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Es war ein sonniger Tag als Sabo auf der Insel ankam, auf der man Ace und den ehemaligen Piratenkaiser Whitebeard beigesetzt hatte. Langsam aber bestimmt wanderte er den Hügel hinauf, zu den Gräbern die bereits aufgrund ihrer massiven Steine und den viele Schwertern und Blumen aus weiter Entfernung zu sehen waren. Dabei hatte er eine Flasche Sake und drei kleine Schälchen, als Symbol für seine Bruderschaft zu Ace und Ruffy.

„Yo Ace. Nett hast du es hier. Wirklich ruhig. Keine Konflikte." Er öffnete die mitgebrachte Flasche und befüllte damit jedes der drei Sake Schälchen, als er oben auf der Klippe angekommen war. „Wie geht's dir? Geht es dir gut, dort wo du jetzt bist? Vermutlich nicht, was...?", er stockte. „Sieh mich an... Jetzt rede ich schon mit mir selber. Bitte entschuldige. Ich konnte einfach nichts tun..." Unbewusst liefen dem Blondschopf bereits die Tränen aus den Augen, als er diese Worte an seinen toten Bruder richtete. Es tat weh zu wissen, dass Ace diese Welt auf so grausame Weise verlassen musste. Dass er sterben musste, nur weil sein Vater ein berüchtigter Mann war. „... alles was ich tun kann, ist dein Vermächtnis weiterzuführen...! Auch für Ruffy... Ich werde definitiv...", plötzlich stoppte er. Vermutlich war es nur eine Einbildung, eine Illusion aber mit einem Male, als Sabo nach oben blickte, saß dort auf seinem eigenen Grabstein ein junger Mann in seinem Alter, mit schwarzen Haaren und einem orangenen Cowboyhut.

„Ace...?", fragte Sabo vorsichtig.

„Wir haben uns lange nicht gesehen, Sabo. Hier bin ich also. Ich habe überall nach dir gesucht, ich war mir so sicher, dass du bereits auf mich wartest wenn ich sterbe... aber ich bin so froh, dass du am Leben bist..." Ace traten die Tränen in die Augen, während er auf seinen Bruder hinabsah.

„Ace? Bist das wirklich du? Das kann doch nicht echt sein, oder?", Sabo schüttelte sich kurz, doch Ace war immer noch genau dort, wo er eben saß.

„Wen hast du sonst erwartet?", sagte Ace und sprang vom Stein hinunter, um sich Sabo gegenüber zu platzieren. „Ernsthaft... du heulst die ganze Zeit. Ruffy würde nur über dich lachen."
„Ich heul nicht! Und Ruffy ist nicht mal hier!"
„Und was ist mit deinen Tränen und dem Rotz, der dir aus der Nase läuft?"

„Das ist Schweiß!", rief Sabo aufgebracht und zugleich peinlich berührt. „Du heulst doch selber!"

„Nicht mehr. Ich meine ich hätte nie gedacht, dass ich dich auf diese Art und Weise wiedersehen würde. Und guten Wein hast du auch mitgebracht. Genau wie in den alten Zeiten, was?"

„Warte! Ich muss dir was sagen..."

Ace Hand tauchte vor seinen Augen auf, die ihm signalisieren sollte, ruhig zu sein. „Es ist okay. Ich weiß, was du sagen willst. Ich habe alles gehört, was du gerade gesagt hast. Deine Stimme, hat mich zurück gebracht." In dem Moment fing Ace an sich in Luft oder eher in Feuer aufzulösen.

„Ace... du...!"
„Sieht so aus, als wäre meine Zeit in dieser Welt nun endgültig abgelaufen..."
„Bitte geh nicht! Es gibt noch so viel was ich dir erzählen und was ich von dir wissen möchte. So viel!", sagte Sabo.

„Sabo! Es gibt da etwas, was ich dich noch fragen wollte. Ich gebe mein Vermächtnis gerne an dich weiter...! Würdest du bitte an meiner Stelle ... nein ... um unser beider willen ... ihn bis zum Ende seiner Träume begleiten...?" Erneut fing der Pirat an zu weinen, während er sich beschämt die Augen zuhielt.

„Natürlich...!!!", schluchzte Sabo und zog sich seinen Hut tief ins Gesicht. Er wusste genau von wem Ace sprach, auch ohne dass er seinen Namen nannte. „Ace!! Eines Tages werde ich mit Ruffy herkommen und dann sind wir drei wieder zusammen! Dann trinken wir einen zusammen und erneuern unseren Schwur!!! Bitte versprich es mir!!!" Sabo streckte seinen Arm aus. Er wusste nicht nach was er greifen wollte, umso glücklicher war er, als er Aces Hand spürte die in seine einschlug, während den beiden Männern die Tränen des Glücks und der Trauer gleichzeitig über das Gesicht liefen.

„Bitte pass auf Ruffy auf... unseren kleinen Bruder. Ich zähl auf dich..."

Dann war er verschwunden und ließ einen aufgelösten Blondschopf allein zurück.

Panisch öffnete der Blondschopf seine Augen, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte. Langsam richtete er sich auf, bis ihm nach kurzer Zeit klar wurde, dass es sich gerade um einen Traum gehandelt haben musste. Aber warum fühlte er sich so unglaublich real an? War es wirklich nur ein Traum, oder war es eine Art Zwischenwelt in der er mit seinem Bruder noch ein letztes Mal kommunizieren konnte? Egal, dachte er. Ace hatte Recht. Ich werde Ruffy mit jeder Faser meines Körpers beschützen und ihn bis zum Schluss begleiten. Das ist das Mindeste, was ich tun kann! Nachdem sich sein Herzschlag wieder etwas gefunden hatte, sah er sich im Raum um und wurde stutzig. Koala war nicht mehr da, die Seite ihres Bettes war ordentlich gemacht und auch ihr Hut war nicht mehr auf der kleinen Kommode wie sonst. Ob sie schon zum Frühstück gegangen ist? Immer noch etwas neben der Spur stand er schließlich auch auf, zog sich etwas über und begab sich in den Speisesaal zu den anderen.

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In Gedanken und deprimiert lief Koala die Flure im Hautquartier entlang. Wohin sie wollte, dass wusste sie nicht. „Verdammt... ich habe schon wieder alles ruiniert", grübelte sie. „Vielleicht hätte ich ihn nicht so doll schlagen sollen... ob meine Botschaft zu ihm durchgesickert ist?" Koala war schon eine ganze Weile wach, zum einen, weil Sabo so unruhig schlief, dass sie es nicht mehr länger neben ihm aushielt und zum anderen, weil sie sich immer noch Vorwürfe machte, dass sie zu hart mit ihm umgegangen sei. Vielleicht führten seine Albträume ja daher. Unsinn!, mahnte sie sich selbst. Er hat immer wieder Aces Namen gemurmelt und gelächelt... so würde doch niemand reagieren, der Albträume hat, immerhin wusste sie es besser als jeder andere.

„Aber warum bin ich diejenige die so durchhängt...", murmelte sie betrübt.
„Hey."

Koala schreckte zusammen und aus Reflex packte sie die Person hinter sich und umklammerte ihn mit ihrem geübten Karategriff, sodass die heranschleichende Person sich nicht mehr bewegen konnte. „Warum bist du immer so brutal?!", schimpfte Sabo. Dieser Besuch von Aces Grab, auch wenn es nur im Traum war, hatte ihm neuen Mut und neue Kraft gegeben. Mut den er für die bevorstehende Mission benötigte und für alles Folgende danach. Aber er hatte auch den Entschluss gefasst, nicht allein zu reisen, er wollte, nein brauchte Koala in seiner Nähe für den Fall, dass er doch noch einen Rückzieher machen würde.

„Sabo...!" Überrascht ließ sie ihn los und sah zu ihm hinauf, wobei sie bemerkte wie er mit leicht geröteten Wangen neben ihr stand. „Danke für den Denkanstoß...", murmelte er, ohne sie dabei anzusehen. Dann packte er ihre Hand und zog sie mit sich. „Auf nach Dressrosa!"

Irritiert folgte sie ihm, immer noch seine Hand fest um ihre gelegt, während er sich seinen schwarzen Zylinder aufsetzte, in Gedanken schon mit einem Plan konfrontiert, wie sie am besten vorgehen sollten. „Du solltest mir besser, die beste Unterstützung geben die ich kriegen kann, ansonsten lass ich dich doch noch hier", sagte er immer noch mit leicht gerötete Wangen, und ließ die junge Frau strahlen.

Er hatte sich also nochmal über ihre Worte Gedanken gemacht. Anscheinend konnte sie ihm gegenüber doch die richtige Worte finden, um ihn zum grübeln anzuregen. Glücklich lächelte Koala, bevor sie ihre Finger in seine hakte. Seine Hand war warm und dieses unbeschreiblich schöne Kribbeln im Bauch wieder da. Sie hatte sehr lange darüber nachgedacht, was es wohl bedeuten könnte und seid einiger Zeit war es ihr nun klar.
Ihre Gedanken und Sorgen Sabo gegenüber erklärten es. Endlich machte es Sinn, anders konnte sie es sich nicht erklären.
Spätestens seit dem Kuss vor zwei Jahren, konnte sie nicht mehr leugnen, dass sie unsterblich in diesen Mann verliebt war. Zumindest vermutete sie, dass sich so wohl die Liebe anfühlen musste.

Sabo und Koala (One Piece)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt