Kapitel 14 | Lando's Worst Nightmare

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Lando's Worst Nightmare
Kapitel 14


Abu Dhabi
20. November 2022



Lando



„Flennst du immer noch?"

Er hatte das Gesicht in seinem Kopfkissen vergraben und hörte die gefühllose Stimme daher kaum. Er wollte sie auch nicht hören. Nichts hören, nichts sehen und am liebsten auch keinen Laut mehr von sich geben. Er klang erbärmlich und schwach, nur jede Gegenwehr war komplett sinnlos. Er schaffte es nicht und versuchte er es doch, dann wusste dieser Kerl schon, wie er ihn dazu brachte, wieder alles zu tun, was er wollte. Er wollte auch gar nicht rumheulen, aber dagegen konnte er auch nichts machen. Da waren die Schmerzen noch sein geringstes Problem, auch wenn die nicht ohne waren.
„Nächstes Mal schlag ich härter zu, dass du es nur weißt", wurde ihm noch mitgeteilt und eigentlich hatte er sich geschworen, dass er nichts mehr sagen würde. Er war doch besser gewesen, als Daniel. Auch heute. Sein sechster Platz war doch besser, als Daniels neunter und das hier passierte doch sonst nur, wenn er schlechter als sein Teamkollege abschnitt. So lauteten die kranken Spielregeln doch.
„Warum?", kam es ihm also verheult und viel zu leise über die Lippen. Damit meinte er so viele Dinge gleichzeitig. Nicht nur, weshalb er vom Muster abwich, sondern wieso er das alles machte, weshalb er da reingeraten war...
Dass er kaum eine Antwort darauf erhalten würde, war ihm im Grunde auch bewusst, noch bevor er die Gegenfrage erhielt.

„Was?"
Er sollte es lassen. Sich still verhalten, totstellen, bis dieses kranke Monster endlich verschwand. Sie konnten schließlich nicht ewig auf diesem Hotelzimmer bleiben. Ausharren, bis es endlich ganz vorbei war, war oft alles, was ihm übrigblieb. Schon klar, dass er ihm das nicht erlauben sollte, nur wusste er auch keinen Weg, um aus dieser Falle endlich rauszukommen.
„W-Warum?" Er könnte sich selbst eine reinhauen, dafür, dass er es versuchte. Er wusste, wie das Ergebnis aussehen würde, nur hielt er diesen Mist jetzt schon zwei Jahre lang aus. Zwei Jahre, in denen er immer Angst vor diesen Übergriffen haben musste. Zwei Jahre, in denen er sich mit einem freundlichen Menschen wie Daniel nur gezofft hatte, weil er besser sein musste als er. Nur so hatte er sich diesen Widerling mit seinem perfiden Spielchen vom Hals halten können.
„Rede lauter, ich versteh kein Wort", wurde er einmal mehr angefahren und obwohl er es gar nicht wollte, wurde er tatsächlich ein wenig lauter, wenn auch nicht weniger hörbar verzweifelt über seine aussichtslose Lage.
„Warum tust du mir sowas an?", verlangte er nun deutlicher zu wissen, hatte den Kopf endlich aus dem Kopfkissen erhoben und wagte es sogar, den Kerl anzusehen, der für das alles verantwortlich war. Nicht in die Augen. Das konnte er nach allem, was geschehen war, schon längst nicht mehr. Wahrscheinlich freute der sich noch darüber, ihn so am Ende mit seinen Nerven zu sehen.

Und richtig gedacht.
Auf den Zügen des anderen breitete sich wieder dieses selbstzufriedene und herablassende Grinsen aus. „Weil mir dieses kleine Spielchen gefällt", hieß es und da lehnte sich dieser Dreckskerl auch schon so aufdringlich dicht zu ihm herüber und sprach ihm direkt ins Ohr: „Dir doch auch."
Ein Schauer des Ekels überrollte ihn, als er zurückwich, sich ganz fest an das Kopfende des Bettes drückte und einfach nur Abstand wollte. In die andere Richtung konnte er leider nicht entkommen. Er war wie in die Ecke getrieben.
„Nein! Es gefällt mir überhaupt nicht! Mir tut alles weh. Was soll ich denn meinem Physio wieder sagen, wo ich das her hab?", rief er verzweifelt aus. Das würde doch auffallen und dann würde er gezwungen sein, etwas zu sagen und wenn das passierte, dann würde dieser Typ Mittel und Wege finden, ihm und allen, die ihm wichtig waren, das Leben zur Hölle zu machen. Das wollte er unbedingt verhindern.
„Das ist mir sowas von scheißegal. Du musst nur eins tun. Du hältst deine verdammte Klappe", lautete die Anweisung, die er schon viel zu oft bekommen hatte.
„Aber das wird rauskommen. Das alles. Wenn jemand diese Verletzungen sieht-", stammelte er aufgebracht. Konnte dieser Wichser nicht einsehen, dass es falsch war, was er da mit ihm machte und ihn einfach in Ruhe lassen? Er wusste selbstverständlich, dass das so nicht funktionieren würde.

Noch bevor er reagieren konnte, sah er sich schon wieder einem erzürnten Blick ausgesetzt und hörte die nächsten Drohungen, die ihre Wirkung nicht verfehlen konnten.
„Du hältst den Mund und du wirst dafür sorgen, dass das keiner erfährt. Oder willst du, dass ich bei deiner kleinen Schwester weiter mache?"
Jetzt geriet er wieder in absolute Panik, denn was auch immer passierte, er durfte unter keinen Umständen zulassen, dass man Flo irgendwas antat. Das hatte sie nicht verdient. Sie war unschuldig und er würde es sich auch nie verzeihen, wenn er sie nicht beschützen konnte.
„Nein! Nein, bitte nicht! Lass sie da raus! Sie kann doch nichts dafür!"
Seine kleinen Aufstände nützten nichts, solange er seine Schwester nicht aus der Schusslinie bekommen konnte. Sobald man ihm drohte, ihr etwas anzutun, verlor er. Er konnte es nicht riskieren. Lieber würde er das für den Rest seines Lebens erdulden, als dass sie auch nur eine einzige Erfahrung machen musste, die dieser Hölle nah kam.
„Es liegt ganz bei dir. Sie hat doch diesen neuen Trainer. Zufälligerweise hatte ich ein sehr interessantes Gespräch mit ihm. Er würde so einiges mit deiner Schwester anstellen, solltest du deine Klappe nicht halten können", lauteten die weiteren Ausführungen, die ihn vollständig einknicken ließen.

Alleine die Vorstellung, dass irgendwer ihr etwas antun könnte, war ihm unerträglich.
Um nichts in der Welt ließ er zu, dass ein Kerl, der sein Problem war, das Leben seiner Schwester zerstörte.
„Nein..." Ihm wurde bewusst, dass er keine Chance hatte, dass er überhaupt nichts tun konnte. Er wüsste nicht was. Wie sollte er das irgendwem auch erklären? Und sobald jemand davon erfuhr, war Flo nicht mehr sicher.
„Also, wie sieht's aus? Willst du mir Ärger machen oder hast du es jetzt kapiert?", wurde er gefragt. Es fühlte sich ein bisschen so an, als würde irgendwas in ihm gerade sterben. Sein Kampfgeist, vielleicht. Er fühlte sich um einiges schwächer, als ohnehin schon, als er nur so dasaß und gar nichts machen konnte. „Bist du taub?" Offensichtlich erwartete man noch eine Antwort von ihm, aber in diesem Augenblick war er wie versteinert. „Na schön, komm her!"
Sein Zögern hatte den Kerl wohl verärgert. Er konnte nicht so schnell reagieren, ihm nicht mehr entkommen, da wurde er schon gepackt und wieder auf das Bett gedrückt.
„Nein!"
„Du hast doch lange frei. Da geht noch eine Runde."
Obwohl es sinnlos war, versuchte er sich dennoch zu wehren. Auch, wenn es bei kläglichen Versuchen blieb.
„Lass mich los!"
„Dir werde ich zeigen, wie hart ich zuschlagen kann."



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