Ich liebe ihn, ich liebe ihn nicht ... aber wen bloß?

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Weinend ließ ich meinen Kopf sinken. Im Spiegel hatte ich mich gar nicht mehr wiedererkannt, unter all den Schlieren. Würden nicht überall meine Haare im Gesicht festkleben, sähe ich beinahe wie so ein süßer Panda aus. Aber nicht einmal das konnte mich jetzt aufheitern. Ich wollte nur noch weinen. Tage, Monate, oder am liebsten Jahrhunderte lang weinen. Würde mir in diesem Moment einfallen, was noch länger als Jahrhunderte dauerte, würde ich auch so lange weinen wollen. Aber von den ganzen Tränen bekam ich Kopfschmerzen und dann konnte ich kaum denken. Denn auch wenn Mati das Gegenteil behauptete, war ich bestimmt nicht dumm - ich überließ das Denken nur gerne ihm. Doch das hier musste ich mal wieder ganz alleine klären - am Ende würde er mir sowieso nur das erzählen, was er richtig fand. 

Verzweifelt nach einer Lösung suchend sah ich mich um und entdeckte ein süßes kleines Blümchen, dessen Namen ich nicht wusste. Genau in dem Moment fiel mir wieder ein, wie ich etwas anderem die Entscheidung überlassen konnte, ohne Mati fragen zu müssen. Ich zupfte die Blume vom Rasen und sah sie mir kurz an. Eigentlich war sie zu hübsch, um sie einfach kaputtzumachen, aber ich war noch hübscher und weiterzuheulen würde meine Haut total schrumpelig machen. Also wischte ich mir die Tränen ab, bevor ich tief durchatmete. Was auch immer die Antwort war, ich würde sie akzeptieren. Am Ende würde noch etwas von meinem Make-Up auf mein hübsches Kleid tropfen und es vollkommen zerstören, was ich um jeden Preis verhindern musste. 

"Ich liebe ihn wirklich." Ich zupfte das erste Blütenblatt ab. 

"Ich liebe ihn gar nicht." Das zweite Blütenblatt fiel auf den Boden. 

"Ich liebe ich aber doch schon ziemlich!" Das dritte Blatt. 

"Ich liebe ich eigentlich gar nicht so sehr, wie ich denke." Das vierte Blatt. 

"Ich liebe ihn über alles!" Das fünfte Blatt. Noch eine Träne rollte meine Wange hinunter. 

"Ich liebe ihn nicht." Das sechste Blatt. 

"Ich liebe ihn." Das siebte und letzte Blatt. Ich liebte ihn! Oh ja, das musste stimmen! Ich liebte ihn über alles! Aber wen bloß? 

Ein Kleid so rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt