Pov: Felix
Erleichtert stellte ich meine Tasche auf die Kommode in meiner Diele ab, atmete einmal tief durch und ging dann durch die Tür in meine kleine Küche und schenkte mir ein Glas mit Wasser ein, dass ich gierig hinunterschluckte. Ich wohnte jetzt schon eine Weile alleine in einem kleinen aber gemütlichen Apartment. Ich hatte furchtbar Glück, dass meine Eltern mir die Miete und alles Weitere finanzierten und ich rein gar nichts dafür tun musste. Das Privileg war mir durchaus bewusst und deshalb strengte ich mich auch ziemlich an, gute Noten zu schreiben. Irgendwann wollte ich so erfolgreich sein, um meine Eltern alles zurückzugeben, um sie frühzeitig in Rente schicken zu können, denn das hatten sie verdient. Es war tatsächlich oftmals sehr viel Druck für mich, aber ich schaffte es irgendwie, immer wieder mich durchzuboxen, mit den Gedanken an meine Eltern. Ich ließ fast mein Glas fallen, als mir plötzlich furchtbar schwindelig wurde. Ich konnte mich gerade noch so an die Küchentheke festhalten und das Glas vorsichtig abstellen. „Verfluchter Mist. Felix, reiß dich zusammen." nuschelte ich mir selbst zu. Ich wusste, dass ich heute noch einiges lernen musste und ebenfalls eine Hausaufgabe zu Ende bringen musste. Aber diese Kopfschmerzen gepaart mit dem Schwindel machten mich verrückt. Die Gedanken in meinem Kopf schrien mich förmlich an. Ich versuchte äußerlich zu funktionieren, aber drohte die Kontrolle zu verlieren. Ich wusste, dass ich dies nicht mehr lange durchhalten konnte, aber das musste ich. Ich musste funktionieren. Ich durfte nicht immer schwach sein. Nicht immer der kleine Felix, der Hilfe braucht. Der Felix, der jemanden an seiner Seite braucht, der Stark ist. Der Felix, der ständig weint, wenn ihm alles zu viel wird. Leicht stützte ich mich etwas ab, und als ich mir sicher war, dass der Schwindel weg war, ging ich mit schnellen Schritten in meinen Wohnzimmer und schmiss mich schnell auf die Couch. Ich schnappte mir meine Decke, weil mir plötzlich unglaublich kalt war und kuschelte mich ein. Ich blickte zur Uhr, wir hatten jetzt 14:45 Uhr. Ich musste heute noch so viel erledigen, aber eine halbe Stunde konnte ich mich sicher ausruhen. Ich merkte, dass mein Körper am Ende war. Ich schloss die Augen und verfiel sofort in einen sehr unruhigen Schlaf.
Als ich meine Augen öffnete, war ich einen Moment orientierungslos und fühlte einen heftigen Schmerz in meinem Kopf und meinem Bauch. Wie lange hatte ich geschlafen? Als ich meinen Blick zu meiner Wanduhr wandern ließ, erschrak ich förmlich. Die Zeiger zeigten 18:18 Uhr, wie war das möglich? Wie konnte ich so lange schlafen. Panisch sprang ich auf, aber bereute es sofort wieder, als ich zurück auf die Couch fiel und mir heftig an den Kopf packte und vor Schmerz zischte. „Verdammte Scheiße." fluchte ich. Ich blieb einige Minuten ruhig sitzen und versuchte mich zu beruhigen, bis ich erneut versuchte aufzustehen, und diesmal klappte es auch. Ich wollte gerade Richtung Bad gehen, als es aus heiterem Himmel an meiner Tür klingelte. Ich hatte keinen Besuch erwartet und überlegte wirklich kurz, einfach nicht aufzumachen, aber meine Neugierde siegte und ich schlürfte langsam auf die Tür zu. Ich öffnete zögerlich, um dann ein überraschendes Gesicht zu machen. „Du?" fragte ich tatsächlich überrascht. „Hi." Grinste mich Changbin breit an, er hielt mir zwei große Tüten, die verdächtig nach leckerem Essen rochen, vor die Nase und grinste dabei noch breiter. „Ich dachte, du hast vielleicht Hunger und hab uns etwas Kleines zu Essen besorgt." Ich schmunzelte und betrachtete die Tüten vor mir. „Etwas Kleines sagst du? Das sieht eher aus, als hättest du ein ganzen Buffet ausgeraubt." Jetzt schmunzelte Changbin ebenfalls. „Ich konnte mich nicht entscheiden. Alles klang so verdammt lecker und ich wusste nicht, auf was du Hunger hast, also habe ich einfach von allem etwas geholt und dachte dann ist für jeden etwas dabei." Ich lächelte ihn an. Obwohl ich keinerlei Hunger verspürte, war ich unfassbar gerührt von der Geste und machte ihm Platz, damit er reinkommen konnte. Ich nahm ihm die zwei Tüten ab, die mich fast umgehauen hätten – so schwer waren die. Changbin grinste mich nur frech an, bevor er schnell seine Schuhe auszog und sie neben meine stellte. „Warte." Er nahm mir schnell die Tüten wieder ab und lächelte mich sanft an. „Lass uns essen, ich habe das Gefühl, ich verhungere." Ich grinste breit. „Hast du das nicht immer?." Changbin sah mich schmollend an. „Mein Kalorienverbrauch ist viel höher als eurer, ich trainiere viel und meine Muskeln brauchen viel Eiweiß und –", versuchte er sich zu verteidigen, aber ich streichelte ihn kurz über den Arm. „Binnie, du musst dich nicht Rechtfertigen, du kannst so viel essen wie du willst. Das ist etwas, was ich so an dir liebe." Als ich das Wort ausgesprochen habe, wollte ich am liebsten im Erdboden versinken. Wie konnte man nur peinlich sein? Changbin schien dies aber nichts auszumachen, aber trotzdem versuchte ich die Sache noch zu retten. „Ich meine, es gibt so viele in unserer Gesellschaft, die nicht richtig essen, weil sie sich so viele Gedanken um ihr Aussehen machen und das ist wirklich eine Erfrischung." „Also, willst du mir sagen, dass ich mir keine Gedanken um mein Aussehen mache und Zuviel esse?" Changbin schaute mich jetzt ernst an, ich fühlte mich sofort unwohl und fing an zu stottern. „N-Nein, ich m-meinte-" Changbin lachte und legte eine Hand auf meine Schulter. „Ich necke dich doch nur, Felix. Ich weiß, wie du das meinst, alles gut." Er lächelte mich viel zu liebevoll an, so dass ich mich fast in sein Lächeln verloren hätte, aber ich riss mich schnell zusammen und nickte. Um die Situation für mich nicht noch unangenehmer zu machen, drehte ich mich schnell um und ging in meine Küche. Er folgte mir und stellte die beiden Tüten auf meiner Küchentheke ab. „Teller? Gläser?." Er sah mich fragend an, ich nickte ihm zu. „Moment, ich hole die Teller." Ich ging zu meinem Schrank und öffnete ihn. Um an die Teller zu kommen, musste ich auf die Zehnspitzen gehen und streckte meine Arme nach oben. Ich wollte mir gerade die Teller schnappen, als mir erneut schwarz vor den Augen wurde und ich leicht nach hinten kippte. Allerdings fiel ich nicht zu Boden, sondern stieß gegen etwas Weiches. Ich erstarrte und nahm sofort seinen Geruch wahr. Er legte sanft seine Hände auf meine Hüften und hielt mich fest im Arm. „Felix.." hauchte er mir etwas zu nah ans Ohr. Ich bekam eine Gänsehaut und ich hatte das Gefühl, dass Schmetterlinge in meinem Bauch wild herumflogen. Ich schmiegte mich etwas genießerisch nach hinten gegen seine Brust. Vielleicht war es das letzte Mal, dass ich ihm so verdammt nah sein konnte. Ich wollte es auf jeden Fall genießen. „... Ist alles ok bei dir?." Er streichelte mit einer Hand leicht über meine Hüfte und ich war froh, dass diese mit Stoff bedeckt war, sonst wäre jetzt gar nichts okay und ich wäre vermutlich einfach in Ohnmacht gefallen. Als Changbin auch noch seinen Kopf auf meine Schulter ablegte, wollte ich einfach nur noch schreien. Er war mir gerade so nah, hätte ich meinen Kopf gedreht, hätte ich ihn sicher küssen können ... Aber ich tat es nicht. „Ich mache mir Sorgen, Felix. Deshalb bin ich hier." Sagte er allerdings nur ruhig, bevor er mich vorsichtig losließ und sich bedauerlicherweise von mir entfernte. Ich brauchte einen Moment, um wieder klar im Kopf zu werden, aber dann drehte ich mich zu ihm um. „Binnie, mir geht's gut. Mir war nur kurz schwindelig. Du brauchst dir bitte keine Sorgen machen." Ich wollte mich wieder den Schrank näheren, als Changbin sich vor mich drängte. „Ich mache das, nicht dass dir noch ein dämlicher Teller auf den Kopf fällt, das fehlte mir jetzt auch noch." Ich grinste und konnte nicht anders, als ihn zurück zu necken. Rache war süß. Aber Felix war süßer. „Ach Changbinnie.." Fing ich lieblich an. „..Ich glaube nicht, dass du an meine Teller kommst, ich meine.. ich muss ja schon auf Zehnspitzen und ich bin deutlich größer." Jetzt drehte er sich zu mir um, in sein Gesicht spiegelte sich das pure Entsetzen. Ich musste mir wirklich ein Lachen verkneifen und presste meine Lippen aufeinander. „Das sind 4CM. Nur 4CM Felix." Er schaute mich beleidigt an und ich musste loslachen, weil er einfach viel zu knuffig aussah. Er schob seine Unterlippe etwas vor und schaute mich an, ich wäre beinah geschmolzen und hätte ihn einfach abknutschen können bei diesem Anblick. Aber er drehte sich zum Glück zurück zum Schrank und ging ebenfalls auf Zehnspitzen, was ich mit Belustigung beobachtete, und tatsächlich kam er gerade so an die obersten Teller dran. Als er diese hatte, drehte er sich zu mir um und schaute mich triumphierend an. „Tja, diese 4 cm sagen wohl doch nicht so viel aus, was." Ich lachte und nahm ihm die Teller aus der Hand, damit er noch 2 Gläser nehmen konnte. Kurz danach saßen wir schon in meinem Wohnzimmer auf dem Boden um meinen kleinen Couchtisch herum. Auf den Tisch stapelte sich das ganze Essen, was wirklich so viel war, dass es locker für eine ganze Woche gereicht hätte. Changbin stürzte sich freudig auf das Essen und stopfte sich immer wieder was mit seinen Stäbchen in den Mund, statt es auf seinen Teller zu legen. Ich beobachtete ihn verträumt und war in diesem Moment einfach unglaublich glücklich. Es verging einige Minuten, bis Changbin mich anschaute, dann zu meinem leeren Teller und wieder zu mir. Ich schluckte. „Felix, iss bitte etwas." Er schaute mich ernst an. „Ich.. ich hab eigentlich gar keinen Hunger, Changbin." Er seufzte. „Hast du eigentlich heute schon was gegessen? Oder gestern? Also in der Uni jedenfalls nicht.." Ich schaute ihn etwas entsetzt an. „Beobachtest du mich jetzt etwa?." Er schaute mich einen Moment an, bis er antwortete. „Wäre das den so schlimm~" Ich musste bei seiner Antwort heftig schlucken. Wieso klang es wieder so anzüglich? War es so gemeint, oder bildete ich mir das nur ein? War es Wunschdenken? Fange ich jetzt wirklich an zu spinnen?. „Felix, jetzt wirklich. Das du zurzeit nichts isst, ist nicht nur mir aufgefallen." Diese Erkenntnis von ihm tat mir irgendwie mehr weh als es sollte. Ich wusste, dass das Thema ernst war, nichts Positives, aber irgendwie würde es sich toll anfühlen, wäre nur ihm es aufgefallen. Würde Changbin wirklich so auf mich achten. Aber das tat er natürlich nicht. Wieso sollte er auch? Er hatte doch gar keinen Grund dazu. „An was denkst du?" riss er mich aus meinen Gedanken. Ich seufzte. Das wollte er doch gar nicht wissen. Dann würde er sicher sofort aus meinem Apartment laufen und nie wiederkommen. Ich räusperte mich kurz bevor ich anfing zu sprechen. „Du hast recht, ich verspüre gerade sehr wenig Appetit. Aber das wird wieder. Diese Phasen habe ich manchmal, wenn ich gestresst bin, mir alles Zuviel wird oder ich Kummer habe. Mach dir einfach keine Sorgen." Changbin sah mich entsetzt an. „Ich soll mir keine Sorgen machen? Keine Sorgen machen, dass du dünner wirst, blasser und beinah in deiner Küche umkippst?." Das mir dies heute schon mehrmals passiert ist, behielt ich lieber für mich. „D-Du hast recht. Es tut mir leid. Ich möchte dir und den anderen keinen Kummer bereiten." Hastig schnappte ich mir einige Hähnchenstücke und legte sie auf meinen Teller. Changbin seufzte und beobachte mich. „Felix, du sollst das nicht machen, weil du uns sonst Sorgen bereitest, sondern für dich. Das weißt du, oder?." Ich blickte zu ihm und hätte am liebsten losgeweint. Verdammt, wieso war ich wieder so emotional? Wieso brachte Changbin mich immer dazu, so unglaublich sensibel zu sein? Ich nickte nur und fing an langsam an meinem Hähnchen zu kauen, aber ich fühlte mich dauerhaft beobachtet, so als hätte Changbin Angst, dass ich nicht wirklich essen würde.
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Ups, Sorry das war irgendwie ein ungeplantes und sehr spontanes Changlix Kapitel *_* Ich weiß nicht wie das kam, aber Changlix ist mein Comfort Couple und ich hab mich gerade einfach so Traurig und leer gefühlt und da wollte ich einfach über die beiden schreiben und es hat mir tatsächlich geholfen <3 ≧◠ᴥ◠≦
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Worthless? ∞Minsung∞
FanfictionJisung's gesamte Welt ändert sich in einer verhängnisvollen Nacht. Er fühlt sich danach einfach nur noch ‚wertlos' und fragt sich, wie er weiterhin seinen Alltag bezwingen soll mit all seinen dunklen Gedanken, die ihn seitdem heimsuchen. Können sein...