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Knapp 1 jahr später fanden sich Sabo und Koala allerdings in einem Dilemma wieder. Seit die Revolutionäre den Zuwachs an Kindern erhalten hatten, herrschte Platzmangel in dem Hauptquartier. Daher hatten sie sich daran gemacht einen Gebäudeteil anzubauen, der als eine Art Wohnheim dienen sollte. Nun war er endlich fertig gestellt und er war groß genug, sodass nun endlich jeder sein eigenes Zimmer bekam. Dies hieß, dass Sabo und Koala sich von nun an kein Zimmer mehr teilen mussten und es hieß auch, dass sie nicht mehr in das Bett des jeweils anderen schlüpfen konnten, um die bösen Träume fernzuhalten. Dazu kam noch, dass das Wohnheim in Jungen und Mädchen unterteilt worden war, um Probleme in Bezug auf die Gemeinschaftsbäder zu vermeiden, vor allem, nachdem sich die meistens so langsam in das Jungendalter verabschiedeten. Das bedeutete allerdings eine noch größere Distanz zwischen den beiden. Die Sache anzusprechen kam für beide nicht in Frage. Es war einfach zu peinlich und es musste auch nicht jeder wissen, dass sie sich immer ein Bett geteilt hatten.

Was würden die Leute wohl denken?

Trotzdem machte es ihnen zu schaffen. Besonders Koala befürchtete, dass die schlimmen Albträume sie wieder heimsuchen würden. Daher gingen beide mit einem eher mulmigen Gefühl in die erste Nacht in ihren Einzelzimmern hinein. Einrichten konnte sich jeder so wie er wollte. Ein Bett, ein Schrank und ein Schreibtisch waren schon vorhanden; um alles andere mussten sie sich selbst kümmern. Koala hatte zum Beispiel ein altes Foto ihrer Familie auf ihrem Nachttisch stehen. Natürlich vermisste sie ihre Eltern jeden Tag, aber der Schmerz war nicht mehr so doll wie noch am Anfang.

Ja, sie war gerne hier. Hier konnte sie etwas bewirken und eines Tages vielleicht auch ihre Eltern rächen.

Koala schaltete ihre Nachtischlampe aus und kuschelte sich in ihr Kissen. Das Bett war bequem und die Decke hielt sie so schön warm. „Es ersetzt aber nicht Sabo", dachte sie und erschrak als ihr bewusst wurde, was ihr da gerade durch den Kopf ging. Ihre Wangen waren ganz warm und sie war sich sicher, dass ihr Gesicht von einem rötlichen Schimmer verziert war. Schnell versuchte sie die Gedanken abzuschütteln und sich auf das Schlafen zu konzentrieren.

Sie würde jeden nur belasten, wenn sie total übermüdet in den Tag startete und nichts Gescheites erreichen würde. Ihre Augenlider wurden schwerer und schwerer und fielen letztendlich zu.

Glücklicherweise wurde sie nicht sofort mit einer ihrer grausamen Erinnerung konfrontiert, stattdessen fiel sie in einen traumlosen Schlaf.

Lang anhalten tat dieser allerdings nicht. Unruhig wälzte sie sich hin und her und konnte einfach keine angenehme Position mehr finden.

Alles schien so falsch. So kalt und leer. Als würde etwas fehlen. Frustriert öffnete sie ihre Augen. Es war noch mitten in der Nacht, doch sie wusste jetzt schon, dass sie so nicht mehr einschlafen würde.

Diesmal hielten nicht ihre Träume sie davon ab, sondern ihre fast schon als Sehnsucht benannten Gefühle nach Sabos Nähe. Mit ihm war es viel einfacher gewesen wegzudösen und Energie aufzutanken. Sie seufzte tief. „Ob er wohl auch solche Schwierigkeiten hatte?", fragte sie in den leeren Raum hinein. Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe, bis sie einen Entschluss fasste. Koala schlug ihre Decke zurück und schwang ihre Beine über die Bettkante. Der Fußboden war kühl unter ihren nackten Sohlen und eine Gänsehaut zog über ihren Körper. Ihr rosa Nachthemd fiel bis zu ihren Knien und die kurzen Ärmel bedeckten nur mäßig ihre Schultern. Eigentlich war es mal länger gewesen, aber durch ihren kleinen Wachstumsschub war es etwas eingelaufen.

Schnell schlich sie zu ihrem Kleiderschrank und zog eine Wolldecke heraus, die sie dort immer versteckt hielt. Mit leicht zittrigen Fingern warf sie sich die Decke über die Schultern. Die Kälte der Nacht wurde dadurch nicht vollständig neutralisiert, doch es würde reichen. So leise sie konnte, öffnete sie ihre Zimmertür einen Spalt und blickte auf den Flur, um sicherzugehen, dass niemand mehr unterwegs war. Es war zwar sehr unwahrscheinlich zu dieser Zeit noch jemanden anzutreffen, doch Vorsicht war immer besser als Nachsicht. Das Mondlicht schien durch die Fenster und ermöglichte eine klare Sicht auf den Flur. Als sie sicher war, dass die Luft rein war, schlich sie durch die Gänge bis zum Jungentrakt und suchte dann die Zimmernummer 29. Koala war froh, dass sie sich zuvor noch über ihre neuen Zimmern unterhalten hatten und in dem Gespräch auch die jeweiligen Nummern gefallen waren.

Als sie endlich die entsprechende Tür fand, hatte sie schon ihre Hand gehoben, um anzuklopfen, doch dann zögerte sie doch. War das ganze vielleicht doch etwas übertrieben von ihr? Was, wenn Sabo sie für total verrückt hielt, weil sie noch immer lieber neben ihm schlafen wollte? Was, wenn das Ganze doch nur gespielt war und er jetzt froh war, dass er das Bett nicht mehr mit ihr teilen musste? Sie schüttelte den Kopf. Nein, so war Sabo nicht. Zumindest nicht mehr.

Mit neuem Mut hob sie erneut die Hand, doch diesmal war nicht sie selbst es, die sie vom Klopfen abhielt. Denn mit einem Mal wurde die Tür von innen aufgezogen und ein überraschter Sabo stand, mit einem Kissen unter seinem Arm geklemmt, vor ihr. Für einige Sekunden standen die beiden einfach da und starrten sich an, doch dann lachten sie los. Koala musste sich ihre Hände vor den Mund halten, um nicht zu laut zu sein, aber diese Situation war einfach zu komisch. Wie wahrscheinlich war es denn, dass die beiden zur ungefähr selben Zeit die gleiche Idee hatten? „Schnell, komm rein, bevor dich jemand sieht", flüsterte Sabo und zog die Tür weiter auf. Koala huschte schnell an ihm vorbei ins Zimmer und warf einen kurzen Blick durch das Zimmer.

Es war genauso eingerichtet wie ihr eigenes, doch aufgrund von Sabos Gedächtnisverlustes gab es keine Andenken, die die Schränke oder Wände schmückten. „Konntest du auch nicht schlafen?", fragte der Blonde und ging zu seinem Bett. Er legte das Kissen zurück an seinen Platz und legte sich nah an eine der Bettkanten, als Zeichen für Koala, dass sie die freie Seite einnehmen konnte. Ohne zu zögern streifte sie die Wolldecke von ihren Schultern und warf sie über den Schreibtischstuhl. Danach eilte sie zu dem Bett und krabbelte unter die Decke, die noch schön warm war. „Nein, es war irgendwie... seltsam", antwortete sie leise. Sabo nickte, doch es war zu dunkel, um es zu erkennen. „Ja, mir ging es genauso", sagte er und seufzte. „Dann müssen wir jetzt wohl jede Nacht von Zimmer zu Zimmer schleichen." Koala kicherte daraufhin. „Aber das ist es wert."

Sabo und Koala (One Piece)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt