19

4 2 0
                                    

Sabo stand unterdessen auf dem Balkon im oberen Geschoss und genoss die Ruhe und die Stille, während er ganz seinen Gedanken nachhing. Wieso hatte Dragon ihn damals nicht nach Marineford gelassen? Für Ace wäre es vermutlich trotzdem zu spät gewesen, aber so müsste er sich jetzt wenigstens nicht tagtäglich mit dem Gewissen herumquälen, nicht für Ruffy da gewesen zu sein. Dragon hatte ihn damals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass er in Baltigo bleiben sollte, nachdem er sein Gedächtnis zurück hatte. „Es ist dort viel zu chaotisch."

„Wenn ich nicht gehe, wer wird ihn dann beschützen? Soll ich zusehen, wie meine Familie umgebracht wird?! Lieber sterbe ich!" Hatte Sabo geschrien, doch das ließ Dragon unberührt.

Daraufhin hatte Sabo nur einen weiteren Schlag von Dragons Wut kassiert, bis er sich schließlich geschlagen geben musste. Obwohl Dragon Recht hatte und die Revolutionsarmee ihre eigenen Ziele und Absichten verfolgte, war Sabo viel zu stur. Umso schlimmer sich mit der bitteren Realität abwinden zu müssen. Nicht nur, dass er endlich wusste wer diese beiden Schatten in seinen Träumen waren, nein, einer von ihnen war tot. Umgebracht durch einen Marineadmiral und es ließ sein Herz bluten. „Fühlst du denn überhaupt nichts, Dragon???!!!", rief er, bevor Dragon ihn zurückließ und Sabo in sich zusammenbrach.

„Sabo!" Sabo zuckte zusammen, als er auf Koala aufmerksam wurde die zu ihm gerannt kam. „Ich wusste, dass ich dich hier finde", schnaufte sie außer Atem.

„Koala...", flüsterte er, bevor er sich wieder gedankenverloren von ihr abwandte.

„Grrrr! Was stimmt denn nicht mit dir?! Rede mit mir! Wann vertraust du mir endlich mal, wir sind doch Freunde oder nicht?", platzte es aus ihr heraus. Sie wollte eigentlich nicht aufdringlich oder unhöflich sein, aber ihn so zu sehen machte sie wütend.

„Ich mache mir Sorgen um dich...", schluchzte sie nun etwas leiser, während sie ihre Hände zu Fäusten ballte und betrübt auf den Boden sah. „Warum...? Bin ich dir nicht zuverlässig genug...?"

Noch bevor sie weitersprechen konnte, wurde sie von zwei Händen gepackt und eng an einen männlichen Körper gedrückt. Sabo schlang seine Arme um ihre zarte Gestalt und schloss seine Augen. „Ich möchte dich nicht damit belasten. Immerhin bist du meine wertvolle rechte Hand, nicht wahr?" Sein Griff verstärkte sich noch etwas und ließ Koalas Herz immer schneller schlagen. „Bitte entschuldige, ich wollte dir keine Sorgen bereiten... es ist nur so, dass ich Angst habe. Ich habe mich so lange von Ruffy ferngehalten, auch wenn es nicht direkt meine Schuld war. Ich habe ihm nichts als Verzweiflung und Illusionen gebracht." In seinem Kopf spielte sich die Szene ab, in der Ace tot in seinem Sarg lag und Ruffy weinend vor ihm hockte. Sabo sah das alles aus sicherer Entfernung. Angst sich ihm zu nähern. Angst seinen toten Bruder zu sehen und von Ruffy abgewiesen zu werden. „Es gibt nichts, was ich jetzt noch tun kann, um das Geschehene zu korrigieren. Vielleicht ist es besser, wenn ich ihn nie wieder sehe."

„Sabo..." Durch Koalas Stimme wurde er ins Hier und Jetzt zurück geholt und ihm wurde bewusst, dass er sie noch immer eng umschlungen hielt. Es war nicht so, dass sie noch nie nah zueinander waren, immerhin fiel zwischen ihnen schon dieser Kuss, aber dass ist eben auch schon sehr lange her. Auch wenn das an seinen Gefühlen zu ihr rein gar nichts geändert hatte.

„Entschuldige...! Das wollte ich nicht!", sagte er hastig und drückte sie von sich.

Doch womit er nicht einmal im Traum gerechnet hatte, war ihr kräftiger Schlag in den Bauch, der ihn endlich wachrütteln sollte. Sabo fiel wie ein nasser Sack in sich zusammen, während Koala nur wütend vor ihm stand und kein Wort sagte. Ja, sie war wirklich eine gute Karatekämpferin! Sabo hustete und krümmte sich vor Schmerz. Eines musste man ihr lassen, sie war nicht umsonst Ersatz-Karatetrainerin. Ihre Schläge waren mächtig und nicht zu unterschätzen.

„Ich schaue mir das schon so lange an... ich sehe dich über Ace reden, ich sehe dich auf Ruffys Steckbrief starren. Ich habe dich sogar gesehen, als du davon geträumt hast, Ruffy eines Tages zu begegnen. Du weißt nicht, was passieren wird, bis du diese bestimmte Person triffst. Warum läufst du jetzt vor deinen Träumen weg?" Koala musste unweigerlich an ihre Mutter denken, die sie nach ihrer Zeit als Sklavin wiedersah. Dieser Moment war der Schönste in ihrem ganzen Leben. Niemand durfte die Liebe der Familie gegenüber je unterschätzen.

„Du redest über Ace Vermächtnis. Geht es wirklich nur darum die Feuerfrucht zu bekommen...? Ich weiß es ist letztendlich deine Entscheidung. Wie auch immer sie ausgeht, ich hoffe du wirst sie nicht bereuen." Mit diesen Worten kehrte sie um und ließ Sabo auf dem Balkon allein zurück.

Sabo und Koala (One Piece)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt