∞5∞

69 2 6
                                    


Pov: Felix


Mit einem Tunnelblick betrat ich den Club erneut, nachdem Changbin mich mit seinen Worten dazu gebracht hat. Mein Kopf und meine Gedanken waren wie leer gefegt. Was wollte ich eigentlich? Achja, Minho. Ich musste zu Minho. Er könnte Hannie sicher helfen. Brauchen wir einen Krankenwagen? Was hat Hannie eigentlich? Ich war komplett überfordert und lief zügig zurück zu unserem Tisch, an dem allerdings kein Minho mehr saß. Ohne die anderen überhaupt zu beachten ging ich Richtung Tanzfläche, ich wollte zu Minho. Hannie würde jetzt Minho brauchen. Das wusste ich. Auf der Tanzfläche suchte ich Hecktisch nach Minho und rempelte dabei verschwitze und betrunkene Körper an. Von Weitem erkannte ich das rote Kleid von Lisa und rannte ihr förmlich entgegen. Ohne überhaupt darüber nachzudenken, schubste ich sie grob zur Seite und starrte in Minhos fragendes Gesicht. „Geht's noch." Keifte Lisa, schaute dann aber verwirrt, als sie mich erkannte. „Felix?." Ich beachtete sie nicht. Ich starrte weiterhin in Minhos Gesicht, der allerdings Lisa sanft zu sich zog und schützend einen Arm um sie legte. Jetzt schaute er mich sauer an. „Spinnst du, Felix. Geht's dir noch gut?" Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht geschrien, dass es mir ganz sicher nicht gut geht, dass Hannie draußen im Dreck liegt und irgendwas nicht mit ihm stimmt. Aber weder meine Worte noch mein Körper reagierten gerade. Ich stand wie starr vor ihm und starrte ihn hilflos an. Minho, bitte komm doch mit. Hannie braucht dich. Ich merkte, dass meine Knie weich wurden und ich jeden Moment drohte den Halt zu verlieren, als ich eine Hand an meinem Oberarm spürte, die mich stark, aber dennoch sanft fest hielt. Ich schaute von der Hand zu Minho, es war seine Hand. Sein wütender Blick hatte sich gewechselt. Jetzt schaute er mich besorgt an. „Felix, was ist los? Sprich mit mir? Hat dir jemand was getan?" Mir schossen die Tränen in den Augen. Nein Minho, nicht mir.. aber Hannie. Dein Sungie. Er braucht dich jetzt. Bitte lauf los. „Felix.." Lisa streichelte jetzt beruhigend meinen anderen Arm. Das ich sie vor einigen Sekunden grob von mir gestoßen hatte, schien sie vergessen zu haben. Mir tat das alles so leid, dass jetzt die ersten heißen Tränen meine Wangen herunterliefen. „Hilfe." kam nur heißer aus meinem Mund. Minho schreckte etwas zusammen und schaute mich eindringlich an. „Was ist los? Sag bitte, was los ist." Als ich ihn erneut nur hilflos anschaute, fing er an mich etwas zu schütteln. Jetzt fiel mir wieder Changbin ein, der auf den Boden vor Hannie gehockt hat und mich angeschrien hatte, dass ich mich bewegen sollte. Ich schluckte hart und überwand meinen unglaublich dicken Kloß im Hals. „Hannie, er-" Ich konnte nicht einmal ausreden, da drückte Minho meinen Arm fester. Es hätte wehgetan, hätte ich in dem Moment etwas gespürt. „Was ist mit Hannie?" kam jetzt panisch aus seinem Mund. Auch Lisa neben ihm spannte sich jetzt etwas an. „Ich weiß es nicht, er lag plötzlich da.. Ch-Changbin ist jetzt da.. aber er-" Minho nahm meine Hand und schaute mich ernst an. „Bring mich zu ihm. Jetzt." Als ich mich erneut nicht bewegte, schrie er mich an. „SOFORT FELIX." Ich zuckte heftig zusammen, aber das brauchte ich, damit meine Beine wieder funktionierten. Ich zog Minho schnell hinter mich her, Lisa folgte uns ebenfalls. Als ich die Tür zum Hinterhof aufschlug, kam mir eine unglaubliche Kälte entgegen, allerdings wusste ich nicht, ob es wirklich nur an den Temperaturen lag. Augenblicklich nahm ich wieder ein leises aber schmerzhaftes Wimmern wahr und wie in Trance lief ich mit Minho und Lisa zu Changbin, der immer noch vor Hannie hockte und versuchte auf ihm einzureden. Verzweifelt hielt er seine hoch, so als wollte er Jisung zeigen, dass er ihm nichts tut. „Ich werde dir nicht weh tun, lass mich dir helfen, bitte Jisung." Sagte Changbin verzweifelt und ich konnte die Traurigkeit in seiner Stimme heraushören, was mir das Herz brach. Lisa blieb neben mir stehen und schlug sich schockiert die Hand vor den Mund, als sie Jisung so zusammengekauert auf den Boden vorfand. Minho hingegen sprintete sofort los und ließ sich neben Changbin nieder. Er wollte gerade Hannie anfassen, als Changbin ihn stoppte und ihn eindringlich ansah. „Nicht, er kriegt sofort panische Angst, wenn jemand ihn anfasst. Ich weiß selbst nicht, was passiert ist, aber irgendwas Schlimmes muss vorgefallen sein, schau.." Changbin deutete auf auf Jisungs Haaransatz. Er verdeckte sein Gesicht mit seinen Händen, aber an seinem Haaransatz konnte man erkennen, dass er blutete. Jetzt sah ich auch wieder, wie unglaublich sein Körper zitterte. Ich hörte Minho hilflos seufzend. „Sungie, kleiner.. was ist passiert. Schau mich an, ich bins." Jisung wimmerte laut auf. Ich überbrückte jetzt die letzten Schritte und stellte mich direkt hinter Changbin und legte vorsichtig meine Hand hilfesuchend auf seine Schulter. Mit der anderen Hand fuhr ich mir einmal durch die Haare und schluchzte einmal hemmungslos auf. „Darf ich dein Gesicht sehen, bitte Sungie." Versuchte Minho es erneut sanft. Einige Sekunden, die sich deutlich länger anfühlten, vergingen, aber dann fing Jisung an sich zu bewegen und löste vorsichtig seine Hände von seinem Gesicht. In diesem Moment blieb mein Herz kurz stehen. Jisungs Augen waren klein und sehr geschwollen. Er hatte schrecklich geweint, sein ganzes Gesicht war dadurch geschwollen. Von seiner Platzwunde an der Stirn klebte ihm etwas Blut in den Haaren, die sich an seiner Stirn festgeklebt hatten. Jetzt erkannte ich auch, dass er kleine Wunden in seinen Innenhandflechten hatte, aber ich erkannte nicht, ob es von seiner Wunde am Kopf kam oder eine andere war. Jisung schaute niemanden von uns an, er schaute wie paralasiert an uns vorbei. Changbin suchte mit seiner Hand nach meiner, die immer noch auf seiner Schulter ruhte. Er drückte diese sanft und ich musste mir durch diese Geste noch mehr das Weinen verkneifen. Ich musste jetzt stark sein, es ging nicht um mich. Es geht um Jisung. „W-Was ist passiert? Wer hat dir das angetan?" Versuchte es Minho einfühlsam, aber Jisung machte keine Anstalten, ihm zu antworten. „Sungie, bitte. Ich möchte dir doch nur helfen." versuchte Minho es jetzt verzweifelt. Jisung suchte Minhos Augen und starrte ihn einige Zeit an, bis er mit fester Stimme anfing zu sprechen. „Ich will nach Hause. Bitte." Minho nickte eifrig und stellte sich schnell wieder hin und hielt Jisung seine Hand hin. „Ich bringe dich nach Hause, komm." Ich nahm schnell meine Hand von Changbins Schulter, als dieser sich auch hinstellte. Jisung zögerte kurz, aber nahm dann Minhos Hand in seine und ließ sich vorsichtig hochhelfen. Ich hielt erschrocken mein Atem an, als ich sah, dass Jisungs Hose ein Stück heruntergerutscht war. Panisch zog er sich die Hose wieder hoch und schaute sofort auf den Boden. Niemand von uns sagte ein Wort, jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, bis wir plötzlich Lisas Stimme hinter uns hörten. „Schatz, bring Jisung nach Hause." Dann schaute sie mich und Changbin an. „Changbin, bring du Felix nach Hause, er sieht nicht aus, als könnte er alleine nach Hause gehen." Ich musste ihr nur stumm zustimmen, ich war absolut nicht mehr fähig, überhaupt in einen Bus zu steigen. „Ich gehe rein und sage den anderen, dass wir gehen. Und dann nehme ich mir ein Taxi nach Hause." Ohne auf eine Antwort von einem von uns zu warten ging sie zurück in den Club. Ich war ihr gerade unglaublich dankbar dafür. Minho legte vorsichtig einen Arm um Jisung und ging langsam mit ihm zurück in den Club. Changbin wollte gerade ihnen nachgehen, als ich ihm am Arm zurück hielt. „Was ist los?" Er schaute mich fragend an. „S-Schau mal.." Ich deutete auf die Stelle an der Jisung saß und zählte 1 und 1 schmerzhaft zusammen. An der Stelle an der Jisung saß, klebte Blut. Changbin schaute mich schockiert an. „Denkst du..." Ich nickte nur traurig und brach in Tränen aus. 

Pov: Minho

Ich brachte Jisung nach Hause und war in dem Moment wirklich froh, dass sein Vater heute Nachschicht hatte. Ich wusste nicht, wie ich ihm das alles erklären sollte, ich hatte doch selbst keine Ahnung. Auf dem gesamten Weg sprach Jisung kein Wort, er war unglaublich schwach und hatte Schmerzen beim Laufen. Jetzt saß ich ungeduldig auf seinem Bett, er wollte unbedingt duschen. Ich wäre am liebsten mit ihm gegangen um auf ihn aufzupassen, aber er wollte es nicht und im Nachhinein merkte ich, wie blöd die Idee war. Er war mein bester Freund, aber das hieß nicht, dass er wollte, dass ich ihm beim Duschen zusah. Das war natürlich auch nicht so gemeint, ich hatte keinerlei Interesse, ihn nackt zu sehen. Ich hatte lediglich Angst, dass er mir in der Dusche umkippt und ich nicht da war, weshalb ich jetzt besorgt hier saß und jede 5 Sekunden zwischen der Uhr und seiner Zimmertür hin und her starrte in der Hoffnung, dass er unversehrt wiederkommt. so unversehrt wie es gerade halt möglich war. Ich versuchte mir immer noch zusammenzureimen, was geschehen war, wieso lag der zusammengekauert im Hof, hatte eine Platzwunde, und das, was mich am wenigstens beruhigte, war, dass seine Hose beim Aufstehen unter seinem Hintern hing. Ich wollte den Gedanken gerade weiterdenken, als seine Zimmertür aufsprang und Jisung hereinkam, beziehungsweise humpelte er etwas, und ich stand sofort besorgt auf und wollte zu ihm, aber er streckte schützend seine Hände aus. „Nein." Niedergeschlagen, aber verstehend setzte ich mich wieder auf seinem Bett und beobachte ihn. Er rubbelte sich seine Haare leicht mit dem Handtuch trocken und verzog dabei sein Gesicht, was ich auf die Platzwunde schob. Dann legte er das Handtuch über seinen Schreibtischstuhl und schaute mich beschämt an. Ich hielt einen kleinen ‚Arzt' Koffer in meinen Händen. „Komm, ich kümmere mich um deine Wunden." Ich klopfte vorsichtig neben mich auf dem Bett, er nickte und lief vorsichtig zu mir. Er zögerte kurz, aber setzte sich dann neben mich und machte dabei ein schmerzhaftes Gesicht, was ich verwirrt hinnahm. Ich setzte mich ihm gegenüber und öffnete den kleinen Koffer, um auf einem Q-Tip etwas Desinfektion spray zu sprühen. Damit nährte ich mich vorsichtig seiner Stirn. „Das wird jetzt weh tun, das tut mir leid." Er schloss nur seine Augen und ließ mich machen. Er zischte leicht auf, als ich vorsichtig seine Wunde am Kopf desinfizierte und anschließend ein Pflaster auf die Stelle klebte. Dann nahm ich eine seiner Hände in meine und untersuchte diese. Er hatte tatsächlich kleine Wunden an beiden Händen, die ich ebenfalls versorgte und mich fragte, wie diese zustande gekommen sind, allerdings traute ich mich nicht zu fragen. Als ich mit allem fertig war, schaute ich ihn leicht lächelt an. „Hast du sonst noch Schmerzen?." Er zögerte kurz, bis er meinen Blick erwiderte und nickte. Ich schaute ihn fragend an. „I-Ich.. ich hab..schmerzen wenn ich.. wenn ich sitze." Er lief Rot an und ich verstand im ersten Moment nicht, was er meinte, bis es in meinem Kopf klickt machte und ich ein überraschendes „Oh" von mir gab. Schlagartig fing Jisung an zu zittern und brach dann in Tränen aus. Er versteckte sich wieder hinter seinen Händen und wollte sich von mir abwenden, was ich aber nicht zuließ. Ich zog ihn schnell in meine Arme, um ihm Halt zu geben. „Es tut mir so leid, aber jetzt bin ich da. Rede mit mir." Er schluchzte immer wieder auf und ich befürchtete, dass er gleich eine Panikattacke bekommen würde, weshalb ich mich langsam von ihm löste und ihn stattdessen vorsichtig am Kopf streichelte und mit einer Hand versuchte seine Hände von seinem Gesicht zu lösen, was mir auch gelang. Er schaute mich unglaublich ängstlich an, was mir ein Stich im Herz verursachte. „Sungie, hat der Typ im Club, der Typ, mit dem du getanzt hast. Hat er dir etwas angetan?" Ich schaute ihn ernst, aber dennoch liebevoll an und hoffte, er würde mir die Wahrheit sagen. Er starrte mich ausdruckslos an, bis er langsam begann zu nicken, aber urplötzlich schüttelte er den Kopf und ließ mich verwirrt zurück. „Was den nun?." „Ich.. nein, ich wollte es doch, oder? Ich meine.." Er brach wieder in Tränen aus. „Ist gut, Sungie. Du brauchst jetzt nichts mehr sagen." Er zog ihn erneut in meine Arme und streichelte ihm vorsichtig über den Rücken. „Ich bleibe heute Nacht hier und passe auf dich auf, dir passiert nichts, das verspreche ich. Dir wird nie wieder etwas passieren, dafür sorge ich." Ich hoffte, ich würde mein Versprechen auch halten können. Ich hätte ihn heute beschützen sollen, ich hatte von Anfang an ein mieses Gefühl und habe es dennoch ignoriert. Ohne es zu merken stiegen mir selbst Tränen in Augen, und ich drückte Jisung noch etwas fester an mich. 


_______________________________

Hi <3

Das Kapitel war unglaublich schwer für mich zu schreiben, es hat eine weile gedauert bis ich den Mut hatte diese Zeilen zu schreiben. Und ich befürchte das dass nächste Kapitel mir noch schwerer fallen wird. Dieses Thema ist unfassbar ernst und benötigt den nötigen Respekt und vorallem einfühlsam. 

Stay strong guys, love <3

Worthless? ∞Minsung∞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt