"Los, Katie! Schwing deinen Hintern endlich nach unten!", hörte ich Jasons Stimme vom Flur aus in mein Zimmer schallen. Ich musste unwillkürlich lächeln.
"Beeil dich, sonst kommt er hoch und holt dich.", warnte mich Amanda, die auf ihrem Bett lag und in einem Magazin blätterte."Ich weiß.", sagte ich und stopfte den letzten Rest in meine Reisetasche. Ich nahm nicht alles mit. Schließlich würde ich wieder kommen. Kurz sah ich Amanda an.
"Du musst mich besuchen kommen. Meine Mom würde dich sehr gern kennen lernen.", schlug ich ihr vor. Am sah auf.
"Das ist lieb von dir, aber ich fahre zusammen mit meinem Dad auf's Land zu meiner Grandma.", sagte sie und lächelte.
"Und die anderen?", fragte ich nach.
"Die fahren auch nach Hause.", meinte Amanda und wurde vom erneuten Rufen Jasons unterbrochen. "Du solltest jetzt wirklich gehen", fügte sie trocken hinzu. Ich kicherte mädchenhaft, nahm meine Tasche und hüpfte aus dem Zimmer. An der Tür hielt ich inne.
"Ich bin froh, hierher geschickt worden zu sein.", sagte ich und lächelte. Amnda erwiderte es.
"Ich auch. Und ich hätte nie geglaubt, dass du und der größte Vollidiot des Universums zusammen kommt." Jetzt lachte ich.
"Ich auch nicht!" Dann wünschte ich ihr einen schönen Sommer und zog die Tür hinter mir zu. Ich lief den Flur entlag und kam zu der kleinen Treppe, bei der sich der Jungs- und Mächenflügel teilten. Jason stand da und schaute auf, als ich angerannt kam.
"Na endlich! Ich dachte eigentlich, du gehörst du den weiblichen Wesen, die nicht Stunden für das Packen brauchen.", seufzte er und ich zeigte ihm zur Antwort den Mittelfinger.
Unten bei den Garagen der Akademie erwarteten uns das Direktorenpaar Miller und meine Mutter. Mr. Miller übergab Jason einen Schlüssel.
"Fahrt vorsichtig.", ermahnte er uns und wir beide nickten synchron. Dann schlossen ihn seine Tante und sein Onkel in die Arme. Ich wandte mich währenddessen an Clary.
"Grüß deine Eltern von mir.", sagte sie und drückte mich kurz an sich. "Ich bin stolz auf dich Catheriné."
"Danke.", sagte ich bloß und dann nahm mich kurzerhand auch Mr. Miller in den Arm. Seine Frau folgte kurz darauf.
"Ich bin so froh, dass er dich getroffen hat.", flüsterte sie mir ins Ohr. Und dann war es endlich so weit. Jason und ich schmissen unsere Taschen auf den Rücksitz eines mintgrünen Cadilacs und fuhren vom Schulgelände.
Als wir mit Chrissy von der Mission wieder kamen, waren wir so etwas wie Helden. Das Schuljahr war bald zu Ende und die Lehrer nahmen angesichts unserer erfolgreichen Rückkehr den Unterricht etwas lockerer. Wir alle mussten zum Arzt und auch mit dem Schulpsychologen mussten wir sprechen. Jasper blieb etwas länger auf der Krankenstation, aber es ging ihm soweit wieder gut. Und dann war das Schuljahr vorbei und die Sommerferien standen an. Einige Schüler waren schon abgereist und viele wurden noch abgeholt. Am Abend bevor Jason und ich zu mir nach Hause fuhren, schmissen wir eine Party. Wir waren laut, wir waren wild, wir waren unsterblich.
Mein Leben hatte eine 180-Grad-Wendung genommen. In meinem Leben gab es nicht mehr viel, was an die Normalität meines alten Daseins erinnerte. Alles hatte sich verändert, aber das war auch gut so.
Jason nahm beim Autofahren meine Hand und ließ sie nur zum Schalten wieder los. Gegen späten Nachmittag rollten wir vor mein Haus. Jason würde nur für ein paar Nächte bleiben, ehe er wieder nach End's Abbey zurückkehrte und ich für einige Wochen wieder in mein altes Leben eintauchte.
Während er unsere Taschen aus dem Auto räumte, ging ich durch den kurzen Vorgarten und klingelte. Augenblicklich wurde sie geöffnet und ich starrte in die Gesichter meiner Pflegefamilie. Ohne ein weiteres Wort umarmten wir uns.
"Wie schön, dass du wieder da bist!", sagte meine Mom und lächelte so herzlich, dass es weh tat. Kurz darauf spürte ich, wie Jason hinter mich trat.
"Mom, Dad. Das ist mein Freund, Jason.", erklärte ich, wurde unwillkürlich rot und hoffte, sie würden angemessen reagieren.
"Es freut mich Sie kennen zu lernen, Mr. und Mrs. Watson.", sagte Jason und reichte meinen Eltern die Hand. Lediglich mein Dad schaute etwas verbissen, was wahrscheinlich jeder Vater tat. Meine Mom dagegen sah so glücklich aus, dass ich befürchtete, sie würde jeden Moment einen Pfarrer bestellten. Hastig schob ich Jason ins Haus.
"Ich zeig ihm dann mal mein Zimmer!", rief ich und zog ihn die Treppe nach oben. Ich hörte noch, wie mein Vater was Umständliches murmelte.
In meinem Zimmer ließ ich mich als erstes auf mein Bett fallen. Ich war zu Hause. Jason sah sich in der Zwischenzeit meine Fotos an. Er nahm eines von mir und Luke in die Hand. Es war an Halloween entstanden.
"Ich sollte mit ihm reden.", sagte ich leise und starrte traurig auf das Foto. Ich war mir sicher, dass er mir die Freundschaft schon längst gekündigt hatte. Nichtsdestotrotz musste ich mich wenigstens entschuldigen, ehe ich mich in Selbstmitleid verkriechen konnte.
"Willst du, dass ich mitkomme?", fragte Jason in ruhigem Ton. Ich schüttelte den Kopf. Das war etwas, was ich allein tun musste.
Ich stand unten an der Tür, während meine Mutter Abendessen kochte. Jason sah mich an.
"Ich bin hier, wenn du mich brauchst.", sagte er und ich lächelte. Das zu wissen, verlieh mir Kraft. Schließlich schlüpfte ich nach draußen und ging den vertrauten Weg zu Lukes Haustür. Ich klingelte und biss mir auf die Lippe. Ich fürchtete mich vor dem, was jetzt kam. Luke selbst öffnete mir die Tür und blinzelte überrascht.
"Kates?", fragte er verblüfft und beim Klang meines alten Spitznamen konnte ich nicht mehr. Tränen schossen mir in die Augen und ich schlug mir die Hand vor den Mund. In der nächsten Sekunde trat Luke zu mir nach draußen und drückte mich an sich.
"Ich hab dich vermisst.", sagte er und küsste mich auf Haar.
"Es tut mir so leid! Es tut mir so wahnsinnig leid, Luke!", brachte ich hervor und drückte mein Gesicht in seine Brust.
"Ist okay, Kate. Ich verzeihe dir.", sagte er und ich löste mich von ihm. Mit großen Augen sah ich ihn an. Plötzlich begann er zu lachen. "Du siehst echt scheiße aus, wenn du heulst." Zur Strafe schlug ich ihm auf den Arm. Luke rieb ihn sich.
"Au. Du hast ganz schön Kraft gekriegt, was?", fragte er schmunzelnd. Ich grinste.
"Leg dich nicht mit mir an, Luki.", flötete ich und schlug noch einmal zu. Luke lachte und legte einen Arm um meine Schultern, ehe er mit mir zu meinem Haus zurück lief.
"Was gibts bei euch zu essen?", fragte er scheinheilig und ich verdrehte die Augen. Hiermit hatte sich Luke zum Essen eingeladen. Ich lachte.
"Jason ist auch da.", warnte ich ihn vor und Luke summte fröhlich weiter.
"Gut dann kann ich mit ihm gleich was besprechen. Und ihn nach der Nummer deiner kleinen blonden Freundin fragen."
"Du bist unmöglich!", rief ich.
Schließlich saßen wir alle am Tisch und aßen. Ich saß zwischen meinen Jungs und fühlte mich unendlich wohl. Der Moment war wunderschön und ich versuchte ihn zu genießen, alles in mir aufzusaugen, damit ich mich später daran erinnern konnte. Der Zirkel konnte jederzeit wieder zu schlagen. Andy lebte noch und es war noch nicht vorbei. Aber ich konnte mich jetzt wehren und die beschützen, die mir am Herzen lagen.
Ich war vielleicht unsichtbar und wurde unterschätzt, aber ich hatte gelernt, meine Schwächen in Stärken umzuwandeln, und das machte mich unbesiegbar.
Ende
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How to be an Agent ✔️
ActionIch wusste nicht, warum ich zusagte. Ich wusste nicht, warum ich nicht mal mit der Antwort zögerte. Wahrscheinlich weil ich immer das Mädchen war, das nie bemerkt wurde, das jeder übersehen hat. Mein Gesicht hatte wahrscheinlich etwas an sich, was a...