Eine Lüge?

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Lediglich im Vorbeilaufen erhaschte Merle einen Blick auf die tagesaktuellen Schlagzeilen, welche die neben dem Gast liegende Zeitung zierten. – Bauunternehmer Valentin Rupprecht weiterhin vermisst. Hauptverdächtiger weist Vorwürfe trotz erdrückender Beweislage vehement von sich.-
Eyk – Wie konnte er so lange unerkannt bleiben?. Tiefatmend schüttelte sie den Kopf, konzentrierte sich auf das gefüllte Tablett in ihrer Hand, die sie nun erwartungsvoll anschauenden Gäste. Sie lächelte: „Der Cappuccino“, begann sie, stellte die Tasse behutsam auf dem kleinen Tisch ab, bis sie unwillkürlich zusammenzuckte, auf ihre vibrierende Smartwatch schielte. Gott…

Amy: Klar bin dabei!

Erleichtert atmete Merle auf, verteilte die bestellten Heißgetränke am Tisch, sammelte leeres Geschirr ein und begab sich zurück zum Tresen.
Erleichterung machte sich in ihr breit. Diese Shoppingtour der besonderen Art konnte sie einfach nicht alleine bewerkstelligen. Behutsam stellte sie das Geschirr beiseite, griff zielsicher nach ihrem Smartphone:

Merle: Du bist meine Rettung! Erkläre dir später alles…

„Hey“, vernahm sie eine ruhige Stimme, welche sie abrupt aus ihren Gedanken riss, sie überrascht aufsehen ließ. Vor ihr eine ihr nur allzu bekannte junge uniformierte Polizistin, auf ihren Lippen ein zurückhaltendes Lächeln – Luca. „Hey“, erwiderte Merle unkreativ, sah sie erwartungsvoll an. „Zwei Kaffee zum Mitnehmen bitte…“, begann die Polizistin, ehe sie sich prüfend umsah, leise, nach den richtigen Worten suchend fortfuhr: „…ich…du hast dich nicht mehr gemeldet nachdem …ich hatte mit Jasper darüber gesprochen. Er war es, der es gemeldet hat, aber…Merle dieser Kerl ist kriminell …“ Merle schluckte, schüttelte beschwichtigend den Kopf: „Schon okay. Ich bin dir nicht böse…ich hatte mich wohl in etwas…verrannt.“, erklärte sie, worauf Luca sichtlich erleichtert aufsah, ihr zum ersten Mal unmittelbar ins Gesicht blickte: „Dann…Hast du vielleicht Lust heute Abend vorbeizukommen. Ich feiere meinen Geburtstag nach. Würde mich wirklich freuen.“ „Geburtstag? Wann? Das wusste ich nicht.“, entfuhr es Merle, was Luca leise lachen ließ: „Mittwoch. Entspann dich, alles gut. Nur eine kleine Party. Und nein, bevor du fragst, ich brauche nichts. Kein Geschenk…obwohl“, stoppte sie, dachte übertrieben nach, ehe sie mit einem Grinsen fortfuhr: „…ein Abend mit L-Word wäre wohl mal wieder angebracht.“ Merle lächelte, schob ihr die zwei Kaffeebecher entgegen: „Na, wenn das alles ist.“

„Für den heißen Polizisten also?“, grinste Amy, worauf Merle lediglich die Schultern hob. Eine Notlüge und nichts was sie mit Stolz erfüllte, doch es war besser so. Auch wenn sie ihre beste Freundin war, würde sie es nicht verstehen, würde sie versuchen es ihr auszureden, es vielleicht sogar melden, weil sie sich angesichts der Situation doch zu viele, wenn auch nicht ganz unberechtigt, Sorgen machte. Besser also, dass wirklich niemand wusste, dass sie weiterhin mit Eyk in Kontakt stand. Tief atmete sie durch. Und Jasper, der heiße Polizist, wie Amy ihn betitelte, war wohl die beste und nachvollziehbarste Wahl für ein Alibi, welches tatsächlich keine weiteren Fragen aufwerfen würde. „Warum nicht? Was Nettes zum Anschauen“, grinste Merle, während sie weiter durch die Gänge des Unterwäscheladens streifte, zielsicher auf einen der Ständer zutrat. Das war es!

Einem sanften Hauch gleich umspielte der dünne schwarze Spitzenstoff ihre Haut, bedeckte, was bedeckt werden musste, jedoch nicht ohne dabei ordentlich die Fantasie anzuregen. Es war perfekt. Sie schluckte, und mit Abstand das Teuerste, was sie sich je gekauft hatte. Fragend sag Amy sie an: „Woher hast du das Geld, Merle?“ „Überstunden“, erwiderte sie, ehe sie nervös mit den Fingern durch ihr Haar streifte. Amy runzelte die Stirn, sah sie eindringlich an: „Warum lügst du mich an?“ „Ich lüge…“, begann  Merle möglichst überzeugend, bis sie resigniert den Kopf schüttelte. Sie konnte es nicht, sie konnte ihre beste Freundin einfach nicht anlügen: „Eyk“, war alles was sie sagte. Sichtlich irritiert sah Amy sie an, blieb auf der Stelle, mitten im Laden stehen: „Er sitzt in Untersuchungshaft“ „Nicht ER“, schüttelte Merle den Kopf, ihre Worte so leise, dass man sie kaum verstehen konnte. Amy riss die Augen auf, starrte sie fassungslos an: „Sag, dass das nicht wahr ist.“ Merle hob die Schultern, spielte verlegen mit dem Kleiderbügel in ihrer Hand. „Er hat nichts mit alledem zu tun.“ Zielsicher packte Amy sie am Arm, zog sie beiseite: „Hörst du dir eigentlich selbst zu, Merle? Dieser Typ ist kriminell.“ „Nein“, schüttelte sie vehement den Kopf: „Dieser Rupprecht ist es, der kriminell ist. Er ist nicht entführt worden, er ist abgetaucht, weil er seiner Strafe entgehen möchte. Ich schreibe mit ihm…“ Amy schnaubte, schloss für einen Augenblick die Augen: „Er manipuliert alle…er manipuliert dich… spielt mit dir. Merkst du das nicht?“ Merle schluckte, spürte wie ihre Sicht unwillkürlich immer trüber wurde. War es das was er tat? Erneut schüttelte sie den Kopf: „Nein, das ist nicht wahr. Ich vertraue ihm“ „Du kennst ihn nicht. Du weißt nicht, wer er ist.“ „Bitte Amy, auch wenn du ihm nicht Traust, vertraue mir. Er ist nicht ‚der Böse‘. Ich weiß es einfach“. Missmutig rollte Amy die Augen, schnaubte sich ergebend: „Was hat es mit den Dessous auf sich?“


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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 06 ⏰

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