"Gabel oder Löffel?" Emma schaute mich fragend aus der Küche heraus an.
"Beides." gab ich nach kurzem Überlegen zurück und sie kam einige Zeit später mit besagten Gegenständen in der Hand zu mir an den Tisch.
"Danke nochmal, dass du Essen machst." meinte ich, als sie sich mir gegenüber auf dem Stuhl niederließ und mir das Besteck entgegen streckte. Dankend nahm ich es an und legte es neben den Teller. Der wohlriechende Duft der Nudel stieg mir in die Nase und erst jetzt bemerkte ich, wie sehr mein Magen sich danach sehnte. Er war das wenige Essen anscheinend satt und sehnte sich grummelnd nach etwas Richtigem.
"Mein Magen dankt dir auch." fügte ich hinzu, als Emma hörte, wie mein Bauch gesprächig wurde und sich laut beschwerte. Sie schmunzelte bei meinen Worten und angelte eine ordentliche Portion Nudeln aus dem Topf, kippte sie dann auf einen Teller und gab mir diesen herüber. Feuchter Dampf stieg auf, als ich die warme Tomatensoße darüber goss. Es war zwar keine außergewöhnliche, noch anstrengend zuzubereitende Mahlzeit, doch als sich die goldenen, in rote Soße getauchten und zu guter Letzt noch mit Käse überschütteten Nudeln schließlich in meinem Mund hatte, konnte ich mich nicht daran erinnern, dass sie schon mal so gut geschmeckt hatten. Nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder etwas Richtiges essen; darauf hatte sich mein Magen gefreut.Gefräßige Stille lag in der Luft, als wir unsere Teller lehrten und dann erneut auffüllten. Emma schien erfreut zu sein, dass es mir schmeckte und sie beinahe sogar zu wenig gekocht hatte.
Doch es ging schließlich doch genau auf, alles war weg und wir saßen mit vollen Mägen auf unseren Stühlen.
Ich brauchte noch einige Momente, um mich zu sammeln, stand aber dann auf, räumte die Teller ab und machte mich daran, sie abzuwaschen.
Obwohl ich Emma ausdrücklich sagte, sie hätte mit dem Kochen schon mehr als genug für mich getan, konnte ich sie nicht davon abbringen, mir beim Abtrocknen zu helfen. Sie schnappte sich ein Handtuch und so standen wir Seite an Seite in der Küche und machten dem Abwasch.Als ich gerade eins der Gläser auswusch und es dann Emma übergab, fragte sie mich etwas zögerlich: "Wer bist du eigentlich?... Ich kenne deinen Namen und dein Alter, weiß, dass du in diesem Spiel die Reine Seele bist, aber sonst... Was sind deine Vorlieben? Wie sieht deine Familie aus? Hast du Haustiere?... Und wo wohnst du eigentlich?"
Ich war von den plötzlichen Fragen etwas überrumpelt, versuchte schnell meine Gedanken zu ordnen und fing dann an, Emma mehr über mich zu erzählen.
Anfangs kam es mir vor wie ein Steckbrief, den ich herunter ratterte, doch sie war eine gute Zuhörerin und stellte immer wieder Fragen und warf hin und wieder auch ein paar Fakten über sich ins Gespräch, sodass es sich mit der Zeit etwas auflockerte.
Sie schien besonders die Namensgebung in meiner Familie interessant zu finden und hackte dort erneut nach: "Und ihr beginnt wirklich alle mit A? Warum?"
Ich stellte den eben abgewaschenen Teller zur Seite, damit er etwas abtropfen konnte und meinte dann seufzend: "Jap. Meine Eltern, Andreas und Alicia, fanden es damals, als sie meinen Bruder Arian bekommen hatten, super witzig, ihm auch einen Namen mit A zu geben und als ich dann drei Jahre später geboren wurde, hat sich das weiter gezogen. Und auch meine Schwester Anna wurde davor nicht verschont."Emma lachte. Es war ein zartes, aber dennoch freudiges Lachen. Ein Lachen, das mir Hoffnung gab. Ich wusste, dass es hier keinen Weg raus gab, ich wusste, dass wir hier alle vermutlich sterben würden und ich wusste, dass ich meine Familie vermutlich nie wieder sehen würde. Aber dennoch gab mir ihr Lachen Hoffnung. Hoffnung, dass diese letzten Tage nicht nur Angst sein mussten. Hoffnung, dass wir diese Zeit gemeinsam durchstehen würden. Und Hoffnung, dass ich nochmal lachen konnte.
Wir redeten noch eine ganze Weile und obwohl es irgendwann nichts mehr zum Abwaschen oder Abtrocknen gab, blieben wir dort in der Küche stehen. Ich wollte diesen Moment einfach nicht verlassen. Er war frei von dieser tiefen Furcht, trotz dessen, dass ich merkte, wie endgültig das Alles hier war. Dass dieser Moment voller Hoffnung, bald wieder von Augenblicke der verzehrenden Angst erdrückt werden würde.
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Werwolf - Das Spiel beginnt
HorrorFünfzehn Personen. Fünfzehn Charaktere. Ein Spiel. Eingesperrt, werden sie gezwungen zu spielen. Sie wurden aus ihrem Alltag herausgerissen und in diese, für sie völlig fremde Welt gesteckt. Die Grenze zwischen Leben und Tod verschwamm vor ihren...