Verliebt, verlobt, verheiratet ... aber nicht ohne ein schönes Hochzeitskleid!

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Schon am Abend hatte ich der netten alten Dame von meiner Verlobung erzählt, die sofort zu all ihren Freundinnen gelaufen war, die dann die Nachricht weitergegeben hatten. Die Verlobungsfeier war für übermorgen angesetzt, obwohl Hugo erst am Morgen davon erfahren hatte. Diese liebe ältliche Frau hatte mir dazu geraten und sie musste es in ihrem Alter schließlich wissen. Gleich bei Sonnenaufgang hatte ich sie als Trauzeugin zur Hochzeit eingeladen, da Mati gesagt hatte, dass Cabi keine Trauzeugin sein konnte. Ich hätte meinen Bruder ausgewählt, wenn ich bloß wüsste, wo Papi wieder geblieben war. Aber irgendjemand musste mich zum Altar führen und solange er nicht zurück kam, musste eben Mati seine Rolle übernehmen. Ich hatte die ganze Nacht darüber nachgedacht, doch es schien eine wirklich gute Idee zu sein. Alles war schon perfekt geplant: Übermorgen gab es die Verlobung und dann in zwei oder drei Wochen die Hochzeit. Hugo war zwar ziemlich überrascht gewesen, doch er hatte nicht abgesagt. Endlich würde ich heiraten! 

"Mati! Wann fährst du mit mir in die Stadt?", fragte ich ihn zum seit gestern Abend bestimmt hundertsten Mal. Wieso wollte er nicht mitfahren? Hugo hatte doch schon um vier Uhr das Auto repariert und ich war schon seit eineinhalb Tagen wach, was war also das Problem? 

"Lass mich schlafen, Jade! Wir kommen schon an, bevor die Läden zu sind! Außerdem musst du dir etwas anderes anziehen vor der Fahrt", murmelte er auf dem Sofa liegend. Einen fauleren Menschen gab es bestimmt nirgendwo. 

"Wieso sollte ich mich umziehen?" Ich verstand es nicht. Das rote Kleid stand mir doch perfekt! Noch nie hatte ich ein Kleid zu lange getragen, ohne dass es aus der Mode gefallen wirkte. Es war stilvoll, elegant und immer modisch. Ich dachte nicht daran, es vor meiner Hochzeit auszuziehen! 

"Jade! Du hast das Kleid gestohlen und sie suchen nach uns beiden vermutlich immer noch! Wenn uns jemand erkennt, dann sind wir erledigt und du darfst hinter Gittern ohne deinen Hugo deinen Hochzeitstag feiern! Wir dürfen nur hier, wo niemand sonderlich viel aus Buenos Aires mitbekommt, uns erkennen geben, sonst sonst wir ausgeliefert!" Er setzte sich auf. 

"Und was heißt das genau?" Wieso sollte ich hinter Gittern feiern? Ich mochte doch gar keine Gitterfenster und würde so etwas Stilloses niemals kaufen! 

"Also, hör mir jetzt ganz genau zu." Er stellte seine Arme auf den Knien ab und sah mich sehr ernst an. 

"Ich höre!" Ich war total aufgeregt, schließlich ging es mir um mein Kleid. 

"Dein Kleid ist gestohlen. Du hast es gestohlen. Wenn du also im gestohlenen Kleid läufst, erkennt man dich als Diebin. Dann kommst du hinter Gitter. Dann nehmen sie dir das Kleid weg. Dann darfst du nicht mehr heiraten. Also darfst du nicht in deinem Kleid herumlaufen. Hast du das verstanden?" Hatte er gerade wirklich mit mir gesprochen, als ob ich noch ein Kleinkind wäre? 

"Ich bin nicht dumm!" Und ich war schon sechsundzwanzig und das schon seit zwei Jahren, also konnte er auch nicht behaupten, dass ich noch zu jung sei. 

"Höchstens so wenig, dass es gar nicht auffällt." Er duckte sich gerade noch rechtzeitig, bevor meine Handtasche durch die Luft flog. Wieso war er nur immer so furchtbar gemein? 

"Schwesterherz, das war nur ein Witz! Ich weiß, so etwas magst du nicht, aber in so einer Gegend machte man das eben. Und außerdem hätte deine schöne neue Tasche kaputt gehen können und dann hättest du nur noch die alte, die schon längst aus der Mode gekommen ist." Wo er Recht hatte, hatte er Recht. 

"Na gut. Aber sag das ja nie wieder!" Lange konnte ich auf ihn wirklich nicht böse sein, schließlich konnte er nichts dafür, dass ich und nicht er den Verstand unserer Eltern geerbt hatte. 

"Einverstanden. Gib mir jetzt noch eine Stunde Ruhe, dann fahren wir dein Hochzeitskleid kaufen. Du kannst Cabi besuchen gehen, wenn du möchtest." Auf die Idee war ich noch gar nicht gekommen! Ich musste ihr doch auch die ganzen Neuigkeiten berichten! 

Etwa zehn Minuten später stand ich schon bei meinem süßen Pferdchen und erzählte ihr jedes Detail meiner Verlobung. Sie hörte mir wirklich gut zu. Ob es am Thema oder an den Äpfeln lag, wusste ich nicht so recht, aber das war egal. 

Ein Kleid so rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt