18. Liebe

4K 222 11
                                    

Kapitel 18 : Liebe

Jemand strich mit seiner Hand sanft über meine Wange und spielte mit einer Haarsträhne. Als ich die Augen aufschlug, sah ich in die vertrauten, grauen Augen, die ich so faszinierend fand. "Hey Schönheit." raunte Draco mir entgegen und hauchte mir einen federleichten Kuss auf die Stirn. "Hi." kicherte ich. "Wie kannst du bloß so viel schlafen?" fragte er mich amüsiert und zog eine Augenbraue hoch. Ich zuckte bloß mit den Schultern und richtete mich auf. Wir saßen immernoch auf dem Sofa vor dem Kamin im Gryffindor-Gemeinschaftsraum. 

"Wie spät ist es denn?" fragte ich meinen Freund und streckte mich lang. "Ich glaube kurz vor dem Abendessen." sagte er und kratzte sich am Hinterkopf. "Dann lass uns gucken gehen." sagte ich, sprang auf und zog ihn an der Hand hinter mir her. 

Als wir Hand in Hand in Richtung große Halle schlenderten, kamen uns ab und zu ein paar Schüler entgegen, die uns entgeistert musterten. Denen schenkten Draco und ich jedoch nur einen giftigen Blick. Sollen sie doch denken was sie wollen, mir ist das egal! Solange Draco bei mir ist, ist alles okay. 

"Doch noch rechtzeitig zum Abendessen." lachte Draco, als wir uns zusammen auf eine der Bänke setzten, etwas abseits von der übrigen Schülern. Es waren höchstens noch 30 andere Schüler anwesend, 4 von ihnen zählten zu Gryffindor, 2 zu Slytherin. Neville Longbottom, Seamus Finnigan, Dean Thomas und Lee Jordan saßen am Gryffindor Tisch, sie hatten mich und Draco noch garnicht entdeckt, da sie in ein tiefes Gespräch verwickelt waren. Blaise Zabini und Goyle warfen Draco einen fragenden Blick quer durch die Halle zu. Draco schenkte ihnen nur einen kurzen, giftigen Blick, wand sich dann wieder mir zu. "Beachte sie nicht. Die finden es wohl komisch, das gerade ich mit einer aus Gryffindor zusammen sitze." Er grinste mich spitzbübisch an, was mich zum kichern brachte. 

Gerade waren ich und Draco ins Essen vertieft, da riss uns ein Quietschen aus der Ruhe. Sofort drehten sich alle Köpfe zur Tür der großen Halle. Pansy Parkinson, Slytherins Jungenschreck Nummer Eins sah mit offenem Mund und extremer Wut in den Augen zu mir und Draco. "Dracy, was machst du da mit der Gryffindor Tusse?" quietschte sie quer durch die große Halle und stapfte wütend auf uns zu. Es war jedem, wirklich jedem in Hogwarts bekannt, dass sie total in Draco Malfoy verschossen war und nun sah sie mich mit ihm zusammen essen. Nun hatten wir auch die Aufmerksamkeit des Gryffindortisches, die mich allesamt fassungslos ansahen. Ich wünschte augenblicklich, im Boden zu versinken. 

Pansy Parkinson stand nun mit hochrotem Kopf schnaubend vor mir und meinem Freund. Sie warf einen zornigen, jedoch auch fragenden Blick zu Draco, der sie jedoch nur ausdruckslos ansah und mit den Schultern zuckte. "Was ist das Problem, Parkinson?" zischte er genervt und legte einen Arm um mich. "Wer ist das, Dracy?" fragte sie zuckersüß und warf einen messerscharfen Blick auf mich. "Nenn mich nicht so, mein Gott. Ich heiße Draco, nicht Dracy! Und das ist meine wunderhübsche Freundin." antwortete er hämisch und drückte mich noch fester an sich. Man spürte förmlich, wie sich die Spannung in der großen Halle immer weiter auflud. Der Gryffindortisch hielt eindeutig den Atem an, alle sahen nun mich an. 

"De-deine was?" kreischte Pansy nun hysterisch. Sie erinnerte mich in diesem Moment an mich selbst - damals im Gemeinschaftsraum mit Angelina und George. Auf eine seltsame Art und Weise tat sie mir schrecklich leid. Ich weiß genau, wie sie sich jetzt gerade fühlt und ich kann nur sagen : Es ist schrecklich. "Meine Freundin." wiederholte Draco gelassen. Nun wand sich Pansy mir zu. "Was fällt dir ein, dir meinen Dracy unter die Nase zu reißen?!" Vor Schock brachte ich keinen Ton raus. Draco spürte scheinbar wie angespannt ich war und giftete Pansy an : "Lass sie in Ruhe verdammt, du schüchterst sie ja total ein! Verschwinde!" Grummelnd rannte Pansy nun aus der großen Halle hinaus. Immernoch starrten uns alle an. Ich fühlte mich schrecklich unwohl in meiner Haut und stapfte nun auch wortlos aus der großen Halle, beim rauslaufen spürte ich alle Blicke in meinem Rücken und Draco rief verzweifelt meinen Namen, folgte mir jedoch nicht. 

Abermals führte mich mein Weg auf den Astronomieturm. Ich setzte mich ans Geländer und ließ den Wind durch meine Haare streifen. Ein wundervoll befreiendes Gefühl. Langsam bekam ich das Gefühl, das mir kein Glück zustand. George betrügt mich, Draco kommt mit mir zusammen, Pansy machts kaputt. Das kann doch alles nicht wahr sein. Ein tiefer Seufzer verließ meine Kehle. Meine Hand umschloß nun den Anhänger meiner Kette und ich dachte an die Worte meiner Mutter. Er liebt dich, meine Süße. Das mag ja alles sein, aber ich möchte eine Beziehung, wo uns nichts und niemand im Weg steht. Ist sowas überhaupt möglich? Und eine perfekte Beziehung - die hat ja garkeinen Anreiz, kein Abenteuer.. Wollte ich das? 

"Hier bist du ja, ich habe dich überall gesucht!" Draco kam mit kreidebleichem Gesicht auf mich zugelaufen und drückte mich an sich. Ich saß immernoch am Geländer auf dem Astonomieturm und genoß die Aussicht. "Komisch das ich nicht direkt darauf gekommen bin, dich hier zu suchen." murmelte er gegen mein Haar und ich genoß still seine Nähe. Ich weiß nicht, wie lange wir hier einfach nur Arm in Arm saßen und dem Wind lauschten - es kam mir vor wie eine Ewigkeit. 

"Das mit Pansy hat mich so schrecklich an meine eigene Situation mit George und Angelina erinnert. Ich musste da einfach weg, es tut mir leid.", ich drehte mich zu ihm und sah in seine grauen, warmen Augen, "hat sie noch etwas zu dir gesagt?" "Nein. Ich glaube, sie redet erstmal nicht mehr so schnell mit mir. Soll mir nur Recht sein." lachte er leise.

"Ich habe mir Gedanken gemacht Draco." Sofort verstummte sein Lachen und er sah mich ängstlich an. "Das mit Pansy war echt krass für mich, momentan ist jede Kleinigkeit nervenaufreibend für mich. Die Tatsache, das es keine perfekte Beziehung gibt ist in meinen Augen .. seltsam. Andererseits ist eine perfekte Beziehung ja auch langweilig, aber es ist mies, wenn es immer Leute gibt, die einem im Weg stehen. Später werde ich im Gemeinschaftsraum bestimmt erstmal ausseinander genommen." Bei dem Gedanken an die Blicke meiner Freunde lief mir ein Schauder den Rücken hinab. Ich hatte nicht viel mit Neville, Seamus, Dean und Lee zutun, trotzdem war es mies. Ich wusste genau, wie sie über die Beziehung denken und das war bestimmt nicht gerade positiv. 

"Denk nicht über sowas nach Süße. Dir sollte die Meinung der anderen egal sein, es gibt nur dich und mich, okay?" Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Sollte es mir wirklich egal sein? Ich weiß nicht, die Meinung der anderen eiskalt zu ignorieren, dass ist sicherlich nicht meine Stärke. Ich bin zu schwach, um über so etwas zu stehen. Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf und ich schnappte panisch nach Luft. Draco sah mich ebenso panisch an, doch er schien zu wissen, an was ich dachte. Synchron sprachen wir beide meinen Gedanken aus, der uns bis ins Mark erschüttern ließ : "Was soll dein Vater nur sagen, Draco?!"

Schatten der Vergangenheit [Harry Potter FanFic] ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt