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- M E L O D Y -

Mein Herz. Es blieb stehen.

Mein Atem. Er lief nicht mehr.

Meine Stimme. Sie gab kein einziges Ton mehr von sich.

Menschen fingen an zu tuscheln, fragten sich, was wohl geschah, dass ich stoppte. Und ich sah ihn.

Was hatte er hier zu suchen? Warum mit diesem Gesichtsausdruck?

Er ließ sich nie hier blicken. Seine Augen blieben in Kontakt mit meinen, während meine Stimme versuchte wieder Laute von sich zu geben, doch sie war weg. Als ich zuließ, dass mein naives Ich dachte, dass es nicht schlimmer kommen könnte, zog er aus seiner Jackentasche etwas hervor und hilt es so hin, sodass ich es sehen konnte.

Der grüne Briefumschlag in seiner Hand ließ meine Finger wie verrückt zittern. Darin befand sich das Geld, welches ich unter der Matratze für versteckt hielt für meine Geschwister und mich.

Und er hatte ihn gefunden.

Ich bekam das Gefühl, als würde ich jeden Moment ersticken, als wäre es ein Fiebertraum, der mich jagte.

Was sollte ich machen?

Sollte ich auf der Bühne bleiben für den Schutz? Sollte ich nach Hilfe schreien, da ich wusste, was mir bevorzustehen würde. Sollte ich zu ihm gehen, um ihm alles zu erklären und ihn um Gnade bitten oder doch wegrennen? Was sollte ich zu tun wagen?

Mein Herz hämmerte so stark an meiner Brust. Meine Haut fühlte sich an, als würde sie unter Feuer stehen.

Die Blicke zerfraßen mich gnadenlos, machten die ganze Situation noch schlimmer. Nichts, wirklich nichts war schlimmer, als wenn ein Mensch in einer Situation war, wo er ganz genau wusste, dass ihm etwas schlimmes bevorsteht. Das war die Hölle persönlich. Als würde man das Ticken der Uhr in seinen Ohren hören, die Sekunden, bevor die Bombe explodierte.

Meine Augen beobachten meinen Onkel, der mit seinen Lippen deutlich die Wörter ,Lavina und Miguel' formte. Er kannte meine Schwachstelle und nutzte sie immer wieder gegen mich aus.

Als er mir mit einen Nicken in einer Richtung deutete, schaute ich ihm mit leeren Augen hinterher, wie er selbst in die Richtung ging.

Hinter der Bühne.

In der Kabine.

Es kam zum Ende meines Gesanges, und ich lief schnell von der Bühne runter in die Kabine, wo mein Onkel mich erwartete.

Als meine zittrige verschwitzten Hände, die Tür zur meiner persönlichen Hölle öffneten, erinnerte ich mich daran, dass das, was ich tat, für Miguel und Lavina war.

Im Zimmer sah ich ihn, wie er vor dem breiten Spiegel stand und mir mit seinen herzlos blauen Augen in die Seele stach.

Es war so leise, man konnte nur meinen unkontrollierten Atmen zu hören bekommen. Das Unwissen, was als nächstes geschehen würde, bereitete mir immer mehr die Angst ein.

Als hätte er meine Gedanken gelesen, drehte er sich zu mir um. „Wir hatten doch eine Abmachung, Melody." Meinen Namen sprach er voller Hass aus und ließ mich mit seinen Augen in die alte Albträume ertrinken, die ich mit soviel Zeit und Mühe ganz tief in meinem Herzen verborgte. Ich hatte eine große Mauer um diese Erinnerungen gebaut, was mich so lange gebraucht hat, und dann kam er wieder und zerstörte diese Mauer, als hätte er nur drauf gewartet.

Die Stimme Kubas Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt