Die Ermittlungen gehen weiter

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Zuhause machte ich mich direkt nach dem Mittagessen auf den Weg zu Chris Grebens Haus, das noch ein ganzes Stück hinter Tarson lag. Nach über einer Stunde erreichte ich endlich, völlig verschwitzt, eine ziemlich großes, eingezäuntes Anwesen.

Diesmal versteckte ich mein Fahrrad direkt am Anfang der Straße, damit mich defintiv keiner sah, und schlich durch die Büsche am Wegesrand näher an das Gebäude heran. Es lag relativ abgelegen, das nächste Haus befand sich in über hundert Metern Entfernung, weshalb ich mir wenige Gedanken darüber machte, gesehen zu werden.

Chris' Haus war frisch weiß verputzt und sah auf den ersten Blick verlassen aus. Allerdings machte die zwei Meter hohe Ziegelmauer es nahezu umöglich, den Garten genauer zu sehen, sodass ich es nicht hunderprozentig sicher einschätzen konnte.

Ich musste also irgendwie über die Mauer kommen, oder darum herum blicken können.

Mich aufmerksam nach eventuellen Beobachtern umsehend lief ich langsam um die Mauer herum, auf der Suche nach einem weiteren Eingang neben dem Tor, das sehr stabil aussah und zur Straße führte. Sicherlich konnte ich auch einfach über das Hindernis drüber klettern, aber ich befürchtete, dass das Anwesen mit Alarmanlagen ausgestattet war. Und falls doch jemand zuhause war, würde dieser mich vom Haus aus garantiert sehen.

Glücklicherweise entdeckte ich an der Seite der Mauer tatsächlich einen Baum, der nah an dem Grundstück wuchs und stabil genug zum Klettern aussah. Seine dichten Frühlingsblätter würden mich vor neugierigen Blicken abschirmen.

Dennoch setzte ich meine Kaupze auf, bevor ich mich ans Klettern machte.
Innerhalb weniger Sekunden war ich bereits auf einer Höhe, die es mir ermöglichte, das Haus genau im Blick zu haben und den Garten zu betrachten. Alles war leer. Nichts regte sich, auch nicht hinter den Fenstern des wirklich großen mehrstöckigen Hauses.

Erst überlegte ich, über einen besonders langen Ast direkt über den Garten zu balancieren und dann herunterzuspringen, doch meine Angst, herunterzufallen, siegte. Festhalten konnte ich mich dann nämlich nicht. Also kletterte ich erst wieder den Baum herunter, griff dann mit beiden Händen an die obere Kante der Mauer und zog mich hoch. Alles blieb still. Keine Alarmanlage ging los.

Kurze Zeit später sprang ich auf der anderen Seite auf den Boden und sprintete einige Schritte zum nächsten Gebüsch.

Dort ließ ich mich auf den Boden fallen, atmete tief durch und lauschte. Außer dem Gezwitscher einiger Vögel war es ruhig. Scheinbar war wirklich niemand hier.

Nachdem ich sicherheitshalber mehrere Minuten gewartet hatte, wagte ich es, aufzustehen, und mit leisen Schritten näher an das Haus heranzugehen.

Erst auf den zweiten Blick entdeckte ich die Überwachungskameras, die an mehreren Stellen der Fassade des Gebäudes befestigt waren. Nervös zog ich meine Kapuze noch etwas weiter in die Stirn, damit man mich auf den Videos später nicht erkennen würde.

Dabei wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich feststellen sollte, ob die Anwohner tatsächlich im Urlaub waren, oder einfach nur über den Tag nicht zuhause waren. Beides war möglich, wenn dieses Haus verlassen war.

Langsam schlich ich, den Kopf voller kreisender Gedanken, weiter. Ganz in meiner Nähe flatterten zwei Vögel in der Luft. Einer stieß einen Schrei aus.

Und plötzlich, ich befand mich nur noch einige Schritte von einem Fenster des Hauses entfernt, erklang Hundegebell.

Erschrocken fuhr ich herum. Alles war wie zuvor. Dann drehte ich mich zur anderen Seite und erstarrte. Zwei riesige, zähnefletschende Dobermänner rasten wild bellend auf mich zu.

„Hey, was machen Sie da?!", ertönte aus der anderen Richtung eine zornige Stimme, doch ich wagte es nicht, den Hunden den Rücken zuzudrehen.

Scheiße! In Gedanken sah ich mich schon im Polizeiauto sitzen, bei einem Einbruch ertappt. Falls ich den Hundenagriff überlebte. Meine Beine fühlten sich an wie Gummi. Ich konnte nichts anderes tun, als zuzuschauen, wie die Hunde immer näher kamen.

„Nur weil die Besitzer im Urlaub sind, kann sich hier nicht einfach so jemand einnisten", brüllte die andere Person in meinem Rücken mit einer definitiv männlichen Stimme. Sie klang näher.

Und das endlich riss mich aus meiner Erstarrung.

Ich sprintete los. Nach einem Stock zu schnappen schaffte ich nicht mehr. Mir blieb nur noch die Flucht vor den beiden Hunden, die mittlerweile nur noch weniger Meter entfernt waren.

Noch nie in meinem Leben war ich so schnell gerannt. In einem Affentempo sprang ich über den Busch, hinter dem ich mich versteckt hatte, und griff nach der Mauer.

Mit der rechten Hand rutschte ich unangenehm ab, doch ich schaffte es mithilfe meiner Füße, mich nur mit links ein Stück hochzuziehen , bevor ich rechts wieder dazunahm.

Einer der Hunde bekam meine Hose zu fassen, doch ich zerrte mein Bein nach oben, raus aus seinem Maul. Mit einem ekelhalften Ratschen zerriss das Hosenbein und ich kippte, vom Schwung überwältigt, vornüber die Mauer hinunter.

Im letzten Augenblick schaffte ich es, mich in der Luft zu drehen, sodass ich auf der Seite in Gras landete, statt auf dem Kopf.

Die Mauer hielt die Dobermänner zurück, doch ich ließ mir keine Zeit zum Luftholen, sondern sprang direkt wieder auf und rannte weiter, nur weg von diesem Haus.

Ich werde meine größte AngstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt