenstift, Honey.", flötete ich, verdrehte die Augen und stapfte an ihm vorbei.
"Warte!", rief er mir hinterher. Ich drehte mich um.
"Was?!", fauchte ich.
"Weg?", fragte er, grinste und zeigte auf seinen Mund.
"Willst du mich verarschen?!", schrie ich und ballte meine Fäuste. Jason lachte nur und kam auf mich zu.
"Entspann dich. Immerhin hast du mich gerade bei etwas sehr Schönem unterbrochen."
"Oh natürlich. Mein Fehler. Ich kann das ja auch riechen, wenn du in irgendeiner Ecke mit der nächstbesten Tussi rummachst. Außerdem wusste ich nicht, dass du es schön findest, wenn dir eine verwöhnte, arrogante Ziege mit Beinen bis zu den Zähnen und bis zu den Ohren hochgepushter Oberweite die Zunge in den Hals steckt.", fuhr ich ihn an.
"Naja, wenigstens hat sie was, was sie hochpushen kann.", meinte er trocken und sah mit hochgezogener Augenbraue auf meinen Ausschnitt. Automatisch hob ich meine Hand und holte aus. Doch Jason war schneller. Er fing mein Handgelenk ab, ehe ich ihm eine Ohrfeige verpassen konnte.
"Weißt du", zischte ich, "ich wollte mich wirklich bei dir entschuldigen, für das was ich heute beim Training gesagt habe. Aber du egozentrisches Arschloch verdienst meine Entschuldigung nicht." Dann riss ich mich von ihm los, starrte ihm noch einmal wütend in die Augen, drehte mich um und ging.
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How to be an Agent ✔️
AcciónIch wusste nicht, warum ich zusagte. Ich wusste nicht, warum ich nicht mal mit der Antwort zögerte. Wahrscheinlich weil ich immer das Mädchen war, das nie bemerkt wurde, das jeder übersehen hat. Mein Gesicht hatte wahrscheinlich etwas an sich, was a...