Ein Bild...

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Sein weißes T-Shirt enganliegend, der Stoff gezeichnet von Schweiß, der darunterliegende Körper schlank, definiert. Sein Gesicht, wie sollte es auch anders sein, unkenntlich, getaucht in die Schatten des ihn umgebenen schummrigen Lichtes. Tief zog sie die Luft in ihre Lungen. Ein Bild und doch sagte es nichts aus. Sagte kaum mehr, als sie bereits wusste. Kein Hinweis, kein Anhaltspunkt -  nichts was auch nur im Ansatz Rückschluss auf seine Identität lieferte . Sie schnaubte leise, schob die aufkeimende Enttäuschung beiseite und  begann sie zu tippen. Es musste doch einen Weg geben auch ihn aus der Reserve zu locken, ihn dazu zu bringen einen, wenn auch nur winzigen Fehler zu begehen.

Merle: Ein netter Anfang. Du kommst vom Sport?

Eyk: Von der Arbeit

Merle: Was ist das für ein Beruf, der einen derart ins Schwitzen bringt.

Eyk: p.andora@gms.de

Merle: ???

Eyk: Das Zielkonto für Rupprecht (Paypal).

Merle: Könnte man eine Kontoverbindung nicht besser zurückverfolgen, als eine E-Mail-Adresse?

Eyk: Würdest du deine Kontodaten an eine fremde Person aus dem Internet herausgeben?

Merle: Nein natürlich nicht

Eyk: Siehst du. Wir müssen, auch für die Ermittlungen der Polizei im Nachgang, glaubwürdig agieren…

Verdammt, er hatte Recht. Mit Nachdruck klemmte sie die Lippe zwischen ihre Zähne, ließ ihre Finger zielsicher über die eingeblendete Tastatur springen.

Merle: Du lenkst ab, mein Lieber.

Eyk: Grundsätzlich gibt es in Onlinebezahldiensten eine hinterlegte Kontoverbindung, welche auf den Nutzer schließen lässt. Etwas woran viele nicht denken.

Merle: EYK!

Eyk: Was?

Merle: Du lenkst ab…ich habe dir eine Frage gestellt.

Eyk: Die ich offensichtlich wenig erfolgreich zu ignorieren versuche.

Merle: Immerhin siehst du es ein.

Eyk: Du solltest Rupprecht antworten.

Merle: Eyk!

Eyk: Ein Beruf, bei welchem man durchaus in Bewegung ist, sich gelegentlich auch mal die Hände schmutzig macht.

Merle: Wie passt das zu einem schicken Anzug, zu Hemd und Stoffhose.

Eyk: Rupprecht!


‚Mistkerl‘, fluchte sie leise, schüttelte den Kopf und öffnete die Sexapp:

Pandora: p.andora@gms.de Meine Kontodaten gebe ich ungerne heraus. Ich hoffe das verstehst du.

MacGiver: Du kannst mir vertrauen Babygirl

Pandora: Das würde ich gerne.

MacGiver: Vielleicht ist es jetzt besser.

Fragend hob Merle eine Braue, stockte als eine Benachrichtigung auf ihrem Display erschien. -Sie haben eine Zahlung erhalten-. Was?! Zielsicher tippte sie auf die Benachrichtigung, starrte mit geweiteten Augen auf das Gerät in ihrer Hand. 500 Euro! Für was? Für ein Bild?

MacGiver: Und das ist erst der Anfang, Babygirl. Ich kann dir alles kaufen, was dein Herz begehrt.

Pandora: Das ist verrückt.

MacGiver: Kauf dir was Schönes… aber vergiss nicht ein hübsches Foto für mich zu machen.

Mehr als eindeutig, worauf er es abgesehen hatte, worauf er mit „etwas Schönes“ anspielte.
Fassungslos schüttelte sie den Kopf, ehe sie eine erneute Vibration spürte:

Eyk: Persönliche Präferenzen. Ordnung ist für mich in allen Lebensbereichen wichtig.

Merle: Bis hin zu den Schnürsenkeln.

Eyk: Machst du dich etwa über mich lustig?

Merle: Nein, aber ich kenne niemanden, der überhaupt darüber nachdenkt.

Eyk: Spricht in meinen Augen nicht unbedingt für dein Umfeld
…Rupprecht ist ganz schön spendabel. Ich glaube du hast ihn auf dem richtigen Fuß erwischt.

Merle: Konntest du etwas herausfinden?

Eyk: So schnell geht das nicht, Kleines. Ich melde mich morgen. Und da du es auf deine Weise machen willst, bin ich sehr gespannt, was du dir ‚Schönes‘ kaufst.

Eyk: Ach, und du schuldest mir noch ein Bild. Eines nur für mich.

Zum wiederholten Mal las sie die Nachricht, klemmte nachdenklich die Lippe zwischen ihre Zähne, ehe sie, wie der weitere Gesprächsverlauf, langsam zu verblassen begann. Natürlich!
Was war es, was er sich davon erhoffte? Ein Bild mit tiefen Einblicken? Ein Bild in Dessous? Ein Nacktbild? Was wollte er? Sie hielt inne, sah an sich hinab. Was war sie bereit preiszugeben? Wie weit vertraute sie IHM? Und was zum Henker sollte sie mit Rupprecht machen?
Seufzend rieb sie sich mit der Hand durchs Gesicht, schüttelte den Kopf, schüttelte die Gedanken ab. Eindeutig zu viele Fragen – auf die sie keine Antwort wusste. Wo zum Teufel hatte sie sich da nur hinein manövriert?

Black MailWo Geschichten leben. Entdecke jetzt