Betrunkene Worte, nüchternde Gedanken

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>>Was willst du Hemmings? Und wieso bist du betrunken? << Frage ich und verschränke die Arme vor der Brust.

>>Na wegn' dirrrr süthe.<< Nuschelt er. Ich verdrehe die Augen und ziehe ihn langsam in die Wohnung. Er ist ziemlich dicht und er kann sich kaum auf den Beinen halten.

>>Du hast den Weg zu mir nach Hause gefunden, also wirst du jetzt auch noch das Stück bis in mein Zimmer packen.<< Sage ich zu ihm. Er nickt langsam und lacht. Zum Glück sind meine Eltern nicht da. Und zum Glück kann Luke sich noch auf den Beinen halten.
Als wir es endlich in mein Zimmer geschafft haben, führe ich Luke zu meinem Bett, wo ich ihm bedeute sich hinzulegen.

>>Ich will aber nicht ins Bett.<< sagt er beledigt und setzt sich wieder auf.

>>Gib mir die Flasche. << Ich greife nach ihr, aber er hält sie weg. Dabei hat er ein belustigtes Grinsen auf den Lippen.

>>Jetzt gib mir die Flasche Hemmings.<<

>>Versuch ehhhs weitör.<< Ich schüttel den Kopf.

>>Wieso bist du überhaupt betrunken?<< Frage ich und versuche ihn etwas ablenken zu können.

>>Weil ehhs Spaaaß macht.<< Lacht er. Er hebt die Arme kurz hoch, dann lässt er sie wieder sinken.
Er ist einen Moment abwesend und ich nutze es aus, um ihm die Falsche weg zu nehmen.

>>Ehy gib die wieeederr!!<< Sagt er beledigt und versucht nach der Flasche zu greifen, dabei packt er aber daneben und fällt ganz aufs Bett. Bei diesem Anblick muss ich leicht lachen. Es ist lustig ihn so hilflos zu sehen. Als er dort liegt, fällt mir auf, was er trägt. Ein T-shirt mit der Schrift: YOU COMPLETE MEss. Dazu wie immer seine schwarze skinny Hose und seine schwarzen Chucks.

Ich sehe mir seine entblösten Arme an und mir fällt wieder das Tattoo mit dem Krebs auf. Ich wollte ihn schon immer mal fragen, welche Bedeutung es für ihn an hat, aber ich habe mich nie wirklich getraut. Irgendwie kam auch immer mal wieder etwas dazuwischen, oder es war nicht ein guter Zeitpunkt. Vielleicht wollte ich auch einfach nicht die schöne Stimmung kaputt machen, weil ich mir vorstellen kann, dass das ein empfindliches Thema für Luke ist. Wäre jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt? Schließlich ist er betrunken, morgen würde er sich nicht mehr daran erinnern können.

>>Luke?<< Frage ich.

>>Jaaaa Prinzesssssiin.<< Er schaut mich an und grinst benebelt.

>>Was hat es eigentlich mit deinen Tattoo da auf sich?<< Frage ich und zeige auf den Krebs mit dem Buchstaben und dem Datum. Sein Gesicht verdunkelt sich einen Moment dann antwortet er locker.

>>Ach da ist mein Bruder, Pete, an Krebs gestorben.<< Sagt er halbwegs nüchtern. Ich schlucke kurz und beschließe nicht weiter auf das Thema einzugehen. Ist er vielleicht der Grund, wieso Luke heute so ist, wie er ist? Entweder werde ich das noch in der Zukunft herausfinden, oder niemals. Aber jetzt will ich nicht weiter drauf eingehen. Es ist still zwischen uns, naja außer das Luke die ganze Zeit etwas vor sich hin murmelt.

>>Ich hol dir Wasser.<< Sage ich, weil ich sonst nicht weiß was ich machen soll. Ich musste noch nie mit einem Betrunkenen umgehen. Natürlich war ich jetzt schon auf ein paar Partys, aber da habe ich mich von ihnen fern gehalten.

In der Küche atme ich einmal tief ein und aus. Ich muss jetzt einen klaren Kopf bewahren, aber es gibt jetzt so vieles was in meinen Gedanken vor geht.

Wie bekomme ich Luke hier weg, bevor meine Eltern kommen?

Wieso hat Luke nie etwas über seinen Bruder gesagt?

Unpredictable. // l.h.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt