Kapitel 27 : Ein Mensch mit Herz
Ein Schauer jagte über meinen Rücken, als die Tür sich langsam und knartschend vor mir öffnete. Ich saß wie so oft in einer Ecke eingekauert, meine Beine zum Schutz um meinen Körper geschlungen. Langsam wippte ich nach vorne und nach hinten, wie ein kleines eingeschüchternes Kind, was ich nun auch war. Es war nichts mehr von der Kämpferin übrig geblieben, die ich die letzten Monate gewesen war. Ich war nurnoch ein kümmerlicher Haufen.
"Mirabella, wo bist du?" Eine helle Frauenstimme drang an mein Ohr. Ich zuckte zusammen. Wer war das in der Tür? Als ich vorsichtig meinen Kopf hob und gegen die Helligkeit blinzelte, sah ich eine zierliche, kleine Frau in der Tür stehen. Sie hatte langes, blondes Haar und trug einen weiß-schwarzen Umhang. Sie wirkte ziemlich zerstreut und besorgt. Leise und mit zittriger Stimme gab ich ein "Hier bin ich." von mir. Warum ich das tat, wusste ich selber nicht. Ich hatte einfach vertrauen in diese Person vor mir. Sie wirkte so herzensgut und erinnerte mich auf seltsame Art und Weise an meine Mutter. Als ich mich zu Wort meldete, fuhr die Frau in sich zusammen und sah mir plötzlich genau in die Augen. Bei meinem Anblick wurde ihr Blick immer ängstlicher.
Ich wollte garnicht wissen, wie ich aussehen musste, dass sie sich so erschreckte. Langsam lief sie auf mich zu, wohl darauf bedacht, mich nicht zu verschrecken. Dieses Szenario wirkte auf mich, als wollte sich jemand einem verschreckten, ängstlichen Tier näheren, ohne dass es die Flucht ergriff. Die Möglichkeit hätte ich, die Tür stand weit offen, aber wohin sollte ich rennen? Spätestens nach wenigen Metern würde mich jemand packen und zurück in die Zelle werfen. "Du armes Kind.", hauchte die Frau sehr leise und schluckte schwer, "Was haben sie nur mit dir gemacht.." 'Nichts', dachte ich nur, 'sie haben mir nur mein Herz genommen und meinen Willen gebrochen.' Langsam kniete sich die Frau nun vor mir nieder und blickte mich mit liebevollen grauen Augen an. Erst jetzt fiel mir die riesige Ähnlichkeit auf. Ich schauderte kurz und rieb mir über meine schmutzigen, verkrusteten Unterarme. "Sie sind Dracos Mutter." flüsterte ich und sie nickte mit einem leichten Lächeln. "Ja, mein Name ist Narzissa.", sie strich sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr, "ich weiß, es muss dir wohl ziemlich komisch vorkommen, dass ich aufeinmal hier auftauche. Du hättest wohl kaum erwartet, dass jemand zu dir hereinkommt und nett mit dir spricht, nicht?" Ich schüttelte den Kopf.
"Nunja, ich bin auch nicht ohne einen Grund hier." Narzissa kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ich sah sie verwirrt an. Was wollte diese Frau nur von mir? Es schien mir nicht so, als wäre sie mit bösen Absichten hierhergekommen, deswegen wartete ich gespannt darauf, dass sie weitersprach. Doch sie schwieg - lange. Narzissa strich mir plötzlich sanft über meine taube, kalte Wange und ich zuckte kurz unter der Berührung zusammen. "Ich habe mit Draco gesprochen." sagte sie, ohne ihre Hand von meiner Wange zu nehmen. Bei seinem Namen zog sich etwas in meinem Bauch krampfhaft zusammen und ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse. "Pst, alles ist gut." murmelte Narzissa beruhigend auf meine Reaktion. Langsam fühlte ich mich wieder etwas entspannter und gab Narzissa ein Zeichen, weiterzusprechen.
"Du sollst wissen, er hasst dich nicht. Das könnte er nie. Es schmerzt ihn höllisch, dich hier so zu sehen. Und er weiß genau, wenn er versucht dich zu retten, kostet es ihm, nein, euch das Leben.", sie stoppte kurz, der Gedanke an ihren toten Sohn warf sie wohl aus der Bahn, doch sie fasste sich wieder und sprach ruhig weiter, "ich habe noch nie gesehen, dass Draco jemanden so gern hat wie dich. Er hat mir einen Brief geschrieben, und er hat nur über dich gesprochen. Über nichts anderes." Narzissa musste schmunzeln und die Röte schlich sich in mein Gesicht. "Er liebt dich wirklich, und ich kann ihn verstehen. Du bist ein wunderschönes und aufrichtiges Mädchen. Und du bist nicht schwach, Mirabella! Bitte rede dir das nicht ein. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so stark ist wie du. Du musstest so vieles durchmachen, aber hast es bisher immer wieder geschafft dich aufzurappeln. Diesesmal schaffst du das auch Mirabella, das schwöre ich dir." Eine Träne kullerte meine Wange hinab. Noch nie hatte mir jemand etwas so schönes zu mir gesagt. Sie hatte Recht, ich war nicht schwach.
Nur weil ich jetzt weinte, war ich nicht schwach. Nur weil ich hier festsitze heißt das nicht ich bin schwach. Ich war einmal geflüchtet, das schaffe ich ein zweites Mal, wenn nicht sogar ein drittes, viertes oder fünftes Mal. Oder ich würde etwas noch viel größeres schaffen, ich würde kämpfen. Um mein Leben, meine Freiheit und um meine Liebe.
"Dankeschön Narzissa.", schnifte ich leise und wischte mir die Tränen von den Wangen, "danke, dass sie mich nicht aufgeben. Ich komme hier raus." Ein Rascheln hinter uns ließ uns aufschrecken. Narzissa sprang schnell auf, bückte sich jedoch noch zu mir hinab und flüsterte mir etwas ins Ohr : "Wenn du hier weg willst, benutze den Schacht über dir. Ich lege dir einen Leuchtstab dort rechts in die Ecke, mit dem Schacht kommst du bis zur Abstellkammer dieser Villa. Von dort ist es nicht mehr weit bis nach draußen. Und eine Sache noch.." sie machte eine kurze Pause und sprach dann mit beunruhigend leiser Stimme weiter, "flüchte noch heute Nacht. Frag nicht wieso, tu es einfach. Oder es wird zu spät sein." Mit diesen Worten erhob sie sich, warf etwas in die Ecke der Zelle und lief mit schnellen Schritten zur Tür.
"Narzissa?" Sie drehte sich zu mir herum und sah mich fragend an. "Bitte sagen sie Draco, dass.. ich ihn l-lieb hab. Und dass alles wieder in Ordnung wird." "Werde ich. Und.. Viel Glück Mirabella." Und mit diesen Worten fiel die Tür wieder ins Schloss.
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Schatten der Vergangenheit [Harry Potter FanFic] ✔
FanfictionAls ich in den wohl bekannten Sog des Portschlüssel gezogen wurde, schrie sofort ein Teil in mir wieder nach der Schule. Es würde einsam werden, ohne meine Freunde. Aber was denke ich da? Sie hatten sich nicht einmal von mir verabschiedet. Dunkel er...