Kapitel 9 | Squeamish

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Squeamish
Kapitel 9


England
9. Juni 2023



Lando



„Du siehst nicht gut aus."

Mit diesen Worten empfing Carlos ihn, als er seine eigene Küche betrat, sich auf einen der Stühle plumpsen ließ und im Grunde ja immer noch nur seine Ruhe haben wollte.
Er hätte Carlos nicht erlauben sollen, hier zu bleiben. Als er meinte, dass er auch wieder gehen könnte, wenn er drauf bestand, hätte er ihm die Tür vor der Nase zuschlagen sollen und hätte sich nicht mehr mit ihm befassen müssen. Blöderweise wusste er, dass sein dämlicher Kopf ihm da ohnehin einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Wenn etwas vorfiel, dann grübelte er nach, ob er wollte oder nicht.
„Auch einen guten Morgen", gab er ein wenig gereizt zurück. Man konnte doch erwarten, dass man wenigstens noch begrüßt wurde. Erstrecht, weil Carlos aus nächster Nähe wissen müsste, was für ein Morgenmuffel er sein konnte. Nur, weil er früh aufstand, bedeutete das ja nicht, dass er deswegen auch sofort gut drauf war.
„Komm, jetzt block' nicht immer ab. Lass uns reden", verlangte Carlos und irgendwie nervte ihn das schon wieder. Wenn er mit irgendwelchen Aufforderungen bombardiert werden wollte, brauchte Carlos dafür sicher nicht extra aus Madrid kommen.

„Wir reden!", fuhr er den anderen also fast direkt an.
Das brachte alles überhaupt nichts. Was sollte er denn noch großartig sagen? Es war nun einmal, wie es war und er konnte Carlos ganz schlicht und ergreifend nicht sagen, was los war. Wozu auch? Der konnte ihm dabei ohnehin nicht helfen und auf dessen Nachfragen, bei denen er alles wieder ins kleinste Detail erklären musste, hatte er keine Lust.
„Du weißt, was ich meine", behauptete Carlos, was ihn lediglich mit den Schultern zucken ließ.
„Und du, dass ich meine Ruhe will." Das hatte er schließlich auch oft genug gesagt und trotzdem musste Carlos weitermachen und ihm auf die Nerven gehen. Logisch würde er dasselbe für ihn tun, wenn er fürchten würde, dass etwas nicht in Ordnung war. Dennoch wollte er am liebsten dafür sorgen, dass Carlos wieder verschwand. Seine Anwesenheit erinnerte ihn nur daran, dass alles im Arsch war.
„Tut mir leid. Aber es offensichtlich und es fällt mir einfach schwer, es hinzunehmen", begründete Carlos, noch vollkommen ruhig, nur würde er das sicherlich nicht bleiben, wenn die Diskussion erst wieder anfing. Eine, auf die er gut verzichten könnte. Erstrecht am frühen Morgen.

„Du willst Kaffee, oder?", beschloss er also, irgendwie das Thema zu wechseln.
Er sprang von seinem Platz wieder auf, lief an Carlos vorbei und angelte nach dem Instant-Kaffee. Er besaß ja keine Kaffeemaschine und da er nicht völlig ungastlich sein wollte, war das eine ganz gute Möglichkeit.
„Ich kann auch selbst-", wollte Carlos einwenden, aber soweit kam es noch, dass er seine Gäste zur Selbstbedienung aufforderte. Und dabei ertappt, verdrehte er innerlich die Augen über sich selbst. Das war so dermaßen dumm und immer wieder sein Problem. Er machte halbe Sachen. Er wollte Carlos loswerden, war aber nicht dazu in der Lage, sich ausreichend schlecht zu benehmen, damit er das auch tat.
„Schwarz?", hakte er nach, obwohl er die Antwort kannte. Er wollte damit lediglich unterstreichen, dass er nicht gewillt war, sich dem Gespräch mit Carlos zu stellen. Er konnte, wollte und würde ihm nichts von dieser Sache erzählen, weil es das Beste war. Und wenn der andere sich dafür auf den Kopf stellen würde.
„Ja", bestätigte Carlos, hörbar verstimmt und nahm das Angebot erst einmal so an. Ihm war auch klar, dass es damit noch nicht vorbei war, verbuchte es allerdings als Etappensieg. Er musste nur durchhalten, bis Carlos' Terminkalender dafür sorgte, dass er wieder abreiste.
Er brauchte also nur Geduld.


Etwas später am Tag waren sie ins Wohnzimmer umgezogen.
Gut, er hatte das Sofa erst von einem ziemlichen Wäscheberg und einigen Pizzakartons befreien müssen, damit Carlos auch Platz darauf fand, aber tatsächlich hatte dieser sein Wort gehalten und ihn nicht auf das Chaos angesprochen. Das hielt Carlos aber natürlich nicht davon ab, sich in seinem Wohnzimmer genauer umzusehen und selbstredend wieder etwas zu finden, was er glaubte ansprechen zu müssen.
„Wo hast du denn die ganzen Bilder gelassen?", wollte Carlos wissen und brachte ihn direkt dazu, sich wieder auf die Lippe zu beißen. Noch etwas, worüber er lieber nicht redete.
„Welche Bilder?", gab er sich also mal ganz ahnungslos, nur war ihm bewusst, dass er seinem ehemaligen Teamkollegen da nichts vormachen konnte. So dumm zu fragen verschaffte ihm lediglich ein wenig Zeit um darüber nachzudenken, wie er das erklären sollte. Nur konnte es dazu wohl kaum eine gute Begründung geben.
„Du hattest doch die ganze Wand voll mit Schnappschüssen von deiner Familie, Freunden und uns beiden", erinnerte Carlos ihn und das ließ sich ja schwerlich abstreiten. Er hatte sich eine riesige Fotowand gemacht, mit all den Erinnerungen, von denen er sich sicher gewesen war, sie für immer behalten zu wollen. Aber jetzt tat alles irgendwie nur noch weh, wenn er es ansah und das konnte er nicht mehr aushalten.

„Brauchte Platz", zuckte er wie so oft mit den Schultern.
Er versuchte seit langer Zeit, alles irgendwie weg zu ignorieren. Dass das nicht ewig funktionierte, war sicherlich klar und dennoch versuchte er es. Weil das, was folgen würde, ihm noch sehr viel schlimmer erschien.
„Wofür denn?", blieb Carlos hartnäckig, was ihm wieder dieses unschöne Gefühl gab, in die Ecke getrieben zu werden. Im Kopf spielte er oft durch, was passieren würde, wenn er Carlos die Wahrheit sagte, wenn er ihm alles anvertrauen würde. Er wusste im Grunde, dass Carlos ihn nicht verurteilen würde, dass er erschüttert wäre und ihm helfen wollen würde.
Nur sein Stolz...
Sein verdammter Stolz wollte das nicht zulassen. Er konnte es einfach nicht und dann war da trotz allem die Angst, dass Carlos es in irgendeiner Art negativ auffassen könnte, ihm vielleicht sogar an den Kopf knallte, dass er sich die Scheiße nur ausdachte, weil er Aufmerksamkeit haben wollte.

„Was geht's dich an?"
Es reichte ihm so langsam. Carlos Einmischungen mochten nett gemeint sein, nur wie oft sollte er ihm denn noch erklären, dass er mit ihm darüber nicht reden wollte und dass er allgemein nicht über sein beschissenes Leben reden wollte.
„Lando, komm schon. Es bringt nichts, wenn ich dir hier nur stumm dabei zusehen, wie etwas nicht in Ordnung ist. Ich bin hier, weil ich dir wirklich helfen möchte", beteuerte Carlos erneut und er glaubte ihm das auch. Nur könnte er es nicht verantworten, seinen Freund in die Sache mit reinzuziehen. Was sollte er tun, wenn sich die Drohungen irgendwann auch gegen Carlos richteten? Es war schlimm genug, mit welchen Konsequenzen er jetzt schon rechnen musste. Er wollte nicht noch mehr Angriffsfläche generieren.
„Es ist alles bestens. Ich brauche keine Hilfe", ließ er Carlos also weiterhin auf Granit beißen. Sicher nahm er Carlos damit jede Chance, ihn zu verstehen, nur alles andere kam nun einmal nicht in Frage. Er wünschte, er hätte die Entschlossenheit besessen und Carlos einfach vor seiner Tür hocken lassen. Das hätte es leichter gemacht.
„Bist du sicher? Ich meine-", setzte Carlos noch einmal an und zerfetzte damit einmal mehr seinen ohnehin schon beschädigten Geduldsfaden...

„Lass das!", blaffte er Carlos regelrecht an.
„Was meinst du?", wusste dieser wieder einmal nicht, was schon wieder los war.
„Deine beknackten Fragen, wenn ich dir was sage. Ich hab meine Worte immer so gemeint, wie ich sie gesagt hab, im Gegensatz zu dir!", biss er Carlos erneut weg. Vorwürfe brachten gar nichts. Das war ihm bewusst. Nur wie sollte er ihn sonst dazu bringen, von diesem Thema abzulassen?
Klar. Es war schön, ihn hier zu haben, etwas Normalität zu fühlen, aber es wühlte ihn gleichzeitig auch auf. Er wollte nicht über diesen Sumpf an Problemen reden und doch wollte er einfach mal wieder einen alten Freund an seiner Seite, der ihm das Gefühl gab, dass seine Welt noch nicht aus den Fugen geraten war.
„Worauf spielst du jetzt schon wieder an?"
„Dass du sagst, es würde an unserer Freundschaft nichts ändern, dass du weißt, dass ich auf dich stand, zum Beispiel."

Fuck!
Das hatte er gar nicht noch mal auf den Tisch bringen wollen. Aber das saß nun einmal sehr tief. Er hatte über ein verdammtes Jahr gebraucht, um diesen Mut aufzubringen, es Carlos unter größer Angst gestanden und der versprach ihm, dass sich nichts ändern würde. Der größte Bullshit überhaupt!
Carlos war danach so dermaßen verkrampft im Umgang mit ihm gewesen, hatte seltener Zeit gehabt, hatte plötzlich Hemmungen, sich in seiner Gegenwart umzuziehen und was nicht noch alles. Es hatte verdammt wehgetan zu spüren, dass Carlos ihn am Ende doch mied und ihm nicht einmal sagte, wieso eigentlich. Stattdessen behauptete er weiter, dass alles bestens war. Er gab es ungern zu, aber das hatte ihn wahnsinnig verletzt.
„Ich dachte auch, dass es nichts ändert. Wie gesagt, wenn ich mich unwissentlich anders verhalten hab, dann tut es mir leid. Ich wollte dir damit doch nicht wehtun", versuchte Carlos ihm zu erklären, nur merkte er auch, dass Carlos nicht einmal ansatzweise wusste, wie schmerzhaft das für ihn gewesen war. Nach all der Zeit sollte das auch keine Rolle mehr spielen. Es lag hinter ihnen.

„Okay. Dann ist das ja jetzt geklärt", wurde er direkt wieder patzig, versuchte dieses Gespräch wieder im Keim zu ersticken, bevor ihm deswegen auch noch die Tränen kamen.
Das wäre total unpassend und er hatte von dieser schwachen Opferrolle auch schon lange die Schnauze voll. Gegen einen Kerl wie Carlos wirkte er immer noch wie ein dummer, kleiner Teenager. Das war er nicht mehr und das wollte er auch nicht mehr sein. Er hatte das Risiko selbst in Kauf genommen, dass sein Geständnis was zwischen ihnen ändern könnte und es brachte auch nichts, wenn er hoffte, dass es je wieder wie früher werden könnte.
„Da ist doch noch mehr", stellte Carlos fest, der ihn von der Seite musterte und das war schon wieder zu viel für ihn. Er merkte, dass Carlos zum Kern vordringen konnte, dass er gewisse Dinge sehen konnte, die sonst keiner bemerkte und die ihn verrieten.
„Ganz toll, Carlos, wirklich. Wenn du hergekommen bist, um mir immer wieder Probleme einzureden, die ich nicht hab, gehst du echt besser wieder", knallte er Carlos an den Kopf und wandte sich wieder von ihm ab. Er konnte ihn nicht länger ansehen und seine Augen brannten schon verräterisch. Er sollte jetzt gut aufpassen, dass er nicht emotional wurde.

„So meinte ich das nicht", blieb Carlos weiterhin ruhig.
Er wusste, dass es Carlos ebenfalls schwerfiel. Sein ehemaliger Teamkollege war nicht sehr geduldig. Bei ihm musste alles funktionieren. Er blieb dran, wollte schnelle Lösungen. Er selbst war jemand, der deutlich mehr Zeit brauchte, der über Dinge viel länger nachdachte und der nicht so spontan zur Tat schreiten konnte.
„Na gut. Wir müssen ja nicht über sowas reden. Wir können auch einfach mal wieder was als Freunde machen", schlug Carlos ihm schließlich vor und nahm endlich mal ein bisschen Druck aus ihrer Situation. Es erleichterte ihn, dass der andere so viel Einsicht hatte, nur konnte er nun auch nicht einfach in den „Freunde-Modus" wechseln.
„Von mir aus", hob er wieder einmal die Schulter. Er wollte ja, nur tat er sich sehr schwer damit, diesen Wunsch zu formulieren. Wann war das alles nur so entsetzlich kompliziert geworden.
„Zocken wir eine Runde?", wurde er von Carlos gefragt und damit konnte er wenigstens versuchen, mal ein wenig in ihre gewohnten Bahnen abzutauchen.
„Wenn du verlieren willst."


Tatsächlich hatte er seine Worte wahrgemacht.
Carlos hatte ein paar saftige Niederlagen gegen ihn einstecken müssen. Wenigstens das. Und einen Moment fühlte sich das alles auch wieder wie früher an. Bevor es Sorgen gab und Schwierigkeiten, aus denen er nicht mehr rausfand. Sie waren sich wieder etwas näher, Carlos rückte nicht einen halben Meter von ihm weg, wie er es einst getan hatte, nachdem er von seinen wahren Gefühlen erfuhr und er hatte es einen Moment genossen, wie Carlos leidenschaftlich auf Spanisch fluchte.
Es wurde schon langsam dunkel draußen und vielleicht sollten sie sich doch mal um etwas zu Essen kümmern. Er hatte nur nie Hunger und eingekauft hatte er auch nichts. Wenn sie noch was brauchten, müssten sie bald los, bevor die Läden schließen würden.
Nur er selbst hatte gar keinen Appetit. Wie eigentlich immer. Es fiel ihm unendlich schwer, sich jeden Tag wenigstens ausreichend mit dem zu versorgen, was sein Körper nun einmal brauchte, um den Fitnesslevel halten zu können. Sein Physio hatte ihn dieses Jahr schon viermal abgemahnt und ein fünftes Mal wollte er unbedingt vermeiden.

„Mit wem hast du gestern Abend eigentlich geschrieben?", riss Carlos ihn da allerdings aus seinen Gedanken.
Damit waren sie dann also wieder in der Gegenwart angekommen. Er überlegte, ob es sinnvoll war, Carlos davon zu erzählen. Wieso wäre es besser zu schweigen? Was sprach dagegen, es ihm einfach zu sagen? Er hasste es, dass ihn jede noch so kleine Frage verunsicherte.
„Ist das wichtig?", entgegnete er und rechnete damit, dass Carlos jeden Moment doch der Kragen platzen würde, dafür, dass er ihn immer so abkanzelte. Wo auch immer Carlos neuerdings die Tugend der Geduld gelernt hatte...
„Mich interessiert es nur", begründete Carlos.
Er seufzte. Es war komplett dämlich, es verheimlichen zu wollen. Sie hatten ja nichts Schlimmes gemacht oder dergleichen und sie waren eben jetzt Teamkollegen, also...
„Mit Oscar."
Wenn er ehrlich war, dann würde er sich schon gerne noch mal mit ihm treffen, bevor sie nach Kanada mussten. Aber ob das wohl so eine gute Idee war? Der merkte doch sicher auch schnell, dass bei ihm was im Argen lag. Dennoch war es ein schönes Treffen gewesen...

„Wirklich?"
Er verdrehte die Augen, kaum, dass Carlos ihm diese selten dämliche Frage gestellt hatte.
„Ja, wieso denn nicht?", motzte er ihn an. Was sollte das eigentlich, dass Carlos immer alles anzweifeln musste, was er ihm erzählte? Ganz ehrlich: Dann konnten sie sich das ganze Gespräch auch direkt klemmen!
„Nur so. Versteht ihr euch?", überging Carlos das, wollte sich offensichtlich gar nicht mit ihm streiten, nur irgendwie war ihm damit die Lust auf einen Smalltalk auch gründlich vergangen.
„Ich denke schon", machte er es Carlos mal wieder nicht leicht, diese Konversation mit ihm zu führen. Wobei es womöglich besser war, mit ihm darüber zu reden, als über seine verdammten Probleme, die er immer wieder zu leugnen versuchte.
„Ist er auch...?", deutete Carlos an und obwohl er es nicht aussprach, wusste er sofort, worauf heterosexuelle Menschen hinauswollten, wenn sie diesen Unterton draufhatten.
„Ganz bestimmt nicht", stellte er auch direkt klar.
Von Oscar konnte man gewiss vieles sagen. Er war in vielen Hinsichten besonders und anders, als andere Rennfahrer. Aber ganz sicher stand der nicht auf Jungs oder Männer oder etwas in der Art. Das konnte er sich nicht vorstellen.

„Schade", kam es von Carlos und gerade könnte er ihn echt verprügeln, für wenig Taktgefühl.
Wie zur Hölle konnte man sich bei diesen Themen nur so blöd anstellen? Hätte er Carlos nur nie etwas gesagt. Seit sein ehemaliger Teamkollege wusste, wie es um ihn bestellt war, wurde es dauernd irgendwie krampfig und peinlich.
„Was soll das denn jetzt?" Er verbarg nicht, dass ihn das störte. Wieso war das für viele Menschen so schwer zu begreifen, dass man einfach genauso behandelt werden wollte, wie jeder andere Mensch auch. Er war doch kein Sonderling, nur weil Mädchen ihn nicht anmachten. Und wieder enttäuschte es ihn irgendwie, dass Carlos ihn augenscheinlich so wenig verstehen konnte. Er hatte immer auf was anderes gehofft. Oder verstand er das alles schon wieder komplett falsch?
„Vielleicht würde es dir guttun, jemanden zu haben", machte Carlos es aber nicht besser.
„Ach, weil es mit dem einen Teamkollegen nicht geklappt hat, will ich halt einen anderen? Du-" Dafür hatte er echt keine Worte mehr. Das machte ihn so wütend. Er war doch nicht verzweifelt und er musste sich nicht an Oscar ranschmeißen, nur weil er endlich mit jemandem zusammen sein wollte. „Du hast echt sowas von keine Ahnung!"

Eine Reaktion, mit der Carlos seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen nicht gerechnet hatte.
„So meinte ich das gar nicht", versuchte Carlos noch zu erklären, aber diese Begründung hing ihm auch schon zum Hals raus.
„Gewöhn dir echt mal an, Dinge zu sagen, wie du sie meinst. Würde vieles leichter machen!", empfahl er seinem Freund also. Das konnte doch nicht so schwer sein. Woher sollte er denn bitte wissen, wie Carlos seine Worte wirklich meinte? Er konnte nicht hellsehen!
„Da hast du sicher Recht. Aber ich muss auch mit dem ersten Schritt anfangen. Wenigstens die Zeit solltest du mir geben, oder?", ruderte Carlos auch zurück und nahm ihm sofort wieder die Angriffsfläche, auf die er gerade so leidenschaftlich einprügeln wollte, um sich abzureagieren. Das machte Oscar auch dauernd und das trieb ihn in den Wahnsinn.
„Wenn du meinst", tat er es einmal mehr ab.
„Also komm. Erzähl mir mal wenigstens, wie es mit dem Aussie 2.0 läuft", lenkte Carlos das Thema wieder auf Oscar. Er war sich irgendwie nicht ganz sicher, ob das die richtige Richtung war.
„Ganz okay eigentlich", blieb er also erst einmal verhalten.
„Komm schon, da ist doch sicher noch mehr. Hat er irgendwelche komischen Macken? Was ist so passiert? Da gibt es sicher was, was du erzählen kannst", ließ Carlos nicht locker, als dachte er mal einen Moment darüber nach.

Smalltalk war immer noch besser, als über sich selbst zu sprechen.
Und da fiel ihm tatsächlich eine Kleinigkeit vom Beginn dieser Saison ein.
„Wenn Zak fährt, hält er sich immer oben am Griff fest", plauderte er also mal aus, was er so beobachten konnte.
„Echt?"
Schon wieder musste Carlos so blöd nachfragen, aber er überging das an dieser Stelle einfach mal.
„Ja. Der hatte uns am Anfang vom Flughafen abgeholt und wir sind ins Werk gefahren. Keine Ahnung ob er zu höflich war, um etwas zu sagen. Aber wohl gefühlt hat er sich nicht", führte er also mal aus. Es war schon fast ungewohnt, so viele Worte zu benutzen.
„Das kann ich sogar verstehen. Zak fährt wie der letzte Henker", meinte Carlos und hatte damit auch nicht Unrecht.
„Ja, absolut. Aber im Gegensatz zu dir hat Oscar sich nach der ersten Fahrt mit ihm nicht übergeben", ließ er es sich nicht nehmen, Carlos noch ein bisschen aufzuziehen.
„Nicht? Das sagst du nur, um mich zu ärgern, oder?"
„Nö. Er hat einen stärkeren Magen als du."
Es amüsierte ihn schon zu sehen, wie Carlos ein wenig die Gesichtszüge entglitten.
„Verdammt."
„Tja."

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