Konzentration

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Immer wieder warf Merle einen verstohlenen Blick auf ihre Smartwatch, wartete ungeduldig auf eine Nachricht dieses Unbekannten. War er wieder im Cafè? Würde er einen Fehler begehen, sich vielleicht sogar über eine kleine Unachtsamkeit verraten?

Eyk: Gefällt mir, wie du immer wieder „heimlich" auf deine Uhr siehst.

Blitzschnell hob Merle ihren Blick, ließ ihn suchend durch den Raum wandern, doch alles war wie immer. Die Tische waren voll belegt, niemand sah zu ihr auf, beachtete sie.

Eyk: Das Kleid steht dir ausgesprochen gut.

Merle schnaubte. Er zog sie auf. Konzentriert ging sie die Tische durch, musterte die anwesenden Personen. Eine Gruppe junger Frauen, welche sich angeregt unterhielten, ein Pärchen, welches es vorzog, sich konsequent anzuschweigen als miteinander zu sprechen, eine Reihe gut gekleideter Geschäftsmänner, allesamt hochkonzentriert, vertieft in ihre Arbeit, ein Mann mittleren Alters am Fenster. Abrupt hielt sie inne. Am Tisch neben ihm der junge blonde Mann mit Brille, sein Blick auf das vor ihm liegende Smartphone geheftet. – Du siehst mich nicht-, ließ sie Eyks Worte revuepassieren. War es das, was er meinte? Glaubte er so unscheinbar zu sein, dass sie ihn nicht ,bemerkte'"? „Entschuldigung, könnte ich noch einen Kaffee bekommen? Schwarz bitte...", riss sie eine männliche Stimme regelrecht aus ihren Gedanken. Erschrocken sah sie zur Seite, neben ihr einer der Geschäftsmänner. Seine Haare locker zurückgekämmt, seine hellblauen Augen erwartungsvoll auf sie gerichtet. „Ähm ja, natürlich", druckste sie verlegen, strich sich eine lose Strähne hinter das Ohr und ging zur Theke. Nachdenklich warf sie einen Blick über ihre Schulter. Oder war er es? Nein, ihn hatte sie im Cafe noch nie gesehen. Oder? „Alles gut, Merle?", bemerkte Lisa, die Thekenkraft, auf ihren Lippen ein besorgtes Lächeln. Merle winkte ab: „Ja, natürlich. Ich war nur in Gedanken...entschuldige".

Er würde sie wahnsinnig machen! War es das, was er wollte? Für einen winzigen Augenblick schloss sie die Augen, atmete tief durch. Er würde sich verraten, früher oder später, dessen war sie sich sicher. Sie brauchte nur Geduld und dann würde sie ihm erst einmal gehörig den Kopf waschen!

Eyk: Würde es dir gefallen, wenn ich der Herr wäre, der vor wenigen Augenblicken einen Kaffee bei dir geordert hat? Oder doch lieber der unscheinbare Nerd? Oder eher der Denker am Fenster?

An der Theke angekommen wandte sie sich vom Gastraum ab, zückte unauffällig ihr Smartphone:

Merle: Lass das jetzt! Ich muss arbeiten...

Eyk: Mache ich dich etwa nervös?

Merle: Nein...ich kann mich aber so nicht konzentrieren....

Eyk: Fällt mir bei deinem Oufit zugegebenermaßen auch schwer...gut, ich lasse dich arbeiten, aber dann höre auf mich ständig anzusehen...

Was?! Perplex sperrte sie ihr Handy, presste den Kiefer fest aufeinander, ließ das Smartphone in ihrer Hosentasche verschwinden und sah auf. Nein, er wollte sie sicher nur in die Irre führen! Sie schmunzelte - Und er war verdammt gut.

Tiefatmend ließ sich Merle auf dem Stuhl im Sozialraum nieder, atmete auf und griff beinahe hastig nach ihrem Telefon:

Black MailWo Geschichten leben. Entdecke jetzt