Kapitel 19

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Nach den Schussübungen schmerzte meine rechte Schulter von dem Rückstoß höllig und ich nahm mir Zeit zum Schloss zurück zu laufen. In unserem Zimmer machten sich die anderen gerade für das Essen fertig.

"Jason war hier. Er lässt dir ausrichten, dass ihr morgen Training habt.", informierte mich Jessy und flocht ihre blonden Haare zu einem Zopf.

"Super.", meinte ich augendverdrehend und ließ mich auf mein Bett fallen.

"Was wirst du ihm sagen?", fragte Christal vom Schreibtisch aus. "Ich meine, wegen eurer 2. Übung", fügte sie hinzu.

"Weiß ich nicht. Ich weiß sowieso nicht, was das bringen soll. Ich meine, lerne ich da überhaupt etwas? Er lässt mich gewinnen. Er wirft mit Messern nach mir. Was kommt als nächstes?", fragte ich entnervt.

"Immerhin hast du ihm schon in die Eier getreten.", lachte Amanda und grinste mich aufmunternd an. Bei der Erinnerung daran musste ich auch lachen.

Am nächsten Morgen liefen wir gerade zum Observierungsunterricht.

"Wir kriegen jetzt bestimmt unsere Bewertung.", sagte Christal.

"Wen juckts? Du bist sowieso schlecht, Fruckly!", rief Sam von hinten.

"Ignorier sie einfach.", meinte Jessy und legte einen Arm um Chrissy.

Im Klassenzimmer setzten wir uns schnell hin, da Mr. Miller schon da war.

"Guten Morgen!", begrüßte er uns und wir grüßten schläfrig zurück.

"Ich habe Ihre Stadtübungen bewertet. Einige waren ziemlich gut, andere noch ausbaufähig und wieder andere haben mich ziemlich überrascht.", sagte Mr. Miller. Ich wusste, dass er mich meinte und alle anderen wussten es auch. Aber wenigstens vermied der Direktor mich anzusehen, was ich ihm hoch anrechnete.

"Gut, ich teile Ihnen jetzt ihre Bewertungen aus und danach machen wir weiter.", informierte er uns und begann einzelne Mappen auszuteilen. Bei den meisten Schülern sagte er noch etwas dazu. Als er bei Jason war, warf er ihm seine Mappe auf den Tisch und ging wortlos weiter. Auch mir warf er die Mappe nur stumm hin und wandte sich dann Anna Fitzgerald zu.

Zaghaft schlug ich das Schriftstück auf und fand einen Bericht meiner Aktivität, sowie meine Benotung und deren Punkte in den einzelnen Kategorien vor.

"Sie alle wissen, dass Sie Punkte sammeln, woraus sich dann ihre Note am Ende des Schuljahres ergibt. In dieser Übung konnten Sie 50 Punkte holen, welche in ihre Note mit einfließen." Ich schluckte. In meiner ersten Übung hatte ich 16, in meiner zweiten 42. Welche Punktzahl zählte denn jetzt? Ich sah mir die Seiten genau an und entdeckte auf der Innenseite der Mappe, dass Mr. Miller etwas hinein geschrieben hatte:

Turnhalle, 17 Uhr. In Sportsachen.

Ich schluckte, was sollte das den jetzt wieder? Ich sah zu Jason. Auch er hatte eine Inschrift in seiner Mappe, die er gerade studierte.

Nach dem Unterricht lief ich zum Sportplatz. Ich hatte keine Ahnung was mich erwartete und fragte mich die ganze Zeit, was Mr. Miller wohl von uns wollte.

Als ich die Turnhallentür aufdrückte, war Jason schon da.

"Hi.", sagte ich und schloss die Tür hinter mir. "Weißt du, was wir hier machen?" Jason drehte sich zu mir um.

"Ich weiß es nicht. Hat aber wahrscheinlich was mit unseren Übungen zu tun. Ich hatte ein langes Gespräch mit meinem Onkel, dank dir.", zischte er.

"Was?", fragte ich und sah ihn ungläubig an.

"Er hat mich gefragt, wieso denn nur du das Ergebnis hattest und warum du nach Hause laufen musstest!"

"Ja, das würde ich auch sehr gern wissen!", rief ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Jason verdrehte nur schnaubend die Augen und wandte sich ab.

"Kriege ich vielleicht auch mal eine Antwort?", rief ich und stemmte die Hände in die Hüften. Jason fuhr wieder herum und wollte gerade antworten, als Callum Miller herein kam.

"Schön, dass ihr schon da seid.", begrüßte er uns und kam näher.

"Wir werden jetzt zu dritt trainieren.", erklärte er uns.

"Wieso?", fragte ich.

"Weil ich möchte, dass diese ganze Partner-Sache auch Erfolge mit sich bringt. Also stellt euch hin.", befahl er barsch. Ohne mich anzusehen ging Jason zu den Kampfmatten und ich folgte ihm.Wir begaben uns in Kampfstellung und warteten auf weitere Anweisungen.

"Na los, fangt an!", rief Mr. Miller. Ich bewegte mich keinen Millimeter. Jason sah mich abwartend an und ein kleines Schmunzeln schlich ihm ins Gesicht. Dann bewegte er sich vorwärts und ich wich automatisch zurück und wartete wieder. Wir begannen uns im Kreis zu drehen. Und zwar ziemlich lange.

"Wenn man merkt, dass man sich im Kreis dreht, ist es an der Zeit aus der Reihe zu tanzen!", warf Mr. Miller ein und stand mit verschränkten Armen vor der Matte. Ich machte den Fehler zu ihm zu sehen. Das nutzte Jason und griff mich an. Ich sah seine Hand aus dem Augenwinkel und drehte meinen Kopf zurück, als ich auch schon rückwärts flog.

"Was hatte ich dir gesagt, Kate? Nicht ablenken. Wenn du es doch tust, könnte es deinen Tod bedeuten.", erinnerte mich der Direktor. Mit zusammen gebissenen Zähnen stand ich auf und begab mich wieder in Kampfstellung. Jason grinste mich schadenfroh an. Dieses dämliche Grinsen machte mich so wütend, dass ich meine Hände zu Fäusten ballte und ihn nicht mehr aus den Augen ließ.

Als Jason kurz darauf wieder angriff, war ich vorbereitet und wehrte ihn ab. Ich schlug zurück und wir fingen an richtig zu kämpfen. Er bekam mich schließlich jedoch zu packen und hielt mich im Schwitzkasten. Ich fluchte und trat ihm gegen sein Knie. Jason sackte auf den Boden und ich wand mich aus seinem Griff, dann wirbelte ich herum und wollte gerade zutreten, als mir einfiel, dass er das letzte Mal mein Bein gepackt hatte. Ich war überfordert, wusste nicht was ich tun sollte. Das gab Jason die Zeit wieder aufzustehen und mich erneut zu schlagen. Ich wich zurück. Er kam näher. Ich wich weiter zurück. Was sollte ich jetzt tun?

"Was ist los, Katie?", fragte er süffisant und griff wieder an. Ich duckte mich und wich wieder zurück. Plötzlich stieß ich gegen die Turnhallenwand. Keuchend riss ich meine Augen auf. Diesmal ließ mich Jason nicht gewinnen, dessen war ich mir sicher.

Ich sah zu Mr. Miller, der uns nur abwartend beobachtete. Warum brach er nicht ab? Aus dem Augenwinkel bemerkte ich Jasons Angriff und ließ mich ohne zu zögern auf den Boden fallen. In einem Anflug völliger Verzweiflung trat ich ihm gegen das Schienbein. Dann rollte ich mich von ihm weg und beeilte mich auf die Beine zu kommen.

"Oh Katie. Das kannst du aber besser.", lachte er. Jason drehte sich zu mir um und ehe er sich versah, knallte ich ihm eine.

"Das war dafür, dass du mich hast stehen lassen", sagte ich, weil ich wusste das Schläge ins Gesicht tabu waren. Jason starrte mich wütend an und holte schon seinerseits aus.

"Das reicht!", rief Mr. Miller und eilte zu uns. "Kate du weißt, dass Schläge oberhalb der Brust verboten sind", tadelte er mich. Widerwillig sah ich zu meinem Direktor.

"Ich würd's jederzeit wieder machen.", sagte ich, funkelte Jason noch einmal an und ging.

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