Tatsächlich war das Verstecke-suchen nicht allzu spannend und nach zwanzig Minuten waren wir fertig.
Später am Abend, als die Polistin weg war und meine Eltern schon im Bett lagen, zog ich mir noch einmal die schwarzen Klamotten und Handschuhe an, schnappte mir meinen bereits gepackten Rucksack und kletterte über den Balkon nach unten.
Schließlich hatte ich einen Verdächtigfen, Paul Stern, noch nicht überprüft. Bestimmt war er der Täter, und dann mussten wir die Gefahr mit der Lösegeldübergabe gar nicht in Kauf nehmen. Er war schließlich bei dem Treffen nicht da gewesen, während er uns schon öfter besucht hatte und sich entsprechend gut in unserem Garten auskannte.
Geistesgegenwärtig schaltete ich mein Fahrradlicht nicht an, damit mich vom Haus aus niemand losfahren sah. Er wohnte zum Glück nicht allzu weit entfernt, sodass ich den Weg laut Google Maps in zwanzig Minuten schaffen sollte.
Weil ich die nächtliche Fahrt so gruselig fand, gab ich richtig Gas und war schon nach fünfzehn da.
Mein Fahrrad versteckte ich ein Stück die Straße runter, bevor ich mich dem zweistöckigen Ziegelhaus näherte. Es lag nicht so abgelegen wie unseres, aber auch nicht Wand an Wand mit den anderen, wie Miras, weshalb ich mir keine allzu großen Sorgen darüber machte, gehört zu werden.
Es war eine bewölkte, dunkle Nacht, sodass meine schwarze Kleidung mich perfekt tarnte. Nur eine etwas entfernte Straßenlaterne spendete etwas Licht, jedoch nicht so viel, dass mich jemand hätte sehen können, der nicht genau nach mir Ausschau hielt.
Mit schnellen, leisen Schritten durchquerte ich Pauls Vorgarten. Ein leichter Windstoß blies mir einige meiner Haare ins Gesicht und ich machte schnell noch ein Haargummi, das ich am Arm getragen hatte, hinein, damit sie mich bei meinem Plan nicht störten.
An der Vorderseite des Hauses entdeckte ich kein offenes Fenster, weshalb ich mich langsam weiter nach hinten schlich. Leider reichte des Licht der Straßenlaterne nicht bis hinter das Haus, sodass ich einen Moment lang innehalten und warten musste, bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Erst dann konnte ich die Erkundung fortsetzen.
Pauls Garten wir nicht allzu groß, doch er enthielt eine hübsche, gepflansterte Terrasse. Erfolglos versuchte ich, die dortige Tür zu öffnen. Sie war abgeschlossen. Auch mit den Fenstern hatte ich kein Glück. Ich landete wieder vor dem Haus, ohne ein offenes gefunden zu haben.
Ohne große Hoffnung probierte ich die Haustür, wurde jedoch auch hier enttäuscht. Es gab keinen Weg für mich, unauffllig ins Haus zu kommen. Schlösser knacken konnte ich nicht und Aufmerksamkeit erregen wollte ich nicht.
Nervös streckte ich eine Hand in Richtung Mund und begann, auf meinen Fingernägeln zu kauen. Felicia hatte nicht mehr viel Zeit. Es war bereits nach Mitternacht, also musste ich sie noch heute finden, oder mich komplett auf die Polizei verlassen. Bei Letzterem konnte so viel schiefgehen.
Nein, ich musste das hier machen. Das war vielleicht meine letzte Chance und ich konnte meine Angst vor Bestrafung nicht gewinnen lassen. Ich konnte nicht einfach so wieder nach Hause fahren.
Einem plötzlichen Entschluss folgend ging ich auf leisen Sohlen noch einmal hinter das Haus.
Die Pflastersteine der Terasse waren, besonders am Rand, ziemlich lose. Es dauerte nicht einmal eine Minute, bis ich einen herausgezogen hatte und in der Hand hielt.
Durch die Fenster konnte ich zwar nicht ins Innere des Hauses blicken, doch ich hoffte einfach, dass der Raum vorteilhaft für mich sein würde, als ich ausholte und den Stein mit aller Kraft in das Fenster warf.
Die Scheibe zersprang mit einem deutlich hörbaren Klirren in tausende Scherben.
Irgendwo in meiner Nähe schuhute eine Eule, doch ich machte mir nicht die Mühe, mich nach ihr oder eventuellen anderen Personen, die mich gehört hatten, umzusehen. Innerhalb von wenigen Sekunden stand ich im Haus und wartete, bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Diesmal würde es keine Frage sein, ob ein Einbruch stattgefunden hatte. Aber vielleicht würde ihn ja niemand auf mich zurückführen können. Und sonst war es mir lieber, für den Rest meines Lebens im Gefängnis zu sein, als dass Felicias in wenigen Stunden endete.
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Ich werde meine größte Angst
Misteri / Thriller„Was ist, wenn ein Monster mich doch holt?" „Dann tue ich alles, was ich kann, um dich zurückzubringen!" Und das meine ich ernst. Ich tue alles, was ich kann. Und noch weitaus mehr. Deine größte Angst sind Monster in der Dunkelheit. Das Letzte, was...