Auch am nächsten Tag versuchte Sabo eine Antwort auf diese Frage zu finden. Doch er konnte sich wirklich keinen Reim daraus machen. Er musste schon früh erfahren, dass Mädchen selbstsüchtige und hinterhältige Wesen waren und das man sie mit allen Mitteln bekämpfen musste. Doch nun tauchte Koala auf und brachte sein gesamtes Weltbild zum einstürzen. Am liebsten würde er zu ihr gehen, und sie auf ihre Hilfe ansprechen, doch dann hätte er sich auch bei ihr für die Hilfe bedanken müssen und dies würde gewaltig an seinem Stolz nagen. Deswegen beschloss er, ihr einfach weiter aus dem Weg zu gehen und als Entschädigung die misstrauischen und ablehnenden Blicke gegen sie einzustellen. Dies hatte ihn große Überwindung gekostet, da er die Blicke schon unbewusst aufsetzte. Immer wieder musste er sich selbst korrigieren und das versuchte er so unauffällig wie möglich zu tun. Schließlich durfte niemand den Wandel in ihm bemerken. Ansonsten würden noch Theorien aufkommen, dass er Koala plötzlich mögen könnte oder ähnliches. Sabo erschauderte bei dem Gedanken. Er und ein Mädchen mögen? Ts... genau.
Sein Handeln blieb wie geplant unbemerkt, außer von Koala. Sie war schlau und hatte in den Jahren als Sklavin eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe entwickelt. Sie bemerkte bereits kleinste Veränderungen in dem Verhalten der Menschen und so war es nicht anders bei Sabo.
Ihr war sehr wohl aufgefallen, wie die stechenden Blicke in ihrem Rücken plötzlich aufhörten und immer wenn sich ihre Blicke trafen, konnte sie keinen vollkommenden Hass in seinen Augen sehen. Es freute sie, dass die Situation zwischen den beiden nicht mehr so angespannt war. Zwar vermied er trotzdem noch jeglichen verbalen Kontakt mit ihr, aber das störte Koala nicht wirklich. Nach seinem letzten Ausbruch war es ihr nur recht, wenn keine Konversation zwischen ihnen zu Stande kam. Koala dachte an die gestrigen Situation zurück. Wieso hatte sie ihm geholfen? Eigentlich hätte er es verdient, erwischt und bestraft zu werden. Doch das wollte sie nicht. Es lag nicht in ihrer Natur anderen etwas Schlimmes zu wünschen, besonders nicht, wenn sie dafür verantwortlich war. Sie war jemand, der ihre Mitmenschen vor solchen Konsequenzen bewahren wollte. Egal, welche Konflikte zwischen ihr und der anderen Person herrschten. Koala bereute es also nicht, dass sie Sabo gedeckt hatte, auch wenn es gegen Terrys Befehl ging. Unbewusst schlich sich ein Lächeln auf die Lippen des jungen Mädchens. Sie fühlte sich immer wohler bei den Revolutionären. Wobei sie gestehen musste, dass alles besser war, als ihr vergangener Aufenthaltsort. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie daran zurückdachte. Wie froh sie doch war, dieser Hölle endlich entkommen zu sein. Bevor ihre Gedanken zu ihren ermordeten Eltern wandern konnten, rief plötzlich eine freudige Stimme: „Land in Sicht!"
Von weitem erkannte man tatsächlich die Silhouette einer Insel und alle an Bord bereiteten sich zum Anlegen vor. Als sie näher kamen, erblickten sie schon bald das Schiff der Truppe, die sie kontaktiert hatte. „Sabo, Koala! Wir verlassen das Schiff! Beeilt euch!", rief Terry über das Deck und kurz darauf traten die Jüngeren nach draußen. Beide hatten ihre Beutel geschultert und bereiteten sich mental auf die Begegnung mit den befreiten Kindern vor.
Eine Gruppe von Revolutionären empfing sie am Strand und führte sie zu der Höhle, in der sich die Kinder Versteckten. Sie alle zusammengekauert und zitternd vor Angst zu sehen, löste eine erneute Flut an Erinnerungen in Koala aus. Ihre Augen waren geweitet, ihr Körper starr von dem Anblick und kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Unbewusst griff sie nach Sabos Ärmel und ihre Finger krallten sich in den Stoff. Sabo bemerkte das Ziehen und setzte schon zu einem scharfen Kommentar an, stoppte sich jedoch selbst, als er Koala ansah. Er erkannte sofort, dass etwas nicht mit ihr stimmte und schluckte jede bissige Bemerkung, die ihm durch den Kopf ging, einfach runter.
Ohne sich aus ihrem Griff zu befreien, wandte sich Sabo wieder den Kindern zu. Auch ihm gefiel der Anblick nicht. Viele von ihnen waren in seinem Alter oder jünger. Nur vereinzelt fand man etwas ältere Kinder, die sich schützend vor die Jüngeren gestellt hatten und versuchten sie zu beruhigen.
„Sabo, Koala, jetzt seid ihr dran." Terry hielt seine Stimme gesenkt, um die Kinder nicht weiter zu verschrecken und gab den Angesprochenen einen kleinen Schubs in die Höhle. Diese Geste ließ Koala aus ihrer Schockstarre aufschrecken. Sie blinzelte einige Male und hatte sich dann wieder gefangen.
Sie war nicht auf so eine Reaktion ihres Körpers vorbereitet gewesen. Schon lange hatte sie keine dieser Anfälle mehr gehabt. Besonders schlimm war es die ersten Monate nach ihrer Befreiung. Albträume, unterwürfige Handlungen und Verhaltensweisen waren bloß einige der Nachteffekte, die sie davongetragen hatte. Mittlerweile waren die meisten Traumata abgeebbt und sie hatte kaum noch Probleme über das Thema zu sprechen. Bis auf den Verlust ihrer Eltern, denn der machte dem Mädchen doch noch sehr zu schaffen. Während ihrer Zeit bei den Revolutionären hatte sie die Vergangenheit ruhen lassen können, doch offenbar war sie noch nicht immun gegen derartige Konfrontationen. Es war den damaligen Ereignissen einfach zu ähnlich.
Koala atmete noch einmal tief durch und richtete dann ihre Konzentration wieder auf den Grund ihrer Anwesenheit.
Nachdem sie wieder bei geistiger Stärke war, bemerkte sie, wie sich ihre Finger noch immer in Sabos Jacke festkrallten. Schnell zog sie ihre Hand zurück.
„Tu-tut mir leid", murmelte sie, bereit eine fiese Bemerkung seitens Sabo einzustecken. Doch es kam nichts. Er richtete bloß seine Jacke ohne einen Laut oder genervten Seitenblick. Koala zog überrascht die Augenbrauen hoch und wollte bereits nachfragen, ob mit ihm alles in Ordnung sei, doch ein leises Wimmern und Schluchzen erinnerte sie, dass es gerade Wichtigeres gab. Es tat ihr im Herzen weh, die Kinder so zu sehen. Sie mussten die Sache langsam und mit Bedacht angehen, damit sie allmählich ihr Vertrauen gewannen. Koala tüftelte an einem Plan, wie sie sich den Kindern am besten annähern sollten und legte nachdenklich ihre Hand ans Kinn.
Sabo dagegen schien sich nicht allzu viele Gedanken machen zu wollen. Er begann stur auf die Kinder zuzugehen, welche bei seiner Bewegung missbilligende Laute von sich gaben und sich enger an die Höhlenwand hinter ihnen drückten. „Oi, Sabo, was machst du da?" Sabo blieb direkt vor der Gruppe stehen und kniete sich vor ihnen hin, um zu zeigen, dass er sich nicht über sie stellte. Die älteren Kinder beäugten ihn misstrauisch. Er erwiderte den Augenkontakt mit einem ernsten Blick. Einige der Revolutionäre hielten vor Spannung die Luft an. Wenn er dies vermasselte, würden die Kinder nie freiwillig hinauskommen und Gewalt wollten sie ebenfalls nicht anwenden. Davon hatten sie wahrlich schon genug erfahren.
Koala zog die Augenbrauen zusammen. Sabo musste seine Worte mit Bedacht wählen. Schon der kleinste Fehler könnte fatal sein und die gesamte Mission gefährden. Die Anspannung war deutlich zu spüren und Koala biss nervös auf ihrem Daumennagel herum.
Dann endlich nach einer gefühlten Ewigkeit, öffnete Sabo seine Lippen und setzte zum Reden an.
Die Kinder sahen ihn neugierig an und einige streckten vor Neugier die Hälse so weit sie konnten, um das Geschehen vor sich besser sehen zu können.
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Sabo und Koala (One Piece)
FantasyAls Sabo und Koala sich das erste Mal begegnen, ist die negative Spannung zwischen ihnen deutlich zu spüren. Bis zu einer schicksalhaften Nacht, in der sich ihre Meinung zum jeweils anderen plötzlich ändert. Nach dem Ereignis werden sie enge Freund...