Kapitel 26 : Eingesperrt
Mein Kopf brummte höllisch, als ich meine Augen aufschlug. Um mich herum war nur die totale Dunkelheit. Mein erster Gedanke war : Wo bin ich hier gelandet? Unter mir war ein kalter Boden, ich glaube es war ein Steinboden. Ich suchte die Dunkelheit nach einer Lichtquelle ab, fand jedoch nur einige kleine Löcher in der Decke, die winzige Lichtkegel auf den Boden warfen. Neben mir tropfte Wasser auf das Gestein und verursachte ein nervendes Geräusch. Wo war ich nur?
Eine lange Zeit saß ich einfach nur auf der Stelle und versuchte, etwas zu erkennen, meine Umgebung zu deuten, ein wenig Klarheit zu bekommen. Aber mit jeder Minute wurde ich unruhiger. Was ist, wenn ER mich wieder gefunden hatte? Wenn er mich gefangen hatte? Wenn ich wieder in meiner Zelle von damals feststeckte, vielleicht wieder für Monate? Angst stieg in mir auf. Wenn er mich wieder hier eingesperrt hat, werde ich wohl diesesmal nicht so einfach davonkommen.
Tage vergingen, niemand tauchte hier unten auf und einen Ausweg gab es nicht. Die einzigste Tür hier war alt, verrostet und nicht aufzukriegen. Ich starb beinah vor Hunger, den Durst konnte ich dank des heruntertropfenden Wassers halbwegs eindemmen. Verängstigt saß ich in einer Ecke des Raumes, zog meine Beine an meinen Oberkörper und klammerte mich daran fest. Ein leises Wimmern verließ meine Kehle, als ich plötzlich hörte, wie etwas an der Tür gegenüber von mir klapperte. 'Bitte', dachte ich, 'bitte lasst mich doch einfach in Frieden!'
Als die Tür aufschlug und strahlendes Licht in den Raum brachte, musste ich mir die Augen zuhalten. Es blendete mich so stark, dass meine Augen anfingen zu tränen. Kein Wunder, ich saß seit Tagen hier im Dunkeln, meine Augen waren das Licht nicht mehr gewöhnt. Vorsichtig nahm ich meine Hand von den Augen und erkannte die Silhouletten von zwei Personen vor mir. Der eine war ziemlich groß gebaut, trotzdem sehr schmächtig, während die Person neben ihm recht klein war. Ich nahm ihre Konturen nur sehr verschwommen wahr, das Licht brannte zu sehr in meinen Augen. Die große Person fing nun an, mit einer sehr kalten Stimme zu sprechen : "Du dachtest wirklich, du kannst uns entkommen? Uns?" Er lachte, und alle Haare an meinem Körper stellten sich auf. Sein Lachen erstarb jedoch plötzlich und er schlug der Person neben ihm auf die Schulter. "Möchtest du deiner Geliebten nicht Hallo sagen, mein Sohn?" Geliebten? Sohn? Das war doch nicht.. "Na los Draco, geh zu ihr!"
Die kleinere Person wurde in meine Richtung geschubst und ich presste mich panisch gegen die Wand. Er soll von mir weggehen, ich war nicht seine Geliebte und werde es auch niemals sein! Er hat mich von Hogwarts weggescheucht, hat mir nicht zugehört. Ob es jemals so sein wird wie früher? Mein Gott, was denke ich hier, ich sitze in einer Zelle von den Gefolgsleuten des dunklen Lords und denke über meine verflossene Liebe nach! Was ist nur los mit mir?
Langsam wurde meine Sicht wieder klarer und ich sah diese wunderschönen, jedoch auch eiskalten grauen Augen vor meinem Gesicht. Nun erkannte ich auch den großen Mann hinter Draco, es war sein Vater Lucius. Angst übermannte meinen Körper, ich sitze wirklich wieder hier fest. Draco hockte sich vor mich und stützte sich mit seinen Händen an meinen Knien ab, die ich vor meinen Oberkörper gezogen hatte. Er sah müde aus, wenn nicht sogar total fertig. Seine Augenringe sprachen Bände und sein sonst so schönes, platinblondes Haar lag matt auf seinem Kopf. Irre ich mich oder sah ich dort auch etwas Trauer in seinen Augen? Er seufzte leise und strich mir kurz mit seinem Daumen über die Wange. Seine Finger waren eiskalt und rau. "Es tut mir leid." Dass war das einzige, was er sagte, bevor er wieder aufstand und zu seinem Vater zurücktrottete wie ein eingeschüchterter kleiner Hund. Tränen schlichen sich abermals in meine Augen und meine Sicht wurde wieder nach und nach unklarer. Nur schwach erkannte ich das gehässige Grinsen auf Lucius Malfoys Gesicht, dann verschwand er wieder, Draco ging mit ihm und ich war wieder allein.
Wieder vergingen Tage, wenn nicht sogar Wochen. Ich spürte, wie ich immer schwächer wurde und fragte mich langsam, was sie mit mir vorhatten : Mich verhungern lassen? Mich so schwach machen, dass ich freiwillig auf ihre Seite gekrochen komme? Mich einfach nur quälen? So viele Möglichkeiten und eine schlimmer als die andere.
Seit neustem kam jeden Tag jemand in meine Zelle und brachte mir etwas zu essen. Ein trockenes Laib Brot, ab und zu Haferbrei und eine Schüssel Milch. Ich kam mir nicht mehr vor wie ein Mensch, sondern wie ein Tier, welches man einfach etwas zu essen hinwarf und sich dann wieder etwas anderem widmete. Langsam fühlte ich mich auch nicht mehr menschlich. Seit Wochen hatte ich nicht mehr geduscht, ein anständiges WC konnte ich auch nicht besuchen - kurzerhand : Ich fühlte mich schmutzig, dreckig und wertlos.
Wie ging es wohl Onkel Lupin und Tante Tonks? Machten sie sich Sorgen um mich? Oder meine Freunde? Und was ging eigentlich in Dracos Kopf vor, dass er einfach mit ansieht, was mit mir passiert? So viele Fragen, die mir langsam Kopfschmerzen bereiteten. Mein Gedankenschwall wurde jedoch plötzlich von einem lauten Knall unterbrochen, dann öffnete sich die Tür vor mir..
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Schatten der Vergangenheit [Harry Potter FanFic] ✔
FanfictionAls ich in den wohl bekannten Sog des Portschlüssel gezogen wurde, schrie sofort ein Teil in mir wieder nach der Schule. Es würde einsam werden, ohne meine Freunde. Aber was denke ich da? Sie hatten sich nicht einmal von mir verabschiedet. Dunkel er...