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—- Á L V A R O -

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- Á L V A R O -

Anfangs musste ich mir ansehen, wie sie sich nicht mehr bewegte, wie sie nicht mehr atmete — sondern nur da stand wie die schönste Statur im Museum selbst. Und obwohl sie auch leblos aussah, nur weil sie nicht zu ihren jüngeren Geschwister konnte. Nie wieder können wird.

Immer wieder versuchte sie, mit ihrer geballten Hand gegen meine Brust hart einzuschlagen und schrie, ich sei ein Mörder, es sei meine Schuld, bis von dem ganzen Schreien nur noch Gemurmel wurde.

Natürlich war ich ein Mörder, aber nicht irgendeiner. Ich war der Mörder.

Ihr Geheule verschlimmerte sich, als sie sich zum anderen Sarg umdrehte, in dem ihr Bruder lag, und dann wusste ich, dass meine Bemühungen, die Verletzungen ihres Bruder zu verdecken, nicht wirklich funktionierte.

Wie zur Hölle sollte ich den auch eine Schusswunde auf der Stirn verstecken? Wie sollte man dieses Loch verstecken?

Für sie stellte ich mir solche dummen Fragen.

Ich wusste vom Beginn, sie würde so eine Überreaktion zeigen. Sowas taten nunmal normale Menschen. Die Erinnerungen an der Beerdigung meiner Mutter kamen mir in den Sinn. Als ich ohne Emotionen vor ihrem Grab stand, umzingelt von Wehklagen, die mir auf die Nerven gingen, dass ich die Augenbrauen zusammen ziehen musste.

Bis heute lebte ich immer noch mit dem Gedanken, dass ihre Kinder ihr völlig egal waren. Sie interessierte sich nicht für ihre Söhne, wie sie sich fühlen würden, was für Gedanken sie haben würden.

Wie ich ,Verständnis' und ,Mitgefühl' oder ,Feingefühl' zeigen sollte, wusste ich nicht. Man hatte es mir neben Handeln und illegalen Geschäften nicht gelehrt, es war nicht wichtig — weder mir noch meinen Brüdern, aber Vodka lernte solche ähnlichen Gefühle bei einer Frau. Möglicherweise war das auch der Grund für den Suizid der Frau meines Vaters.

Ihr Schluchzen hallte in der Kirche wider wie eine leise Melodie, die den Weltuntergang berichtete. Denn die Stimme Kubas saß schwach auf dem kalten Kirchenboden, während ihre Hände ihr rotanlaufendes Gesicht verbargen, worin sie sich ausheulte.

Es war ein bittersüßer Anblick. Einen den ich mir tief einprägen würde, denn es war etwas, das nur ich zu sehen bekam. Und so sollte es auch bleiben.

Die Frau vor mir blickte auf zu den Kreuz, zu ihrem Herrn. Und ich schaute sie an.

„Wir gehen.", berichtete ich, nachdem ich auf meine Handuhr nachschaute und drehte mich um, um schon vorzulaufen, doch etwas hielt mich an.

Die Stimme Kubas Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt