Eyk: Habe ich dir gestern die Sprache verschlagen, Kleines?
Merle: Wohl eher der Gin Tonic
Eyk: Du willst unser Gespräch also auf den Alkohol schieben?
Merle: Funktioniert es?
Eyk: Betrunkene und Kinder sagen immer die Wahrheit. Dein Outfit gefällt mir heute im Übrigen ausgesprochen gut. Was du wohl unter dem Rock und der verspielten Bluse trägst...
Ertappt sah Merle auf, ihr Puls beschleunigt, während sie ihren Blick aufmerksam durch das Café schweifen ließ. An einem kleinen Zweiertisch ein Pärchen ihres Alters, daneben das ihr bereits bekannte ältere, außergewöhnlich harmonische Ehepaar, in der Mitte des Raumes an den einzelnen Tischen verteilt Geschäftsmänner mit ihren Smartphones, Tablets, Laptops, sowie eine Gruppe Mütter mit ihren Kleinkindern. Sie stockte, am Ende des Raumes der unscheinbare Nerd, dicht neben ihm eine Tasse Cappuccino mit Hafermilch, vor ihm sein Smartphone. – Er war da!
„Ich würde sagen die Polizei hat Mittag", lachte Lisa, riss Merle abrupt aus ihren Gedanken, als eine Gruppe von vier Bundespolizisten und einer Polizistin in voller Montur das Café betraten, sich zielgerichtet an einem der freien Tische in Fensternähe niederließen.
Schlagartig hielt Merle inne, schob ihr Smartphone hastig hinter die Theke, ihre Augen dabei gebannt auf die junge Beamtin mit kurzem lockigem Haar geheftet, welche ihren Blick unerwartet mit ihren eisblauen Augen erwiderte, sie sogleich mit einem unglaublich charmanten Lächeln bedachte. Merle schmunzelte, atmete tief durch, rief sich kopfschüttelnd zur Ordnung - Uniformen hatten einfach etwas Reizvolles.
„Was darf es sein?", ergriff Merle das Wort, als sie auf die Gruppe zutrat und mit einem freundlichen Lächeln in die Runde blickte: „Für sie Ihre Nummer und für mich einen Schwarzen Kaffee", brach einer der Beamten das Schweigen und deutete auf seine neben ihm sitzende Kollegin, welcher schlagartig die Röte in die Wangen schoss: „Jasper", mahnte sie nachdrücklich, warf dem uniformierten Mann mittleren Alters einen bitterbösen Blick zu. Unbewusst hielt Merle die Luft an, spürte ein seltsames Kribbeln, welches sich urplötzlich durch ihren Körper zog, sie regelrecht erschaudern ließ. Was zur Hölle?! Mühevoll, vollends irritiert, zwang sie sich ein Lächeln auf die Lippen, bemüht dieses aufkeimende, nahezu elektrisierende Gefühl beiseitezuschieben: „Einen schwarzen Kaffee und für Sie?", riss sie sich letztlich aus ihrer Trance, überging bewusst die freche Bemerkung des braunhaarigen Polizisten in Schutzweste und wandte sich der charismatischen Frau neben ihm zu. „Einen Cappuccino bitte", erwiderte sie, auf ihren Lippen ein peinlich berührtes Lächeln, ihre Wangen noch immer gerötet, worauf Merle lediglich knapp nickte, sie jedoch keine Sekunde aus den Augen ließ. Diese dunkelblonden wirren Locken, dieses markante und dennoch unglaublich feine Gesicht, diese Augen. „Für mich auch einen Cappuccino" „...einen Milchkaffee" „..für mich bitte nur ein Wasser", setzten die anderen Beamten ihre Bestellungen unbeirrt fort. Merle nickte sprachlos, vereinnahmt von dieser seltsamen Reaktion ihres Körpers, notierte die Bestellungen und entfernte sich vom Tisch. Was zum Teufel stimmte mit ihrem Körper nicht?!
„... es ist aber unglaublich, dass die Sicherheitsfirma involviert war. Sie haben Geld von Rupprecht erhalten, damit sie das Videomaterial verschwinden lassen..." „...und wie ist das Material dann bei der Polizei gelandet?", schnappte Merle im Vorbeigehen Gesprächsfetzen der Polizisten auf, was sie neugierig aufhorchen ließ. Sie hatte in den Nachrichten davon gehört. Ein eigentlich hoch angesehener Bauunternehmer, eine regionale Berühmtheit. Er hatte junge Frauen, seine Sekretärinnen, seine Mitarbeiterinnen, in seinem Bürokomplex sexuell genötigt, aufgezeichnet von den Überwachungskameras des Gebäudes. Unfassbar!
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Black Mail
RomanceEine romantische Vorstellung - Angesprochen in einem kleinen gemütlichen Café, von einem attraktiven, charmanten Mann, welcher höflich nach deiner Nummer fragt. Nun, nicht so bei Merle. Bei ihr sieht das Szenario ein wenig anders aus. Merle arbeit...